Jubel von Tommy Ford (USA)
AP/John Locher
Ski alpin

Erster Erfolg für Ford bei ÖSV-Debakel

Die Misere des ÖSV bei den Riesentorlauf-Herren hält an. Auch im zweiten Rennen in der Ära nach Marcel Hirscher konnten die Österreicher am Sonntag in Beaver Creek nicht überzeugen und fuhren bei wechselhaften Bedingungen in ein Debakel. Bester ÖSV-Läufer war mit Matthias Mayer als 19. (+3,88 Sek.) ein Speed-Spezialist. Den ersten Sieg im 86. Rennen seiner Karriere feierte der US-Amerikaner Tommy Ford.

Hinter dem 30-jährigen Ford platzierten sich mit Henrik Kristoffersen (+0,80) und Leif Kristian Nestvold-Haugen (+1,23) zwei Norweger. Während zum Saisonauftakt Ende Oktober in Sölden mit Manuel Feller als Zwölftem noch ein Österreicher zumindest in die Nähe der Top Ten gekommen war, gab es diesmal für die ÖSV-Läufer überhaupt nichts zu holen. Am Ende stand das zweitschlechteste RTL-Ergebnis der ÖSV-Geschichte.

Feller ist mittlerweile mit einem Bandscheibenvorfall außer Gefecht, und seine Teamkollegen fuhren der Konkurrenz hinterher. Eine Nebelbank im Mittelteil und Schneefall am Ende des Rennens bremsten nicht nur Matthias Mayer. Dennoch konnte sich der 29-jährige Kärntner in der Entscheidung vom 23. Zwischenrang wenigstens noch um vier Positionen verbessern und war der einzige kleine Lichtblick aus rot-weiß-roter Sicht.

„Für meine Verhältnisse eine solide Leistung“

Im zweiten Durchgang war Mayer immerhin die zehntbeste Laufzeit gelungen. „Für meine Verhältnisse habe ich eine ganz solide Leistung gebracht. Mir taugt es im Moment, Riesentorlauf zu fahren“, meinte der Olympiasieger in der Abfahrt (2014) und im Super-G (2018) im ORF-Interview. Mayer war in Sölden als 15. noch zweitbester österreichischer RTL-Läufer. Er behält auch seine Führung im Gesamtweltcup.

Roland Leitinger wurde als 21. (+3,94) zweitbester Österreicher. Auch er kam mit der schlechten Bodensicht im zweiten Durchgang nicht zurecht. „Es sind derzeit nur ganz kleine Schritte, die ich im Moment mache. Wo ich die Zeit im zweiten Durchgang liegen gelassen habe, ist mir nicht ganz klar“, sagte der 28-jährige Salzburger.

1. Tommy Ford (USA)
2. Henrik Kristoffersen (NOR)
3. Leif-Kristian Nestvold-Haugen (NOR)

Marco Schwarz, der im ersten Durchgang zu verhalten gefahren und als zweitbester Österreicher auf dem 19. Platz gelandet war, konnte auch im finalen Lauf nicht überzeugen und fiel als 25. (+4,28) nochmals um sechs Ränge zurück. Der 25-jährige Tiroler Dominik Raschner ging im zweiten Durchgang als erster Österreicher ins Rennen und wurde schließlich 28. und letzter klassierter Läufer (+5,18). Die heimische RTL-Hoffnung Stefan Brennsteiner war bereits im ersten Durchgang auf dem Innenski weggerutscht und ausgeschieden.

Mit dem schlechten Abschneiden von Sonntag ist eine stolze Serie des ÖSV in Beaver Creek gerissen. Bei den letzten zwölf Riesenslaloms fuhr jedes Mal ein Österreicher auf das Podest. Mario Matt wurde im Jahr 2007 Zweiter, Benjamin Raich gewann im Jahr 2008 und wurde 2009 Zweiter. Bei den letzten neun Riesenslaloms in Vail/Beaver Creek holte der Anfang der Saison zurückgetretene Marcel Hirscher jedes Mal einen Top-Drei-Platz. Der Salzburger hat mit seinem Ausscheiden eine große Lücke im Riesentorlauf hinterlassen.

Puelacher: „Wir sind noch sehr weit weg“

Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher war im ORF-Gespräch die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Wir haben uns auf alle Fälle mehr erwartet. Wir waren heute auf dem Hang nicht präsent“, sagte der Tiroler, „ich war im Prinzip nur mit Matthias Mayer zufrieden. Aber wir sind noch sehr weit weg, da haben wir noch einiges vor uns.“

Puelacher bat gleichzeitig um Geduld: „Ich habe schon vor der Saison gesagt, wir brauchen sicher bis Mitte der Saison, bis wir konkurrenzfähig sind, sprich unter die ersten zehn fahren können. Wenn wir einen Manuel (Feller, Anm.) dabeigehabt hätten, wäre er sicher vorne reingefahren, davon bin ich überzeugt. Aber wir arbeiten hart weiter. Wir müssen Konstanz und Sicherheit reinbringen, dann sind wir wieder vorne dabei.“

Strahlender Sieger hat den richtigen Schwung

Mit solchen Problemen musste sich der strahlende Sieger Ford nicht abgeben. „Es freut mich sehr, dass ich vor meinem Heimpublikum, vor Familie und Freunden mein erstes Rennen gewonnen habe“, sagte er, „es mag zwar für manche überraschend gewesen sein, aber ich bin sehr gut gefahren. Ich möchte mich immer weiter verbessern und jetzt so weitermachen.“

Weitermachen kann der US-Amerikaner bereits in sechs Tagen. Der Weltcup kehrt nach den Nordamerika-Rennen nach Europa zurück, wo am Samstag (9.30 Uhr, live in ORF1) in Val d’Isere bereits der nächste Riesentorlauf auf dem Programm steht.