Ebenfalls am Mittwoch (14.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) dabei sind Michael Hayböck (16.), Daniel Huber (19.), Jan Hörl (22.) und Clemens Leitner (42.). Aschenwald erzielte mit 140 Metern die Höchstweite, erhielt aber einen Zehntelpunkt weniger als der Oberstdorf-Zweite Geiger (139 m). Der japanische Weltcup-Sitzenreiter und Tournee-Leader Ryoyu Kobayashi wurde ex aequo mit dem Slowenen Peter Prevc (je 138 m) Dritter.
Kraft (137 m) muss sich damit im ersten Durchgang erneut mit Schlierenzauer (119,5 m) messen. In Oberstdorf hatte der Salzburger das Duell gewonnen und war Vierter geworden, während der Tiroler als 31. den Sprung in den zweiten Durchgang verpasst hatte. Aschenwald bekommt es mit dem Schweizer Gregor Deschwanden zu tun, Huber (133,5 m) mit dessen Landsmann Simon Ammann. Hayböck (135 m) und Hörl (132,5 m) treffen auf die deutschen Nachwuchsspringer Martin Hamann bzw. Philipp Raimund, Leitner (125 m) auf den Norweger Johann Andre Forfang.
Starke Leistung der ÖSV-Adler
Philipp Aschenwald geht als Qualifikations-Zweiter ins Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Auch Stefan Kraft konnte Selbstvertrauen tanken.
Kraft gesundheitlich angeschlagen
Kraft, in Oberstdorf Qualisieger, zeigte trotz einer Erkrankung (Schnupfen und Halsschmerzen) auch auf der zweiten Tournee-Station eine starke Qualifikation. Der Gesundheitszustand seines Spitzenspringers bereitete ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder aber keine Sorgen. „Beim Skispringen macht es nicht unbedingt extrem viel aus, wenn man angeschlagen ist. Wenn man zu viel Fieber hat, wird es schwierig, aber das ist beim ‚Krafti‘ nicht der Fall.“
Kraft selbst fühlt sich auch auf dem Weg der Besserung, vor der naturgemäß kurzen Silvesterparty wird noch ein Gesundheitsschläfchen eingelegt. „Der Tag an der Schanze war sehr gut, der macht mich glücklich. Gute, solide Sprünge und knapp hinter dem Ersten – sicher viel wert“, sagte Kraft, der den zweiten Trainingssprung „zum Kräftesparen“ ausgelassen hatte.
Überflügelt wurde er teamintern von Aschenwald, der die Bestweite setzte und am Mittwoch nach eigenem Bekunden die Topfavoriten ärgern will. „Ich zähle den zu den paar besten Sprüngen dazu, die ich in diesem Jahr gemacht habe“, meinte der Sechste von Oberstdorf. „Das fühlt sich hier richtig lässig an.“ Neujahrsvorsätze habe er noch nie verfasst, so der 24-Jährige Tiroler, Neujahrswünsche habe er hingegen viele. „Den ersten Weltcup-Sieg feiern“, gehört dazu.
Offene Rechnung mit Garmisch
Die Große Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen war in der jüngeren Vergangenheit kein guter Boden für Österreichs Adler. Speziell Kraft ist auf Wiedergutmachung aus. Der 26-Jährige hat gleich zwei „Schnitzer“ auszubügeln. Zum einen will sich Kraft für seine beiden jüngsten Auftritte am Neujahrstag rehabilitieren, zum anderen möchte der Doppelweltmeister von 2017 zeigen, das er einen perfekten Telemark in den Schnee setzen kann. Ein verwackelter Aufsprung hatte ihn in Oberstdorf einen Podestplatz gekostet. Anstatt als erster Verfolger Kobayashis geht Kraft als Vierter mit 13,9 Punkten Rückstand auf den Japaner ins Neujahrsspringen.
Fehlende Geduld war laut Kraft hauptverantwortlich dafür, dass er in den letzten zwei Saisonen beim ersten Springen des Jahres einen sportlichen Bauchfleck hinlegte. Sowohl 2018 als auch 2019 verpasste Kraft auf dem Nachfolger des originalen Olympiabakkens von 1936 die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Dabei kennt er das Gefühl, in Garmisch gut zu springen: 2017 war Kraft am Neujahrstag Dritter.
„Ich habe in Garmisch noch eine Rechnung offen“, sagte Kraft im Vorfeld des ersten Springens 2020. Die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre sollen nun dabei helfen, dass es heuer besser läuft. „Ich denke, ich habe daraus gelernt. Ich war in Garmisch zuletzt zu streng zu mir, wollte einfach zu viel. Ich habe meine eigentliche Stärke verloren: dass ich ruhig bleibe und mein Ding durchziehe.“
Letzter ÖSV-Sieg 2014
Doch nicht nur für Kraft, auch für die anderen Österreicher war Garmisch zuletzt keine Reise wert. 2018 landete Schlierenzauer als bester Österreicher nur auf dem 19. Rang, 2019 bewahrte Huber die ÖSV-Adler mit einem 15. Platz vor einem kompletten Absturz. Bei der jüngsten Ausgabe hatte es neben dem Salzburger überhaupt nur noch der mittlerweile zurückgetretene Manuel Fettner als 28. in die Entscheidung geschafft.
Der letzte österreichische Sieg ist überhaupt bereits sechs Jahre her, damals belegten die ÖSV-Springer aber die Plätze eins und zwei. Am 1. Jänner 2014 setzte sich der damalige Sensationsmann Thomas Diethart auf dem Weg zum Gesamtsieg vor Thomas Morgenstern durch. Dabei fühlten sich die Österreicher auf der Olympiaschanze davor lange Zeit pudelwohl. Von 2008 bis 2014 kam der Sieger bei sieben Springen fünfmal aus Österreich. Dreimal hieß er Schlierenzauer. Nur der Deutsche Jens Weißflog hat mit viermal öfter gewonnen.