Lewis Hamilton
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Formel 1

Hamilton widmet Titel Mentor Lauda

Lewis Hamilton hat seine aktuelle Ausnahmestellung im Formel-1-Zirkus mit seinem sechsten WM-Titel untermauert. Am Sonntag genügte dem britischen Mercedes-Star beim Grand Prix der USA ein zweiter Platz, um sich erneut vorzeitig die Krone zu sichern. Der erste Gedanke Hamiltons galt aber seinem im Mai verstorbenen Mentor Niki Lauda.

„Es war das härteste Jahr für das Team. Wir haben Niki dieses Jahr verloren, einen Kernbestandteil unseres Teams“, sagte Hamilton nachdem die erfolgreiche Titelverteidigung feststand. „Ich hatte nicht gedacht, dass mich der Verlust von Niki so hart treffen würde, wie er es getan hat. Das war wirklich niederschmetternd, und ich vermisse ihn schmerzlich“, sagte Hamilton bei der Pressekonferenz. „Ich wusste vorher nicht, wie sehr ich ihn geliebt habe.“

Von Ende 2012 bis zu seinem Tod war Lauda Chef des Aufsichtsrats beim Mercedes-Werksteam. Der Wiener war auch einer der wichtigsten Faktoren, warum Hamilton sich einst entschied, bei dem Rennstall zu unterschreiben. Seit 2013 fährt der heute 34-Jährige für Mercedes, mit den Silberpfeilen gewann er fünf seiner WM-Titel. Den ersten hatte er 2008 noch mit McLaren geholt.

Lewis Hamilton und Niki Lauda
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Österreichs F1-Legende Lauda (l.) lotste Hamilton einst von McLaren zu Mercedes

Er vermisse die Gespräche mit Lauda über dessen Flugzeuge und die Verhandlungen mit ihm, sagte Hamilton. „Ich weiß, dass er heute seine Kappe runtergenommen hätte“, so der alte und neue Weltmeister, „gestern hätte er wahrscheinlich gesagt, dass er mir zu viel bezahlt, aber heute hätte er seine Kappe gezogen. Ich hätte das ohne Niki nicht schaffen können, er ist in Gedanken hier bei uns.“

„Jetzt werden wir das genießen“

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff sah es ähnlich. „Ich glaube, er (Lauda, Anm.) wäre stolz gewesen, was wir hier geschafft haben. Jetzt werden wir das genießen die nächsten Stunden“, sagte der Wiener im ORF-Interview, „so wie ich ihn kenne, wird er schon seine Segel setzen auf den siebenten. Und vielleicht schauen wir, was danach kommt“, sagte der 47-Jährige. Dank Bottas’ Sieg in Austin ist auch Platz zwei in der WM fix an den Finnen vergeben. Der Titel bei den Konstrukteuren für Mercedes war bereits lange davor festgestanden.

Hamilton widmet Titel Lauda

Lewis Hamilton hat sich am Sonntag zum sechsten Mal die Formel-1-Krone aufgesetzt. Den heurigen Titel widmet er Niki Lauda.

Der Verlust seines Mentors war Hamilton auf den Rennstrecken allerdings nicht anzumerken. Der Tod seines Mentors schien die Konzentration des 34-Jährigen sogar noch zusätzlich zu schärfen. Sieben seiner zehn Saisonsiege feierte der 34-Jährige nach dem Ableben Laudas. Einen elften Erfolg verhinderte nur ein zu hoher Reifenverschleiß. In den ausstehenden zwei Rennen in Brasilien und Abu Dhabi kann Hamilton trotzdem noch seinen Punkterekord von 408 Zählern überbieten. Aktuell hält der Brite bei 381 Punkten, maximal 52 gibt es für ihn noch zu holen.

Nur noch ein Titel hinter „Schumi“

Mit seinem sechsten WM-Titel ließ Hamilton den Argentinier Juan Manuel Fangio (fünf Titel) hinter sich und ist nun die alleinige Nummer zwei in der ewigen Bestenliste. Nur der Deutsche Michael Schumacher hat mit sieben Titeln mehr. Schon im nächsten Jahr könnte Hamilton aber mit „Schumi“ gleichziehen. „Michael zu erreichen war nie ein Ziel für mich. Ich hätte gedacht, dass es nicht möglich ist, überhaupt nur in die Nähe von Michael zu kommen“, sagte Hamilton.

Gedanken an den Rekordtitel schob der Mercedes-Star aber vorerst beiseite. „Ich möchte jetzt gar nicht an die Zahl Sieben denken, ich möchte das heute erstmal genießen“, sagte Hamilton bei einer Pressekonferenz. „Es sieht so nah aus, ist aber doch so weit weg. Es wird erneut eine unglaubliche Arbeit brauchen.“ Am Ende seines Weges sieht sich Hamilton aber noch nicht. „Ich glaube, dass ich mit dem Team mehr schaffen kann. Das ist mein Ziel“, sagte der Weltmeister.

„Eine Machtdemonstration“

Für die internationale Presse wird Schumacher die oberste Zeile der Statistik bald räumen müssen. „Schumacher hat den Briten nun in seinem Rückspiegel“, schrieb die spanische Zeitung „Sport“. Für „Mundo Deportivo“ ist es Hamiltons „Wunsch, immer mehr zu wollen, das, was ihn zu einem Größten aller Zeiten macht“. Der Schweizer „Blick“ zollte ebenfalls Respekt: „Was für eine Machtdemonstration.“

Euphorisch reagierte wenig überraschend die englische Presse. „Selbstredend ist Hamiltons Platz in der Geschichte. Er hat seinen Platz im Pantheon der sportlichen Größen bestätigt, nicht nur in der Formel 1. Seine bemerkenswerte Leistung ist nun für immer in die Rekordbücher eingebrannt, ohne dass ein Ende dazu in Sicht ist, was er erreichen kann“, schrieb etwa die „Times“.

Meiste Formel-1-WM-Titel

Michael Schumacher (GER) 7 1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004
Lewis Hamilton (GBR) * 6 2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019
Juan-Manuel Fangio (ARG) 5 1951, 1954, 1955, 1956, 1957
Sebastian Vettel (GER) * 4 2010, 2011, 2012, 2013
Alain Prost (FRA) 4 1985, 1986, 1989, 1993
Ayrton Senna (BRA) 3 1988, 1990, 1991
Nelson Piquet (BRA) 3 1981, 1983, 1987
Niki Lauda (AUT) 3 1975, 1977, 1984
Jackie Stewart (GBR) 3 1969, 1971, 1973
Jack Brabham (AUS) 3 1959, 1960, 1966
Fernando Alonso (ESP) 2 2005, 2006
Mika Häkkinen (FIN) 2 1998, 1999
Alberto Ascari (ITA) 2 1952, 1953
Emerson Fittipaldi (BRA) 2 1972, 1974
Graham Hill (GBR) 2 1962, 1968
Jim Clark (GBR) 2 1963, 1965
* Aktiver Fahrer