Die nordischen Kombinierer Franz-Josef Rehrl und Martin Fritz
GEPA/Harald Steiner
Nordische Kombi

Rehrl und Fritz setzen auf Heimvorteil

Zwei Nordische Kombinierer des ÖSV genießen beim Weltcup am Wochenende in Ramsau am Dachstein einen besonderen Heimvorteil. Franz-Josef Rehrl und Martin Fritz wohnen im WM-Ort im selben Haus. Beim „Weihnachtsweltcup“ soll dieser Vorteil beide beflügeln. Beim provisorischen Wettkampfdurchgang am Freitag legte Rehrl einen guten Sprung hin.

Rehrl gehört zu den stärksten Springern unter den Kombinierern, auf seiner Heimschanze will der dreifache Dritte der Heim-WM dem Saisondominator Jarl Magnus Riiber Paroli bieten. „Ich weiß nicht, ob ich ihn biegen kann. Aber wenn ich gut springe, kann ich ihn unter Druck setzen“, sagte der 26-Jährige.

Er hofft auf der neu angelegten Loipe auf bessere Laufform als zuletzt in Lillehammer. Dort hatte ihn eine leichte Erkrankung im Vorfeld gebremst. Auch danach musste Rehrl im Training leiser treten. Seit dem vergangenen Wochenende kann der Gewinner von bisher zwei Weltcup-Bewerben aber wieder „richtig gut“ trainieren.

Techniktraining mit Nystad

„Ich bin voll motiviert für die Bewerbe in der Ramsau. Im Vorjahr war es eine coole Sache“, sagte Rehrl, der damit an seinen zweiten Rang 2018, sein bis dahin bestes Resultat, erinnerte. Sieger war damals der spätere Weltcupsieger und Weltmeister Riiber. In der aktuellen Saison hat das Aushängeschild des starken norwegischen Teams alle fünf Konkurrenzen gewonnen.

Rehrl liebt die Schanzen. Um sich auch auf der Loipe zu verbessern, setzt der Siebente im aktuellen Weltcup auch auf intensives Techniktraining mit dem früheren ÖSV-Langlaufkoordinator Trond Nystad. Der Wahl-Ramsauer hatte seine ÖSV-Tätigkeit nach dem Dopingskandal bei der WM in Seefeld beendet. „Ich habe in Absprache mit unseren Trainern mit ihm auf dem Rollerband in Ramsau gearbeitet“, sagte Rehrl. „Ich hoffe, dass ich das umsetzen kann.“

Fritz profitiert von Zusammenarbeit

Der Murauer Martin Fritz hat im Mai 2015 bei den Rehrls ein Appartement über dem seines Kollegen bezogen. „Wir trainieren oft gemeinsam, vor allem bei den langen Einheiten oder beim Krafttraining ist das sehr positiv“, betonte Rehrl. Die hervorragende Infrastruktur in Ramsau bewog Fritz dazu, seinen Wohnsitz zu verlegen. Nun leben beide – jeweils mit Freundin – unter einem Dach.

„Hier ist es perfekt. Die Wege zum Training sind kurz, damit bleibt mehr Zeit zur Regeneration“, erklärte Fritz. Der 25-Jährige verhehlt nicht, dass er vom gemeinsamen Training mehr profitiert als Rehrl. „Er ist sehr strukturiert und öffnet mir auch die Augen“, sprach er etwa das langsamere Tempo im Grundlagentraining an. „So komme ich ausgeruhter auf die Schanze.“

Top Ten im Weltcup als Ziel

Jene in Ramsau zählte bisher nicht zu seinen Lieblingsbakken. „Aber ich habe viel am Springen gearbeitet, damit es konstanter wird.“ Fritz hat bisher einen Podestplatz erreicht, im Jänner war er in Otepää Dritter.

Die neue Laufstrecke testete er bereits am vergangenen Wochenende beim Alpencup. „Sie taugt mir mit ihren Übergängen und steilen Anstiegen“, sagte der Steirer, der im Gesamt-Weltcup unter die ersten Zehn will. „Ich möchte konstant dabei sein. Und wenn ich mein Potenzial ausnutze, kann es auch Richtung Podest gehen.“

Rehrl im Probesprung gut in Form

Alle elf angetretenen Österreicher haben sich am Freitag im provisorischen Wettkampfdurchgang für den Bewerb am Samstag qualifiziert. Bestplatzierter Athlet des ÖSV-Teams war Lokalmatador Rehrl mit 100,0 Metern als Fünfter. „Die Landung war bei dem glatten Aufsprungbereich nicht einfach“, sagte der 26-Jährige, der mit Mühe einen Sturz verhinderte.

Die Norweger Jörgen Graabak und Riiber landeten bei 95,5 bzw. 93 Metern und wurden dennoch Tagesbeste. Sie verdankten ihre Spitzenränge den Pluspunkten für kürzeren Anlauf und Rückenwind. Bei Rehrl und dem viertplatzierten Norweger Jens Luraas Oftebro hatte zuvor noch geringer Aufwind geherrscht.

Österreicher mannschaftlich stark

Dritter war mit der Tageshöchstweite von 100,5 Metern der Japaner Yoshito Watabe. Dieses Klassement wird herangezogen, falls am Samstag oder Sonntag kein Springen möglich sein sollte. Rehrl würde dann mit 23 Sekunden Rückstand in den 10-km-Langlauf starten.

Nächste Österreicher waren Martin Fritz als Zehnter (91,5 Meter) unmittelbar vor Philipp Orter (94). Lukas Greiderer (89) folgte an der 16. Stelle, und Junioren-Weltmeister Johannes Lamparter (90) war 18. Auch die drei Athleten der von Neocoach Wilhelm Denifl betreuten nationalen Gruppe sicherten sich Plätze unter den besten 50.

Föhn frisst Schnee weg

Die Wetterbedingungen stellten die Veranstalter in Ramsau erneut vor große Herausforderungen. Mussten im Vorjahr riesige Schneemengen bewältigt werden, so fraß diesmal der Föhn den Schnee am Fuße des Dachsteins weg. An der Schanze wurde die ganze Nacht gearbeitet, sie präsentierte sich am Freitag in sehr gutem Zustand.