ÖHB Trainer Ales Pajovic
GEPA/David Rodriguez Anchuelo
Handball-EM

ÖHB-Team startet gegen Tschechien

Die alte Binsenweisheit, wonach das erste Turnierspiel gleich das wichtigste ist, trifft für Österreichs Handball-Nationalteam wohl zu. Denn ein erfolgreicher Start in die Heim-EM 2020 wäre am Freitag (18.15 Uhr, live in ORF1) in der Wiener Stadthalle in jeder Hinsicht perfekt. Das Duell mit Tschechien kann im Kampf um den Hauptrundeneinzug bereits richtungsweisend sein. Ein Sieg würde zudem EM-Euphorie auslösen.

Platz eins oder zwei in der Gruppe B visieren Teamchef Ales Pajovic und seine Spieler an. Damit ginge es nach der Gruppenphase in die Hauptrunde, wo Handballfeste gegen Topnationen warten. Doch so weit ist die gut vorbereitete ÖHB-Auswahl noch lange nicht.

Zwei Punkte gegen Tschechien sollen vor hoffentlich ausverkauftem Haus eine sehr gute Ausgangslage für die weiteren schwierigen Vorrundenspiele gegen die Ukraine (Sonntag, 18.15 Uhr, live in ORF1) und Nordmazedonien (Dienstag, 18.15 Uhr, live in ORF Sport +) bringen. Die Chancen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht.

Österreichs Handballer bei Bundespräsident

Beim letzten Termin vor der Heim-EM gab es für das ÖHB-Team präsidialen Segen, für Bundespräsident Van der Bellen im Gegenzug ein Teamtrikot.

Reifeprozess soll Früchte tragen

Tschechien ist der laut Papierform zweitstärkste Kontrahent der ziemlich ausgeglichenen Gruppe B. „Wir haben gute Chancen“, so Teamchef Pajovic. Nicht nur er ist vor dem mit Spannung erwarteten EM-Start der Österreicher davon überzeugt. Man will die jüngere sportliche Bilanz bei Endrunden gleich zum Auftakt vergessen machen.

Denn in den vorangegangenen zehn EM- oder WM-Partien gab es – noch unter Teamchef Patrekur Johannesson – nur zwei Siege. Bei der EM 2018 punktelos ausgeschieden, feierte man bei der WM 2019 lediglich über die Außenseiter Saudi-Arabien und Bahrain Erfolge.

Das Team um den erst 23-jährigen Kapitän Nikola Bilyk vom THW Kiel will nun seinen Reifeprozess unter Beweis stellen und beim heimischen Publikum – die rund 9.500 Zuschauer fassende Halle wird wohl sehr gut besucht sein – eine erste rot-weiß-rote Begeisterungswelle entfachen. Schon der finale Test gegen Deutschland machte am Montag Hoffnung. Das Resultat von 28:32 fiel achtbar aus – vor allem Hälfte eins war stark.

ÖHB Trainer Ales Pajovic
GEPA/David Rodriguez Anchuelo
Für ÖHB-Coach Ales Pajovic und sein Team steht das wichtige Auftaktspiel auf dem Programm

6-0-Deckung gegen schnelle Tschechen

Was dem slowenischen ÖHB-Cheftrainer Pajovic besonders gefiel, war das gelungene Kreisspiel, das in acht Treffer durch Fabian Posch resultierte. Auch die im Vergleich zu den ersten Partien unter seiner Regie verbesserte 6:0-Abwehr gefiel dem ehemaligen Weltklassespieler. Die kompakte Deckung soll auch am Freitag eine zentrale Rolle spielen.

Denn die große Qualität der Tschechen, die bei der EM 2018 mit Platz sechs überraschten, im darauffolgenden Jahr aber die WM im Quali-Play-off gegen Russland verpassten, liegt für Pajovic in ihrer Agilität. „Sie sind richtig schnell, gehen oft ins Eins-gegen-eins“, sagte er über die hochkarätige Rückraumreihe um Bilyks Kiel-Kollegen Pavel Horak, Tomas Babak (Bergischer HC) und Stanislav Kasparek (Szeged).

Dicker ersetzt verletzten Hermann

„Deswegen ist unsere 6:0-Abwehr so wichtig“, betonte Pajovic, der nach intensivem Videostudium resümierte: „Sie sind ungefähr auf unserem Niveau.“ Am Freitag musste der Slowene allerdings einen personellen Rückschlag verkraften. Rückraumspieler Alexander Hermann zog sich im Abschlusstraining einen Bruch im linken Fuß zu und fällt für das Turnier aus. Für den in den vergangenen Jahren mehrfach verletzungsgeplagten Oberösterreicher wurde Daniel Dicker nachnominiert.

„Dieser Ausfall ist natürlich bitter, und es tut uns allen für Alex leid. Ich habe noch gehofft, dass es nichts Schlimmes ist und er gegen Tschechien spielen kann, aber leider hat das Röntgen einen Bruch angezeigt. Wir wünschen Alex alles Gute und schnelle Genesung“, sage Teamchef Pajovic über den bedauerlichen Ausfall. ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser schloss sich an. „Es tut mir für ihn unendlich leid, dass er sich so kurz vor der Euro erneut verletzt hat.“

Nervosität vor Premiere

Für Pajovic, als Aktiver EM-Finalist 2004, ist der Abend in der Stadthalle zugleich auch die erste große Partie als Trainer. „Wir sind natürlich alle ein bisschen nervös“, bestätigte der 41-Jährige. Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass wir den Druck nicht spüren, einfach mit Spaß spielen.“ Ein wenig Nervosität in der Mannschaft sei für ihn ohnehin ein gutes Zeichen.

Österreichs Gesamtbilanz gegen die Tschechen ist klar negativ: Seit 1993 gelangen bei 13 Niederlagen nur vier Siege. Der Respekt des Nachbarn ist der ÖHB-Auswahl dennoch gewiss. „Österreich hat einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Außerdem spielen sie zu Hause, was sie noch gefährlicher macht“, so Head-Coach Daniel Kubes, der mit seinem langjährigen Teamkollegen Jan Filip Tschechien betreut.