Rapid-Fahne vor dem Allianz-Stadion
ORF.at/Christian Öser
Bundesliga

Hitziges Duell um Rapids neues Präsidium

Martin Bruckner oder Roland Schmid: Am Montagabend fällt im Allianz Stadion bei der ordentlichen Hauptversammlung die Entscheidung, wer bei tipico-Bundesligist Rapid Wien das Ruder von Michael Krammer als Präsident übernimmt. Zuletzt nahm das Rennen um den Chefposten bei den Hütteldorfern Dimensionen eines politischen Wahlkampfes an. Favoriten gibt es bei der erstmals via Kampfabstimmung abgehaltenen Wahl keinen.

Der 54-jährige Bruckner steht als aktueller Finanzreferent Rapids vor allem auch für die Fortsetzung des unter Krammer eingeschlagenen Weges. „Evolution statt Revolution“, versprach Bruckner. „Wir sind der Garant dafür, dass Rapid ein unabhängiger Mitgliederverein bleibt. Weil wir auf stabilem Fundament stehen. Wir sind nicht Hochglanz, wir krempeln die Ärmel auf. Wir sind eine perfekte Mischung zwischen Tradition und Innovation.“

Bruckner ist der Kopf der „Liste Leitbild“, im Fall seiner Wahl säßen in seinem Präsidium neben dem aktuellen Vizepräsidenten Nikolaus Rosenauer auch Philip Newald (tipp3) als Finanzreferent, der Ex-Rapidler Gerald Willfurth, Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister und etwa auch Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn (Sauber). „Wir hätten drei alte (Bruckner, Newald, Rosenauer) und fünf neue Mitglieder, das ist nicht ‚more of the same‘“, betonte Newald.

Die Kandidaten für die Rapid-Präsidentschaft

Martin Bruckner und Roland Schmid legen in der Sendung „Sport am Sonntag“ ihre Konzepte für die Zukunft von Rapid Wien dar.

Beim Team „Grün Weiss“, also der Liste Schmid, die sich im Vorfeld mit der Liste von Robert Grüneis zusammengeschlossen hatte, würden sämtliche Posten neubesetzt. Neben Self-Made-Millionär Schmid (IMMOunited) und Aspern-Smart-City-Research-Geschäftsführer Grüneis wären u. a. auch für Allianz-Vorstand Christoph Marek, den Unternehmer Max Kindler (Legal Tech) und Ex-Handball-Teamspieler Konrad Wilczynski wichtige Rollen vorgesehen.

Schmid will wieder „hin zum Sportverein“

Schmid steht für einen Neuanfang, insgesamt will er dem sportlichen Bereich „alles“ unterordnen. „Wir wollen wieder vom Wirtschaftsbetrieb weg hin zum Sportverein“, so der 43-jährige Unternehmer. Ohne eine wirtschaftliche Basis werde es klarerweise nicht gehen. Gedacht wird groß. So sei auch eine in einem Konzept errechnete Budgetgröße von 60 Millionen Euro eine „Benchmark, die wir uns zutrauen“, sagte Schmid. Inkludiert sind dabei Transfererlöse wie auch ein erfolgreiches internationales Abschneiden.

Rapid-Präsidentschaftskandidat Roland Schmid
GEPA/Mario Kneisl
Roland Schmid steht für einen Neuanfang bei Rapid

Gelingen soll das mit einem Profikader, der nach einer fünf Jahre dauernden Aufbauphase eine Eigenbauspielerquote von 50 Prozent haben soll. Das Budget für den Nachwuchs, das aktuell 2,5 Millionen Euro betragen soll, soll auf sechs Millionen Euro aufgestockt werden. 20 Prozent des nationalen Budgets (ohne EC-Einnahmen) sollen in die Jugend fließen.

Nachwuchs im Fokus

Die Errichtung des neuen Trainingszentrums samt Akademie im Wiener Prater ist beiden Kandidaten ein großes Anliegen. Unterschiedliche Auffassungen gibt es bezüglich der Umsetzung. Die Liste Bruckner will „keine finanziellen Abenteuer“ eingehen. „Ich weiß, dass der Umbau in Etappen gut ist. Ohne sich zu überheben, sich in eine Abhängigkeit zu begeben“, merkte Bruckner an. Schmid kündigte demgegenüber an, dass gleich eine Akademie entstehen soll, die es auch mit Salzburgs Projekt in Liefering aufnehmen soll. Michael Tojner soll als Sponsor mehrere Millionen dazu beisteuern.

Rapid-Präsidentschaftskandidat Martin Bruckner
APA/Georg Hochmuth
Martin Bruckner steht für die Fortsetzung des eingeschlagenen Weges

Erstmals in Rapids 120-jähriger Geschichte wird ein Präsident in einer Kampfabstimmung gewählt, nachdem das sechsköpfige Wahlkomitee nach langem Überlegen beide Listen zur Abstimmung zuließ. Dafür hatten sich auch Rapid-Legenden wie Hans Krankl, Michael Konsel, Peter Pacult, Kurt Gager und Ernst Dokupil starkgemacht. Sie stehen allesamt auf der Seite von Schmid. Der nutzte im Finish wie Bruckner jede mediale Möglichkeit aus, um sich zu präsentieren. Zuletzt begegneten sich beide in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“.

Rauer Ton im Vorfeld

Zuletzt wurde auch der Ton etwas rauer. Schmid wurde „Inszenierung“ vorgeworfen und seine Liste „als Testosteron gesteuert mit jeder Menge Sprengstoff-Potenzial“ bezeichnet. „Das hat mit Fair-Play wenig zu tun“, so Schmid. Bruckner sieht sich auch aus einem anderen Grund als der geeignetere Mann. „Als Rapid-Präsident muss man zu 100 Prozent dem Club zur Verfügung stehen und keinerlei Eigeninteressen vertreten“, sagte der Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG.

Rund 2.500 Mitglieder werden am Montag ihre Stimmen im Innenraum des Stadions abgeben. Dazu zählen auch Vertreter des Block West, der Bruckner präferiert, und auch die Spieler der Hütteldorfer. Die Sitzung beginnt um 19.00 Uhr, beide Kandidaten haben vor der Wahl noch die Möglichkeit, sich vor den Mitgliedern zu präsentieren. Erst Punkt neun der Tagesordnung ist die Bekanntgabe des Resultates, mit dem nicht vor 22.30 Uhr zu rechnen ist.