ÖSV-Fahrer Johannes Strolz
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Strolz verhindert Debakel im Slalom

Johannes Strolz hat den Österreichischen Skiverband (ÖSV) beim Slalom in Madonna di Campiglio vor einem Debakel bewahrt. Der Vorarlberger verbesserte sich im zweiten Durchgang am Mittwoch noch auf den zehnten Platz und beendete damit zugleich seine Negativserie nach zuletzt drei Ausfällen in Folge. 1,40 Sekunden trennten Strolz vom Schweizer Sieger Daniel Yule.

Yule, der im Vorjahr in Madonna seinen bisher einzigen Sieg in einem Weltcup-Einzel-Bewerb gefeiert hatte , setzte sich bei Flutlicht als Halbzeitführender mit 0,15 Sekunden Vorsprung vor dem vergeblich angreifenden Norweger Henrik Kristoffersen durch, der sich als letztlich Zweiter für die Enttäuschung in Zagreb (19.) vor drei Tagen rehabilitierte. Dritter mit 0,25 Sekunden Rückstand wurde Zagreb-Gewinner Clement Noel aus Frankreich.

„Hier ist es immer steil, auch der Schnee passt sehr gut für mich, das Material funktioniert darauf sehr gut“, sagte Sieger Yule, nachdem er zuletzt in Zagreb als nur 27. wie Kristoffersen eine Niederlage zu verdauen hatte. „Dort war ich immer am Kämpfen, diesmal ist alles leicht von der Hand gegangen. Ich habe Vollgas von oben bis unten gegeben, und es freut mich, dass es so geklappt hat.“

Yule siegt erneut in Madonna

Wie in der vergangenen Saison hat der Schweizer Daniel Yule den Slalom von Madonna di Campiglio für sich entschieden.

Lichtblick aus Sicht des ÖSV

Einer der wenigen Lichtblicke aus österreichischer Sicht war Strolz, der erstmals in dieser Weltcup-Saison anschrieb, obwohl für ihn sogar mehr drin war. Mit vollem Risiko gestartet, war er wie auch zahlreiche Spitzenfahrer im Finale nicht fehlerfrei geblieben. Schon im ersten Durchgang hatte der 27-jährige Vorarlberger mit hoher Startnummer 42 und Platz 14 sein Potenzial aufblitzen lassen. Dem Risiko im zweiten zollte er in der Folge Tribut.

1. Daniel Yule (SUI)
2. Henrik Kristoffersen (NOR)
3. Clement Noel (SUI)

„Mit meinem Angriff im zweiten Lauf bin ich zufrieden, die Fehler dürfen in Zukunft halt nicht mehr passieren. Nach den letzten Rennen war es aber wichtig, dass ich endlich einmal ins Ziel gekommen bin“, sagte Strolz, der sich über sein bisher bestes Weltcup-Ergebnis im Slalom nach Platz 15 in Levi 2018 freuen durfte.

Schwarz rutscht zurück

Als zweitbester und einziger ÖSV-Läufer neben Strolz in den Top 30 belegte Marco Schwarz den 15. Platz (+1,68), obwohl er als Siebenter zur Halbzeit sogar das erste Slalom-Podest der ÖSV-Herren in der laufenden Saison in Sichtweite gehabt hatte. In der Entscheidung lief es nicht nach Wunsch. Zu wenig Tempo im Flachstück habe zu viel Zeit gekostet, wie er danach erklärte.

Davon entmutigen ließ sich der 24-jährige Kärntner, der in dieser Saison nach einem Kreuzband- und Innenmeniskusriss in den Weltcup zurückgekehrt war, nicht. „Es kann schnell gehen, oft macht man nichts Spezielles und ist auf einmal wieder vorne dabei. Darauf baue ich auf. Ich muss nur weitertrainieren. Irgendwann wird es auch mit den Ergebnissen wieder passen“, sagte Schwarz, der zweifache Bronzemedaillengewinner (Slalom, Kombi) der WM 2019 Aare.

Matt im geschlagenen Feld

Für alle weiteren Österreicher setzte es auf dem anspruchsvollen, eisigen Hang unter Flutlicht eine saftige Ohrfeige, die trotz aktueller Formkrise so nicht zu erwarten war. Kein Einziger neben Schwarz und Strolz hatte es in die Entscheidung geschafft. Am nächsten dran war noch Michael Matt, der 1,69 Sekunden im ersten Lauf auf Yule verlor und damit den 32. Platz belegte. Vom ersten Podest der laufenden Saison war er weiter entfernt, als seine Trainingsleistungen zuletzt erhoffen ließen. Im Ziel ließ er seinem Ärger freien Lauf.

Woran es lag, wusste er aber nicht, zumal er in Zabreb als Zweiter nach dem ersten Lauf noch voll dabei und im erst im zweiten ausgeschieden war. „Dort war war ich brutal schnell, hatte einen super Speed. Hier bin ich nicht vom Fleck gekommen, kein Zug nach vorne. Es ist einfach unglaublich mühsam zurzeit“, sagte der 26-jährige Tiroler, der vor Zagreb Fünfter in Val d’Isere und Elfter in Levi geworden war. Seinen bis dato letzten Stockerlplatz hatte er vor einem Jahr als Dritter in Madonna geholt.

„Derzeit ist der Wurm drin“

Mit dem Los der verpassten Quali war Matt im ÖSV-Team diesmal nicht allein und sogar in prominenter Gesellschaft. Am schlechtesten schnitt Manuel Feller mit 2,07 Sekunden Rückstand nach einem schweren Fehler im Steilhang als 48. ab. Dabei hatte er vor drei Tagen in Zagreb als Zwölfter ein starkes Comeback nach seinem Bandscheibenvorfall hingelegt. Wohl zu Recht war er auf die Euphoriebremse gestiegen. „Für mich ist genau das eingetroffen, was ich vor Zagreb prophezeit hatte: dass ich nach der Verletzung mit jedem Punkt zufrieden sein muss, den ich irgendwo mitnehmen kann“, sagte Feller.

Feller patzt im Steilhang

Ein schwerer Fehler im Steilhang kostete Manuel Feller die Qualifikation für den zweiten Durchgang.

Dass auch sein engerer Landsmann Matt im zweiten Lauf nur mehr Zuschauer war, verwunderte Feller mehr als die eigene Leistung. „Auf ihn hätte ich hier eigentlich gehofft, weil er uns im Training immer hergeklatscht und mehr als eine Sekunde abgenommen hat. Hätte er das im Rennen umgesetzt, würde die Welt für uns wieder anders ausschauen. Aber derzeit ist der Wurm drin. Uns selbst tut das am meisten weh, es ist schwierig“, so der 27-Jährige. An der Qualifikation in Madonna scheiterten weiters Fabio Gstrein (38.), Adrian Pertl (40.) und Marc Digruber (43.).

Pause für Hirschbühl

Eine Hiobsbotschaft hatte Österreichs leidgeprüfte Techniker schon vor dem Rennen ereilt. Bei Christian Hirschbühl, der sich beim Training in Lienz nach Jahreswechsel verletzt und bereits in Zagreb gefehlt hatte, wurde eine Leistenzerrung und Adduktorenverletzung diagnostiziert. Der 29-jährige Vorarlberger muss laut ÖSV-Mitteilung sechs Wochen pausieren und wird damit die Slalom-Heimklassiker in Kitzbühel und Schladming versäumen. Für seine Temkollegen geht es schon am Samstag (10.30 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1) in Adelboden mit einem Riesentorlauf in weiter.