Ester Ledecka (Tschechien)
AP/The Canadian Press/Frank Gunn
Ski alpin

Ledecka sorgt erneut für Sensation

Snowboarderin Ester Ledecka hat am Freitag in der ersten Saisonabfahrt wie schon bei Olympia 2018 für eine Sensation gesorgt. Die 24-jährige Tschechin, die in Pyeongchang Anna Veith Gold im Super-G entrissen hatte, gewann in Lake Louise ihr erstes Weltcup-Rennen. Die mit Startnummer 26 ins Rennen gegangene Ledecka setzte sich 0,35 Sekunden vor Corinne Suter durch und verhinderte damit den Premierensieg für die Schweizerin.

Die ÖSV-Damen, die letzte Saison sechs von acht Abfahrten gewinnen konnten, lieferten auf verkürzter Strecke eine starke Teamleistung ab und brachten mit Stephanie Venier eine Läuferin auf das Podest. Die 25-jährige Tirolerin wurde mit 0,45 Sekunden Rückstand auf Ledecka Dritte. Auf Rang vier landete überraschend Nina Ortlieb (0,66). Die 23-Jährige holte damit ihr mit Abstand bestes Weltcup-Ergebnis.

Nicole Schmidhofer, die in der letzten Saison das Lake-Louise-Double geholt hatte, kam hinter der Deutschen Viktoria Rebensburg (0,66) und der Italienerin Sofia Goggia (0,69) auf Rang sieben. Tamara Tippler (1,53), Ramona Siebenhofer (1,74) und Mirjam Puchner (1,79) belegten die Plätze zwölf bis 14. Unmittelbar davor landeten Mikaela Shiffrin (10./0,96) und die Trainingsschnellste Kajsa Vickhoff Lie (11./1,18).

1. Ester Ledecka (CZE)
2. Corinne Suter (SUI)
3. Stephanie Venier (AUT)

Venier holt Podest „unten raus“

Das Rennen musste wegen starken Schneefalls und der dadurch nötigen Pistenarbeiten zunächst um eine Stunde verschoben werden und ging vom Reservestart über die Bühne. Venier zeigte bei schwierigen Verhältnissen eine beherzte Fahrt. Im oberen Teil war die Tirolerin nicht bei den Schnellsten. Im Steilhang fuhr sie aber eine starke Linie, baute damit das nötige Tempo für den Schlussabschnitt und holte sich die Zwischenführung.

„Es war eine ganz gute Fahrt. Nach der Verkürzung habe ich gedacht, nicht so gut für mich, weil ich im Starten nicht so gut bin. Ich habe dann das Rennen eben unten raus geholt“, erklärte Venier, deren Führung zunächst bis zur Startnummer 15 hielt. Suter lag im oberen Teil klar vor Venier, hatte aber bei der vorletzten Zwischenzeit 0,14 Sekunden Rückstand auf die Österreicherin, die schon mit ihrem zweiten Weltcup-Sieg nach Garmisch-Partenkirchen im Jänner 2019 spekulierte. Auf den letzten Metern schnappte sich die Schweizerin die vorläufige Bestzeit.

Ledecka mit technisch famoser Fahrt

Aber auch für Suter sollte es nicht mit ihrem ersten Weltcup-Sieg klappen. Ledecka lag bei vier von fünf Zwischenzeiten klar voran und gewann verdient dank einer technisch perfekten Fahrt. Die Pragerin reagierte in Kanada auf ihren Triumph ähnlich verblüfft wie im Februar 2018, als sie Veith unerwartet um eine Hundertstelsekunde noch Gold weggeschnappt hatte.

„Das ist ein großartiges Gefühl. Es war ein schönes Rennen, obwohl es aufgrund des vielen Schnees immer wieder verschoben wurde. Aber die Freiwilligen hier haben super Arbeit geleistet. Ich habe die Fahrt sehr genossen, sie war wirklich gut“, erklärte die Tschechin, die auch mehrfache Weltcup-Siegerin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Snowboard ist, im ORF-Interview.

Ester Ledecka (CZE) jubelt
GEPA/Wolfgang Grebien
Ester Ledecka bewies, dass ihr Olympiasieg im Super-G keine Eintagsfliege war

Jubel bei Ortlieb, Ärger bei Schmidhofer

Aus ÖSV-Sicht durfte neben Venier vor allem auch Ortlieb dank einer Topleistung im unteren Teil jubeln. „Es hat mich irrsinnig gefreut, dass es nach dem guten Training auch im Rennen so gut geklappt hat. Ich habe mich das nicht zu hoffen getraut. Es hat gezeigt, dass eine tolle Saison vor mir steht“, sagte die Tochter von Olympiasieger Patrick Ortlieb, die in ihrer Karriere schon oft verletzt gewesen ist.

Schmidhofer startete ihrerseits ausgezeichnet, verspielte aber einen Platz unter den Top Drei im Schlussteil. Die Steirerin machte es unter anderem am missglückten Zielsprung fest. „Ich muss mich fast entschuldigen, dass ich nicht so gut springe“, erklärte die 30-Jährige. Den entscheidenden Rückfall hatte sie aber bei der Ausfahrt aus dem Steilhang erlitten. „Bis dahin war ich brutal schnell. Dann bin ich in den weichen Schnee gekommen, es hat mich sofort gestoppt und das Tempo gefressen. Damit war das Podest weg“, so Schmidhofer.