Johannes Duerr (AUT)
GEPA/Andreas Pranter
Doping

Dürr muss sich vor Gericht verantworten

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat gegen Ex-Langläufer Johannes Dürr Anklage unter anderem wegen gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs eingebracht. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag in einer Aussendung mit. Dem Niederösterreicher drohen im Falle einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.

Ein Verhandlungstermin vor dem Schöffengericht stand vorerst nicht fest. Dürr wird laut Anklagebehörde neben Betrug durch Eigendoping zudem zur Last gelegt, zum Doping anderer Sportler beigetragen zu haben. Er soll Wachstumshormone vom deutschen Sportmediziner Mark S. an andere Sportler weitergegeben und andere Sportler „zum Zwecke des Eigenblutdopings an den deutschen Mediziner vermittelt“ haben.

Dadurch habe der 32-Jährige, der im Oktober von der Österreichischen Anti-Doping-Rechtskommission (ÖADR) als Wiederholungstäter lebenslang gesperrt worden war, nicht nur mehrere Vergehen nach dem Antidopingbundesgesetz zu verantworten, sondern auch zum Sportbetrug durch die gedopten Sportler beigetragen, hieß es.

Aus Schaden nicht klug geworden

Die Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Sportbetrugs sei wiederum darin begründet, dass Dürr selbst – nach einer mehrjährigen Wettkampfsperre im Jahr 2014 – weiterhin Doping praktiziert habe und sich von Sponsoren sowie im Rahmen eines Crowdfundings von einer Vielzahl von Privatpersonen unterstützen ließ. Und das unter der Vorgabe, er würde den Sport nun sauber betreiben, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Johannes Duerr (AUT)
APA/Roland Schlager
In der Causa Dürr wird mit der Anklage wegen Sportbetrugs ein neues Kapitel aufgemacht

Der Blutdoping-Skandal wurde im Zuge der „Operation Aderlass“ aufgedeckt. Die Darstellungen Dürrs in einer im Jänner ausgestrahlten ARD-Doku hatten die Ermittlungen, die zu der Razzia während der nordischen Ski-WM 2019 in Seefeld führten, ins Rollen gebracht.

Dürr selbst war schon bei den Olympischen Spielen 2014 des Dopings überführt worden. Die weiteren Ermittlungen hätten dann aber den Verdacht ergeben, dass Dürr nach seinem ersten Auffliegen selbst laufend weiter Doping praktizierte und auch andere Sportler beim Doping unterstützte, erklärte die Anklagebehörde.

Komplize des deutschen Mediziners

Er sei auch seit Jahren als Komplize des Erfurter Arztes tätig gewesen. „So überließ er bereits im Jahr 2015 einen Spezialkühlschrank zur Lagerung von Blutbeutel dem deutschen Sportmediziner, der in Erfurt bis Ende Feber 2019 in Verwendung war“, hieß es in dem Statement der Staatsanwaltschaft.

Das Verfahren gegen Dürr nach dessen Dopingfall von 2014 war zur Jahresmitte 2015 diversionell erledigt worden. Die Staatsanwaltschaft Wien sah damals bei Verhängung einer zweijährigen Probezeit von einer Strafverfolgung des unbescholtenen und geständigen Langläufers ab, der zudem Schadensgutmachung geleistet hatte.

Hauke kommt glimpflich davon

Abgeschlossen ist bereits das Strafverfahren gegen Max Hauke, der sich wie seine früheren ÖSV-Teamkollegen Dürr und Dominik Baldauf bzw. die Ex-Radprofis Stefan Denifl und Georg Preidler in derselben Causa wegen Sportbetrugs vor Gericht verantworten musste. Hauke wurde Ende Oktober zu fünf Monaten bedingter Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 480 Euro verurteilt.

Sein reumütiges Geständnis, seine Unbescholtenheit und, dass er den Schaden teilweise zurückgezahlt hat, wertete die Richterin als mildernd. „Zudem sind die Folgen der Tat für Sie verheerend. Dieses unsägliche Video ist nach wie vor im Internet“, sprach die Richterin das Video von Haukes Verhaftung an, das unrechtmäßig veröffentlicht worden war.

Hauke, der bei der Razzia in Seefeld auf frischer Tat ertappt worden war, bekannte sich vor dem Schöffensenat teilweise schuldig. Er gab zu, sowohl Wachstumshormone genommen als auch Blutdoping betrieben zu haben. Die von der Staatsanwaltschaft angenommene Schadenssumme in der Höhe von über 50.000 Euro bestritt Hauke.