Uli Hoeneß
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Fußball

„Ich habe fertig“: Hoeneß’ letzte Show

Am Freitagabend ist die Ära von Uli Hoeneß beim FC Bayern München auch offiziell zu Ende gegangen. Nach einem halben Jahrhundert beim deutschen Rekordmeister verabschiedete sich der kontroversielle Präsident in einer großen Show von seinem Amt. Der 67-Jährige konnte sich dabei die eine oder andere Träne nicht verkneifen.

Bejubelt von zahlreichen Ehrengästen wie dem künftigen Bayern-Chef Oliver Kahn, dem aktuellen Coach Hans Flick und ehemaligen Stars der jüngeren Vergangenheit wie Franck Ribery und Arjen Robben nahm Hoeneß in der Münchner Olympiahalle vor mehr als 6.000 Mitgliedern der Bayern offiziell seinen Hut. „Es war eine wunderschöne Zeit. Das war’s! Danke!“, so der 67-Jährige und schickte in Anlehnung an ein legendäres Interview des damaligen Trainers Giovanni Trapattoni hinterher: „Ich habe fertig!“

Der scheidende Präsident bedankte sich vor allem bei den Mitgliedern des Vereins. „Sie haben mir das Leben schöner gemacht“, sagte Hoeneß, der in der Olympiahalle mehrfach um Fassung bemüht war. Ohne die Mitglieder und deren überwältigende Unterstützung, das betonte er gleich zu Beginn des Abends, wäre er nach seiner Zeit im Gefängnis nicht mehr an die Vereinsspitze zurückgekehrt. „Sie haben mir wunderbare Jahre geschenkt.“

Uli Hoeneß
Reuters/Andreas Gebert
Der langjährige Bayern-Boss rang mehrmals um Fassung

Sein zum Nachfolger erkorener Freund Herbert Hainer konnte spätestens an diesem Abend intensiv fühlen, welchen „riesigen Fußspuren“ er folgt. „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“, schallte es immer wieder durch die Halle. Bei pompösen Klängen trugen die nicht mehr für den FC Bayern aktiven Topspieler Ribery (AC Fiorentina) und Robben (Karriereende) Meisterschale und DFB-Pokal auf die Bühne. Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic brachte die Meistertrophäe mit. Es folgten herzliche Umarmungen mit Hoeneß. „Ich habe mich sauwohl gefühlt“, sagte der nunmehrige Ex-Präsident.

Zwischen Meisterfeier und Haftstrafe

In seiner 18 Minuten dauernden Rede blickte Hoeneß auf seine Spielerkarriere und die Anfänge als Manager zurück – und auf den FC Bayern der Zukunft. „Wenn ich vom FC Bayern träume, dann denke ich, da ist ein Tanker, der auf dem Weltmeer entlanggleitet“, umschrieb es Hoeneß. „Der Tanker muss geradeaus fahren und nicht nach links schauen – und schon gar nicht nach rechts“, appellierte er. Lautstark fiel die Zustimmung der 6.091 Mitglieder aus, die Hoeneß im gleichen Atemzug zum Ehrenpräsidenten kürten.

In drei verschiedenen Positionen prägte Hoeneß den deutschen Fußballrekordmeister ein halbes Jahrhundert lang: erst als erfolgreicher Stürmer und Weltmeister von 1974, dann 30 Jahre als Manager und in den letzten zehn Jahren mit einer Unterbrechung wegen einer Haftstrafe als Präsident und Aufsichtsratschef. Sein Mandat im Aufsichtsrat will er bis ins Jahr 2023 weiter ausüben. Nach einer Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe war Hoeneß 2014 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Wegen guter Führung wurde er 2016 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

Zurückhaltung in Trainerfrage

Frenetisch gefeiert wurde auch Ex-Torhüter Kahn, der an der Seite von Sportdirektor Hasan Salihamidzic applaudierte. Der frühere Kapitän wird im kommenden Jahr Vorstandsmitglied und soll dann zum Nachfolger von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge aufgebaut werden. Kahn genoss den Jubel. „Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden“, erklärte Hoeneß.

Uli Hoeneß bei seiner Abschiedsfeier
Reuters/Andreas Gebert
Nachfolger und Freund Herbert Hainer (l. mit Mikrofon) war einer von vielen Gratulanten

Den bis zum Jahresende bestellten Flick begrüßte Hoeneß als „Cheftrainer“. Zur Trainerfrage wollte sich der scheidende Präsident sonst nicht äußern. „Ich fühle mich nicht autorisiert, in der Position, die ich jetzt habe, solche Gedanken zu artikulieren“, sagte Hoeneß. Neo-Präsident Hainer betonte, dass die Trainersuche in erster Linie Aufgabe von Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic sei. „Der Vorstand kümmert sich jetzt um die Sache und wird versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen den besten Trainer für den FC Bayern München zu bekommen“, sagte der langjährige Adidas-Chef.