Marius Lindvik
AP/Matthias Schrader
Vierschanzentournee

Lindvik siegt auch in Innsbruck

Der Norweger Marius Lindvik hat seine Topform bei der Vierschanzentournee auch auf dem Innsbrucker Bergisel vorerst untermauert. Der Sieger von Garmisch-Partenkirchen setzte sich am Samstag bei wechselnden Bedingungen auch in Innsbruck durch. Der Pole Dawid Kubacki wurde mit 1,3 Zähler Rückstand Zweiter, gefolgt von dem Norweger Daniel Andre Tande (249,3).

Bester Österreicher vor 22.200 Zuschauern wurde Stefan Kraft (123 Meter/127,5 Meter) als Vierter. Das Podest verfehlte der Salzburger um 4,3 Punkte. Zwei gute Sprünge zeigte Gregor Schlierenzauer, der mit Weiten von 127,5 und 126,0 Metern schließlich Sechster wurde.

In der Gesamtwertung der Vierschanzentournee haben sich die ersten vier nach dem zweiten Sieg von Lindvik in Folge noch ein Stück näher zusammengeschoben. Der Kampf um den Erfolg bei der 68. Tournee wird damit endgültig am Montag (17.15 Uhr, live in ORF1) entschieden.

Kubacki übernimmt die Gesamtführung

Kubacki liegt vor dem Abschlussbewerb 9,1 Punkte vor dem zweifachen Sieger Lindvik. Der Deutsche Karl Geiger ist 13,3 Zähler hinter Kubacki Dritter, knapp gefolgt von Ryoyu Kobayashi. Für Geiger und Kobayashi reichte es nur zu den Tagesplatzierungen acht und 14. Bester Österreicher in der Gesamtwertung ist Stefan Kraft, dem allerdings schon 32,1 Zähler auf den polnischen Leader fehlen.

Kraft hatte im ORF-Interview gemischte Gefühle: „Es war ein cooler zweiter Sprung, sehr mutig von mir, hat mir gefallen. Aber ein bisschen traurig bin ich natürlich schon. Schade, dass es für das Podest letztlich nicht gereicht hat“, sagte Kraft, der 4,3 Punkte hinter Tande und Platz drei lag. „Die Bedingungen waren schon wechselhaft. Die Sprünge haben gepasst, die anderen drei waren eben besser.“

Stefan Kraft (AUT) belegt den vierten Platz

„In Oberstdorf war es mir noch wurscht, jetzt nicht mehr“, meinte Kraft zum neuerlich verpassten Platz auf dem Podest.

Ein solches ist auch Gesamt noch möglich. Konfrontiert mit seinem 32,1-Punkte-Rückstand meinte der Salzburger aber: „Wenn ich schaue, welche Namen da vor mir sind – da braucht es schon Glück und zwei richtig gute Sprünge, um denen 20 Punkte (etwa 11 m, Anm.) abzunehmen.“

„Ein Sprung fürs Herz“ von Schlierenzauer

Schlierenzauer gab sich zufrieden. „Es war ein toller Wettkampf für mich, ich habe alles ausgereizt. Der erste Sprung war sogar knapp dran, dass er richtig abgeht, auch der zweite war gut. Das war wichtig. So nehme ich das“, sagte der Tiroler. „Ich bin auf dem richtigen Weg, das gibt Selbstvertrauen. Wichtig ist, dass ich meine Konstanz wiederfinde.“

Gregor Schlierenzauer (AUT) wird Sechster

Der Tiroler zeigte diesmal zwei konstant gute Sprünge.

Er gewann zunächst das K.-o.-Duell mit Kamil Stoch und landete letztlich auf dem sechsten Rang. „Der war absolut fürs Herz“, sagte der zweifache Bergisel-Sieger nach seinem 127,5-Meter-Flug bei Aufwind im ersten Durchgang. „Wenn man ins Fliegen kommt, zwischen den Ski drinnen hängt, dem Hexenkessel entgegenschwebt, dann ist das ein geiles Gefühl, für das man trainiert.“ Sein Ziel sei es, zum Abschluss erneut „zwei Sprünge auf diesem Niveau“ zu schaffen.

Aschenwald verbessert sich im Finale

Hinter dem Duo Kraft-Schlierenzauer betrieb Philipp Aschenwald (13.) mit einem Satz auf 127,5 m im Finaldurchgang noch Schadensbegrenzung. Er hatte zuvor Windpech gehabt. Jan Hörl (21.), Michael Hayböck (23.) und Daniel Huber (25.) holten Weltcup-Punkte. Letzterer stürzte beim Ausfahren, kam dabei aber glimpflich davon. „Das Genick spüre ich g’scheit. Das wird jetzt noch ärger werden, aber ich hoffe, dass es trotzdem für morgen passt“, sagte Huber.

Lindvik hofft noch auf Gesamtsieg

Obwohl Kubacki als Spitzenreiter nach Bischofshofen fährt, wo er mit 145 Meter auch den Schanzenrekord hält, trauten im Anschluss nicht wenige ÖSV-Adler dem 21-jährigen Lindvik eher den Gewinn des Goldenen Adlers zu. Der Jungstar selbst wollte nach seinem zweiten Weltcupsieg innerhalb von vier Tagen „keine Worte“ haben.

 Dawid Kubacki (POL), Marius Lindvik (NOR) und Daniel Andre Tande (NOR)
GEPA/Christian Walgram
Der zweifache Tagessieger Marius Lindvik (M.) hat noch Hoffnung auf den Tournee-Gesamtsieg

„Ich hatte zwei großartige Sprünge. In der Tournee-Gesamtwertung ist schon noch ein Abstand da, aber unmöglich aufzuholen ist es nicht“, sagte Lindvik im ORF. Das Finale im Salzburger Pongau lässt gerade für die guten Flieger große Aufholjagden zu, doch wer nach dem Bergisel vorne lag, gewann zuletzt so gut wie immer auch die Tournee.

Im vergangenen Jahrzehnt fing nur 2017 Stoch den nach Innsbruck führenden Daniel Andre Tande (NOR) noch ab. Die Paul-Außerleiter-Schanze ist die „Österreicher-Schanze“ unter den vier Tournee-Bakken. Dort triumphierte bereits 23-mal ein ÖSV-Athlet. Michael Hayböck ist der letzte Name auf dieser Siegerliste. Der Oberösterreicher feierte 2015 seinen ersten Weltcupsieg und wurde damit Tournee-Zweiter hinter seinem Zimmerkollegen Kraft.

Springen in Innsbruck

Endstand:
1. Marius Lindvik NOR 133,0/120,5 253,3
2. Dawid Kubacki POL 133,0/120,5 252,0
3. Daniel Andre Tande NOR 126,0/131,0 249,3
4. Stefan Kraft AUT 123,0/127,5 245,0
5. Stephan Leyhe GER 125,0/125,0 241,6
6. Gregor Schlierenzauer AUT 127,5/126,0 240,0
7. Johann Andre Forfang NOR 131,0/120,5 238,4
8. Karl Geiger GER 117,5/126,0 236,5
9. Peter Prevc SLO 127,0/122,0 236,3
10. Domen Prevc SLO 125,0/122,0 234,6
11. Anze Lanisek SLO 124,0/120,5 233,8
12. Piotr Zyla POL 117,0/125,0 230,9
13. Philipp Aschenwald AUT 115,0/127,5 230,8
14. Ryoyu Kobayashi JPN 122,0/120,0 229,8
15. Kamil Stoch POL 126,5/118,5 229,5
16. Roman Koudelka CZE 124,0/123,5 228,9
17. Robert Johansson NOR 127,0/115,5 224,8
18. Daiki Ito JPN 122,5/117,0 221,9
19. Killian Peier SUI 123,0/120,0 221,3
20. Timi Zajc SLO 123,5/114,5 219,8
21. Jan Hörl AUT 120,0/122,5 219,5
22. Junshiro Kobayashi JPN 117,0/122,0 215,4
23. Michael Hayböck AUT 122,5/119,0 214,0
24. Antii Aalto FIN 119,0/119,0 211,9
25. Daniel Huber AUT 126,0/118,5 207,7
26. Constantin Schmid GER 118,0/115,0 205,3
27. Markus Eisenbichler GER 114,5/116,5 200,7
28. Naoki Nakamura JPN 123,0/109,5 199,3
29. Keiichi Sato JPN 127,5/103,0 194,0
30. Taku Takeuchi JPN 117,5/110,5 193,4
Nicht für das Finale qualifiziert u.a.:
. Stefan Huber AUT 118,0 110,4
. Clemens Aigner AUT 118,0 104,7
. Clemens Leitner AUT 116,0 102,1
. Markus Schiffner AUT 113,5 101,3