Janis Ikaunieks (LAT)
Reuters/Ronen Zvulun
EM-Qualifikation

Lettland bekämpft hausgemachte Krise

Tomas Simkovic hat praktisch keinen Zweifel daran, wer am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) im Daugava-Stadion in Riga als Sieger vom Platz geht. Alles andere als ein Erfolg der österreichischen Nationalmannschaft zum EM-Qualifikationsabschluss über das noch punktelose Schlusslicht Lettland wäre für den ÖFB-Legionär beim lettischen Club FK RFS eine gewaltige Überraschung. Zumal Lettlands Fußball in einer Krise steckt.

Vor 15 Jahren war Lettland noch bei der Europameisterschaft 2004 vertreten und holte damals sogar mit einem 0:0 einen Punkt gegen den damaligen Vizeweltmeister Deutschland. Das war die bisher erste und einzige Teilnahme an einer Endrunde eines großen Turniers. In der aktuellen Qualifikation haben die Letten nicht im Ansatz ein Wörtchen um ein Ticket mitgesprochen, sie halten nach neun Spielen bei null Punkten und zwei Treffern – nur San Marino (46) hat in der Quali mehr Gegentore erhalten wie das Team von Trainer Slavisa Stojanovic (28).

Als Grund für die missliche Lage nannte Simkovic unter anderem das Fehlen eines Toplegionärs. Doch auch die Ausländerbeschränkung in der lettischen Liga – nur fünf Legionäre dürfen bei einem Team gleichzeitig auf dem Platz stehen – wirkt sich laut dem Mittelfeldspieler negativ auf die Nationalmannschaft aus. „Dadurch gibt es für lettische Spieler wenig Konkurrenz. Diejenigen, die halbwegs gut sind, wissen, dass sie immer eingesetzt werden und verdienen für lettische Verhältnisse gutes Geld“, erklärte der 32-Jährige gegenüber der APA.

ÖFB-Team zum Abschluss in Lettland

Das ÖFB-Team beendet am Dienstag die erfolgreiche EM-Qualifikation mit dem Auswärtsmatch gegen Lettland in Riga.

Gespräche über Modifizierung

Im Moment laufen Gespräche über eine Modifizierung dieser Regelung, eine Erhöhung des Ausländerkontingents auf acht Kicker steht im Raum. Dadurch wird sich aber das Level im lettischen Oberhaus nicht schlagartig verbessern, vermutet Simkovic. „Das Niveau ist auf keinen Fall so gut wie in der österreichischen Liga. Aber mein Club und FC Riga könnten, glaube ich, schon in der österreichischen Liga mitspielen und hätten mit dem Abstieg nichts zu tun.“

Tomas Simkovic, 2014
GEPA/Christian Ort
Der frühere Austrianer Tomas Simkovic verdient seit Februar sein Geld in Lettland beim Club FK RFS

RFS beendete die Ganzjahresmeisterschaft auf Platz zwei hinter FC Riga und gewann den Cuptitel, Simkovic war beim Verein aus Riga Stammspieler. Dem Ex-Austrianer liegt ein Offert für eine Verlängerung vor, allerdings zieht es ihn zurück in die Heimat. „Ich wäre ablösefrei und würde gerne wieder in Österreich spielen, aber ich muss warten, ob sich etwas ergibt.“

„Österreicher sind klarer Favorit“

Trotz vieler Umstellungen ist für Simkovic klar, dass das ÖFB-Team auch auswärts in Lettland die Nase vorne haben werde. „Die Österreicher sind ganz klarer Favorit“, so Simkovic. „Wenn sie nicht gewinnen, wäre das eine Enttäuschung für sie.“ Der frühere Nachwuchsteamspieler hat eine hohe Meinung von seinen Landsleuten. „Das Team hat große Qualität, ich traue ihr bei der EM einiges zu. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass sie ihren Zenit noch gar nicht erreicht hat.“

Die lettische Nationalmannschaft werde das Team von Teamchef Franco Foda nicht wirklich in Bedrängnis bringen können, vermutete Simkovic. „Dabei sind sie von den Einzelspielern her nicht so schlecht, wie es die Tabelle in der EM-Qualifikation zeigt.“

Auch Foda selbst warnte, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Sie haben zuletzt in Slowenien das System verändert und das Ergebnis war sehr eng (0:1, Anm.). Auch in Polen stand es sehr lange 0:0. Sie können in der Defensive kompakt spielen, haben ihre Qualitäten im Konter- und Umschaltspiel. Das ist uns aber bewusst und haben wir analysiert“, sagte der Deutsche am Montag bei der Abschlusspressekonferenz.