Fallon Sherrock jubelnd
AP/PA/Steven Paston
Darts-WM

Engländerin Sherrock schreibt Geschichte

Fallon Sherrock hat mit dem ersten Sieg einer Frau bei einer Darts-Weltmeisterschaft für eine sportliche Sensation gesorgt. Die 25-jährige Engländerin schlug am Dienstagabend im Alexandra Palace in London Landsmann Ted Evetts mit 3:2 und verewigte sich mit dem Premierenerfolg im Geschichtsbuch. Nun trifft sie auf Österreichs Ass Mensur Suljovic.

Sherrock hatte sich gegen Evetts nach 0:1-Satzrückstand deutlich gesteigert und ab dem zweiten Satz mit insgesamt sechs Aufnahmen mit der Maximalpunktezahl von 180 Punkten geglänzt. Am Sonntag hatte die Japanerin Mikuru Suzuki, die zweite Frau im Bewerb, nach einer Aufholjagd noch knapp mit 2:3 gegen James Richardson (ENG) verloren.

Seit dem Vorjahr sind jeweils zwei Damen startberechtigt, damals scheiterten Anastasia Dobromyslowa (RUS) und Lisa Ashton (ENG) jeweils zum Auftakt. Sherrock, die sich als beste britische Darts-Spielerin den Platz im diesjährigen WM-Feld sicherte, trifft nun in Runde zwei auf Suljovic. In dem Duell am Samstagabend (22.00 Uhr) geht es für beide um den Einzug in die Runde der letzten 32.

Fallon Sherrock wirft ein Dartpfeil
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Fallon Sherrock feierte als erste Frau einen Sieg bei der Darts-Weltmeisterschaft in London

„Ich bin froh, was ich für den Sport erreicht habe“

Sherrock wischte sich nach ihrem Triumph die Tränen aus den Augen und konnte ihr Glück nicht fassen. Nach dem ersten Sieg einer Frau über einen Mann in der WM-Geschichte stand sie völlig überwältigt auf der großen Bühne im Alexandra Palace und rang nach Worten. "Ich kann nur „wow" sagen. Oh mein Gott! Ich bin einfach froh, was ich für den Sport erreicht habe“, sagte die 25-jährige Engländerin nach dem sensationellen Sieg. Evetts zeigte in der Niederlage Größe, umarmte Sherrock zunächst auf der Bühne und später hinter den Kulissen.

„Ich bin so stolz auf mich – wie ich gespielt habe. Ich bin überglücklich“, betonte Sherrock am kleinen Pressetisch in der Arena, als sie sich nach dem Interviewmarathon wieder ein wenig gesammelt hatte. Sherrock machte die Überraschung in einem höchst umkämpften Match perfekt. „Ich habe jede Minute genossen“, meinte sie. Später fügte sie auch noch hinzu: „Ich werde jede Zeitung kaufen.“

Sherrock auf der Insel gefeiert

Die gelernte Friseurin und Mutter eines fünfjährigen Sohnes aus Milton Keynes wurde im „Ally Pally“ von Beginn an gefeiert. „Sherrock’s on fire“ und „We love Fallon“-Rufe prägten das packende Spiel, Gegner Evetts hatte von Beginn an mit Buhrufen und Pfiffen zu kämpfen. Die Zuschauer wollten unbedingt den historischen ersten Erfolg einer Frau bei der Weltmeisterschaft miterleben. „Als der letzte Pfeil drin war, konnte ich es nicht glauben“, sagte Sherrock.

Der Sieg stehe für sie noch über ihrer Finalteilnahme bei der Frauen-WM der British Darts Organisation (BDO) im Jahr 2015, die zwar nett gewesen sei, „aber ich spiele eigentlich lieber gegen Männer. Insofern würde ich es begrüßen, wenn man uns bei der nächsten WM mehr Startplätze geben würde. Mindestens vier“.

Mehr Frauen im Bewerb denkbar

Verbandschef Barry Hearn kann sich durchaus vorstellen, Frauen noch stärker einzubinden. „Es ist eine Leistungsgesellschaft, es zählen also nur die Ergebnisse. Wenn die Frauen das Level der Männer erreichen, können sie eine Menge Geld verdienen“, sagte Hearn der dpa. Wie Sherrock, für die schon die 15.000 Pfund für einen Erstrundensieg ein echter Quantensprung sind. Der sportliche Erfolg wog aber mehr.

„Es gibt Spielerinnen, die so spielen können wie ich – oder sogar besser. Wir müssen nur die Chancen haben, uns zu beweisen. Dieser Sieg wird uns helfen. Sie können jetzt nichts mehr sagen, weil wir die Männer besiegt haben“, sagte Sherrock. „Ich habe vergangene Nacht mir und allen anderen bewiesen, dass Frauen gegen Männer Darts spielen und sie auch schlagen können“, erklärte sie am Mittwoch in der englischen TV-Sendung „Good Morning Britain“.

Nun geht es für Sherrock gegen Suljovic weiter, auch gegen die Nummer elf der Welt wird Sherrock klare Außenseiterin sein. „Ich werde mein Spiel spielen“, kündigte sie an. Die Unterstützung des Publikums dürfte ihr erneut sicher sein.