Nikola Bilyk (AUT) und Jan Mojzis (CZE)
APA/Hans Punz
Handball-EM

ÖHB-Team gewinnt Krimi gegen Tschechen

In einem Handball-Krimi gegen Tschechien hat sich Österreichs Nationalteam am Freitag mit 32:29 durchgesetzt und so für einen perfekten Start in die Heim-EM 2020 gesorgt. Im Auftaktspiel der Vorrundengruppe B hatte die ÖHB-Auswahl gegen einen ebenbürtigen Kontrahenten bis zum Schluss hart zu kämpfen. Vor rund 8.000 begeisterten Zuschauern in der Wiener Stadthalle hatte man schließlich das bessere Ende für sich.

Angeführt von einem sensationellen Nikola Bilyk konnte sich die Mannschaft von Cheftrainer Ales Pajovic erst in den Schlussminuten entscheidend absetzen. Im Rennen um den Aufstieg in die Hauptrunde könnte es bereits ein richtungsweisender Erfolg gewesen sein.

„Wir haben richtig gut gekämpft. Dazwischen haben wir etwas Probleme gehabt, aber uns super zurückgekämpft“, jubelte Pajovic nach seinem ersten EM-Sieg als Trainer im ORF-Interview. „Gratulation an meine Jungs. Ich bin sehr zufrieden mit den zwei Punkten. Wir sind noch nicht am Ende.“ Am Sonntag (18.15 Uhr, live in ORF1) bestreitet Österreich das zweite Match gegen die Ukraine, die durch ein Tor in der Schlusssekunde knapp mit 25:26 gegen Nordmazedonien verlor.

Traumstart für Österreich bei Handball-EM

Österreichs Handball-Nationalteam gelingt bei der EM in der Wiener Stadthalle mit einem 32:29-Sieg gegen Tschechien ein perfekter Auftakt.

Höllenlärm in der Stadthalle

Pünktlich um 18.15 Uhr hatte das gespannte Warten auf das erste Match der Österreicher ein Ende gehabt. Die Stimmung in der Stadthalle war mehr als EM-würdig. Ein äußerst motivierter DJ, die Tausenden österreichischen, aber auch eine beträchtliche Anzahl tschechischer Fans sorgten zum Auftakt der Vorrundengruppe B für einen Höllenlärm. Routinier Robert Weber warf in der zweiten Minute aus einem Siebenmeter das erste Turniertor des Gastgeberteams.

Stepan Zeman (CZE) und Janko Bozovic (AUT)
GEPA/David Bitzan
Auch der rechte Rückraum Janko Bozovic zeigte im ersten EM-Spiel der Österreicher eine herausragende Leistung

Ordentlich zur Sache ging es gleich in den Abwehrreihen, so fassten die Tschechen zwei schnelle Zweiminutenstrafen aus. Das nutzten die Österreicher zu einer 5:3-Führung (8. Minute). Wichtig war dabei, dass ÖHB-Goalie Thomas Bauer einen sehr guten Start erwischte und der kompakten 6-0-Deckung mit starken Paraden zusätzlichen Rückhalt bot. Auch war es eine sehr nervöse Anfangsphase, was sich in einigen wilden Fehlwürfen und technischen Fehlern auf beiden Seiten zeigte.

Zähes Ringen im Duell starker Abwehrreihen

Nach zwölf Minuten war mit 5:5 alles im Lot. Dann brachte sich Österreichs Topstar Nikola Bilyk aus dem linken Rückraum erstmals aufs Scoreboard. Sein ehemaliger Kieler Clubkollege Raul Santos (jetzt SC Leipzig) zog im Gegenstoß nach, und man lag 7:5 in Front (15.). Bilyk drehte jetzt auf, netzte noch zweimal ein und konnte es doch nicht verhindern, dass Tschechien hartnäckig dranblieb. Im Duell zweier hervorragend organisierter und beinharter Verteidigungsreihen präsentierten sie sich fast noch einen Hauch konsequenter.

Nikola Bilyk (AUT), Dominik Solak (CZE) und Jakub Hrstka (CZE)
APA/Hans Punz
Kiel-Legionär Nikola Bilyk lief gegen die Tschechen zu seiner Hochform auf

Beim Stand von 12:11 für Tschechien (26.) nahm der slowenische ÖHB-Teamchef Pajovic das erste Timeout. Doch die Tschechen brachten eine 14:13-Führung in die Pause, auch weil Pajovic in dieser Phase durchwechselte und der Einsergarnitur kleine Pausen verschaffte. Es war ein zähes Ringen um die ersten EM-Punkte – und der harte Kampf sollte sich nach dem Seitenwechsel fortsetzen. Statt Bauer stand nun Thomas Eichberger im Tor. Vorne sorgte Bilyk mit seinem fünften Treffer für den Ausgleich zum 14:14. Sein sechster im Gegenstoß war das 15:14.

Erster EM-Krimi mit Happy End

ÖHB-Keeper Eichberger (HSG Graz) lief nun zur Hochform auf, vereitelte zwei Hundertprozentige und brachte den entfesselten Bilyk bzw. zweimal Posch in die Position, auf 18:15 (36.) zu stellen. Doch wer glaubte, dass die Tschechen nachließen, lag falsch. Nicht zuletzt dank ihres Torhüters Martin Galia und weiterhin aufopferungsvoller Deckungsarbeit blieben sie den Österreichern auf den Fersen. Eichberger hielt, was zu halten war. Der zweite Kreisläufer Tobias Wagner und Frimmel vom linken Flügel hatten erfolgreiche Aktionen.

Als es mit 22:22 in die Schlussviertelstunde ging, war der erste rot-weiß-rote Krimi dieser EM programmiert. Der herausragende Bilyk mit seinen Toren neun und zehn sowie Weber von rechts außen bescherten dem begeisterten Publikum einen Zwischenlauf auf 25:22, hinten zauberte Eichberger sensationelle Paraden auf das Parkett. Die Halle kochte, aber die Tschechen ließen sich nicht abschütteln. Weber, Frimmel, Wagner und der wurfsichere Bozovic sorgten dafür, dass die ÖHB-Auswahl mit 29:27 in die letzten fünf Minuten ging.

Die spannende Schlussphase

Die Tschechen kämpfen sich mehrmals auf ein Tor heran, doch das ÖHB-Team behält die Nerven und landet den erhofften Auftaktsieg

Das Match war längst nichts mehr für schwache Nerven. Pajovic musste wieder regelmäßig durchwechseln, weil die Kräfte langsam, aber sicher zur Neige gingen. Nicht aber bei Bozovic, der unter frenetischem Jubel das 30:28 (27.) erzielte. Als Bilyk, der beste Mann des Spiels, mit seinem elften Tor auf 31:28 erhöhte, war die Partie entschieden. Grenzenloser Jubel auf den Rängen und in der österreichischen Mannschaft begleiteten den Schlusspfiff, die ersten zwei Punkte waren eingefahren.

Handball-EM 2020, Gruppe B

Freitag:

Österreich – Tschechien 32:29 (13:14)

Wiener Stadthalle, 8.000 Zuschauer

Tore: Bilyk 12, Bozovic 7, Weber 3, Posch 3, Frimmel 3, Wagner 2, Santos 2 bzw. Hrstka 6, Zdrahala 5

Nordmazedonien – Ukraine 26:25 (13:10)