„SN“: Oswald bestätigt Manipulationsversuche

Angesichts des sich anbahnenden Wettskandals im Herren-Tennis haben auch heimische Akteure über Erfahrungen mit kriminellen Machenschaften in ihrem Sport gesprochen. In den „Salzburger Nachrichten“ („SN“, Mittwoch-Ausgabe) berichteten Doppel-Spezialist Philipp Oswald und der ehemalige Profi Werner Eschauer von mehreren Versuchen, sie für Spielmanipulationen zu gewinnen.

Tennisspieler Philipp Oswald
APA/EXPA/Johann Groder

Oswald erinnerte sich an ein Challenger-Turnier 2008 in Helsinki. „Mir wurden 15.000 Euro geboten, wenn ich das Erstrundenmatch, in dem ich Außenseiter war, verliere. Ich war richtig geschockt, habe nur gesagt, er soll mich nie wieder anrufen, und habe aufgelegt“, sagte Oswald. Auf der ATP-Tour sei er hingegen noch nie mit Wettbetrug in irgendeiner Form in Berührung gekommen.

Geld für Niederlage gegen Nadal

Besonders die Geschichte von Eschauer mutet skurril an: Der Niederösterreicher wurde vor seinem Duell mit Rafael Nadal 2007 in Wimbledon telefonisch kontaktiert – der Anrufer versuchte ihn zu überreden, gegen Geld gegen den haushohen Favoriten zu verlieren. „Ich habe das zuerst für einen Scherz gehalten und ihm gesagt, er soll das Nadal fragen, weil mir dann mehr geholfen wäre“, so Eschauer, der die Partie mit 2:6 4:6 1:6 verlor. „Dann habe ich auch vermutet, dass mich wer prüfen will, ob ich dafür empfänglich wäre.“

Besonders überraschend sei das gewesen, weil es sich um ein Turnier der höchsten Kategorie handelte. Bei Challenger-Bewerben seien einschlägige Angebote nämlich oft vorgekommen. Auch als Coach habe er die Anbahnungsversuche mitbekommen, sagte Eschauer. Etwa 2016, als seinem Schützling Gerald Melzer bei einem Challenger-Finale Geld für eine Niederlage geboten wurde – diesmal via Soziale Netzwerke. Melzer gewann und meldete den Vorfall.

135 Spieler unter Verdacht

Am Sonntag hatten deutschen Medien, darunter „Die Welt“, berichtet, dass mehr als 135 Tennisspieler in einen weltweiten Wettskandal involviert seien. Es habe Razzien in diversen Ländern wie Belgien, Spanien, Frankreich und den USA gegeben. Die US-Bundespolizei FBI soll Kontakt zu den belgischen Ermittlern aufgenommen haben. Auch ein Spieler aus den Top 30 der Weltrangliste soll in den Skandal verwickelt sein.