ÖSV-Springerin Chiara Hölzl
GEPA/Philipp Brem
Skispringen

Vierschanzentournee für Frauen in Planung

68 Jahre war die Vierschanzentournee eine reine Veranstaltung für Männer. Das könnte sich mit der geplanten Einführung der Serie für Frauen ändern. Das nordische Traditionsevent steht vor einem Aufbruch.

Vierschanzentournee-Präsident Johann Pichler vom Skiclub Bischofshofen befürwortet eine Integration der Frauen in die Traditionsveranstaltung. Die handelnden Personen beim Österreichischen Skiverband (ÖSV) stünden der Idee positiv gegenüber. Auch der Deutsche Skiverband (DSV) steht den Ambitionen aufgeschlossen gegenüber. Das Preisgeld der Männer soll unterdessen angehoben werden.

Zuletzt wurden Stimmen laut, die auch für die Skispringerinnen eine Tournee forderten. Pichler hält eine solche – gleichzeitig ausgetragen mit den Männern – für denkbar. Ob und wann die Frauen Teil des Schanzenspektakels werden, entscheiden aber die Veranstalter – also ÖSV und DSV. „Wenn die Verbände mitziehen und ihr Schäuflein dazu tun, dann ist es meines Erachtens schon möglich, dass in zwei, drei Jahren die Damen sinnvoll miteingebaut werden“, sagte Pichler vor Journalisten vor dem Dreikönigsspringen.

„Hätten es uns verdient“

Bei Österreichs derzeit bester Skispringerin kamen die Worte von Tournee-Präsident Pichler naturgemäß gut an. „Wir hätten es uns verdient. Wir haben gezeigt, dass wir auch auf großen Schanzen gut springen können, und ich kann nur sagen: Wir sind bereit. An uns liegt es nicht“, sagte Chiara Hölzl, die dem Dreikönigsspringen als Zaungast beiwohnte, der APA.

Der Druck durch Aktive, Experten und Medien vor allem mit dem Blick auf andere Sportarten ist mittlerweile aber so stark gewachsen, dass die Verantwortlichen sich kaum noch widersetzen können.

Dafür müssten allerdings einige Herausforderungen wie Logistik und der „natürlich relativ enge“ Terminkalender bewältigt werden. Sandro Pertile, der nach dieser Saison Walter Hofer als Skisprung-Chef beim Internationalen Skiverband (FIS) ablöst, warnte zuletzt bereits: „Wenn man so etwas von heute auf morgen macht, kommt es wie ein Bumerang zurück.“

Positive Signale

In dieser Weltcup-Saison springen die Frauen erstmals und gleich neunmal auf einer Großschanze. „Sie springen inzwischen auf einem sehr hohen Niveau. Das sind bereits tolle Weltcup-Veranstaltungen“, sagte Pichler. „Wir in Bischofshofen stehen dem Ganzen eindeutig positiv gegenüber.“

Den möglichen Frauen-Bewerb am Qualifikationstag der Männer durchzuführen, hält Pichler – zumindest in Bischofshofen – für nicht zielführend. „Dann springen die Frauen wieder nur vor wenigen tausend Menschen.“ Die Logistik in den kleinen Orten und die engen Zeitpläne – vor allem in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck ohne Flutlicht – dürften die größten Hürden sein.

Den Hauptbewerb der Frauen am Qualifikationstag der Männer durchzuführen, würde Hölzl, die zuletzt in Klingenthal ihren ersten Weltcup-Sieg feierte, nicht stören. „Ich würde das nicht tragisch finden. Im Gegenteil: Ich würde das als richtig großen Schritt nach vorne für uns Damen sehen.“ Sie verwies auf die „bummvollen“ Arenen in Deutschland bereits am Qualitag. „Für uns sind 5.000 bis 6.000 Zuschauer sehr viel.“

Workshop im April

Am 15. April bei einer „Tournee-Nachlese“ hat Pichler in Innsbruck einen, wie er sagte, „Workshop“ geplant. Dort soll auch das Preisgeld ein Thema sein. „Da wollen wir das auf neue Beine stellen.“ Derzeit bekommt der Tournee-Sieger 20.000 Schweizer Franken (18.450,19 Euro). „Der Wille ist da, dass sich das Preisgeld ändert“, sagte der frühere Sprungrichter und technische Delegierte der FIS. Konkrete Aussagen diesbezüglich wollte Pichler aber nicht tätigen. „Man weiß natürlich, dass 20.000 Franken nicht das Gelbe vom Ei sind.“