Auf Schützenhilfe der Ukraine gegen Tschechien (20.30 Uhr, live in ORF Sport +) will man sich jedenfalls nicht verlassen. Die bräuchte es im Falle einer höheren Niederlage der Österreicher. „Wir haben mit den Siegen gegen Tschechien und die Ukraine viel Selbstvertrauen getankt. Und wir spielen mit der vollen Halle im Rücken“, so Cheftrainer Pajovic zuversichtlich vor dem Gruppenfinale.
Das erklärte Ziel der Österreicher ist ohnehin Platz eins mit sechs Punkten, um dann zwei Zähler mit in die hochkarätige Hauptrunde zu nehmen. Doch nicht nur werden die Mazedonier von zahlreichen mitgereisten oder in Wien lebenden Landsleuten frenetisch angefeuert werden. Auch handelt es sich bei der von Altstar Kiril Lazarov angeführten Mannschaft um einen „Angstgegner“. Sechs Duelle gab es bisher zwischen Österreich und Nordmazedonien – die Bilanz ist 2:4.
Österreich will Einzug in EM-Hauptrunde fixieren
Gruppe-B-Tabellenführer Österreich geht mit viel Selbstvertrauen in das Spiel gegen Nordmazedonien.
Keine guten Erfahrungen mit Lazarov und Co.
Bei der EM 2014 in Dänemark verlor das ÖHB-Team mit 21:22. Bei der WM 2015 in Katar unterlag man mit 31:36. Davor war man in der Qualifikation für die WM 2013 im Play-off an Nordmazedonien gescheitert. „Wir haben eigentlich keine guten Erfahrungen mit ihnen“, musste Rückraumspieler Janko Bozovic eingestehen. Der Linkshänder vom VfL Gummersbach war bei all diesen Partien dabei – genauso wie Goalie Thomas Bauer und Rechtsaußen Robert Weber.
Diesen „Fluch“ gegen die Mazedonier, die seit 2012 bei jeder EM und WM vertreten waren, will die blendend ins Turnier gestartete ÖHB-Equipe unbedingt brechen. Um die 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauer und eine hitzige Atmosphäre werden in der Stadthalle erwartet. Die enorme Erfahrung des mit allen Wassern gewaschenen Gegners ist dabei nicht zu unterschätzen. Vor allem die Achse zwischen dem 39-jährigen Topwerfer Lazarov (230 Teameinsätze) und dem 110-kg-„Bröckerl“ Stojance Stoilov am Kreis müssen die Österreicher entschärfen.
Lazarov (aktuell in Nantes in Frankreich beschäftigt) war lange beim FC Barcelona, gewann die Champions League, war zweimal CL-Torschützenkönig, hielt oder hält Torrekorde bei EM- und WM-Endrunden und war beim Sieg über die Ukraine einmal mehr Matchwinner in letzter Sekunde. „Er macht Nordmazedonien zu einer ganz anderen Mannschaft“, weiß Pajovic um Lazarovs Qualitäten in entscheidenden Phasen. Nach der 25:27-Niederlage gegen Tschechien liegt allerdings auch der größere Druck bei den Mazedoniern.
Kein Abend für schwache Nerven
Bozovic, der 2015/16 in Nordmazedonien bei Metalurg Skopje spielte, kennt den Gegner am besten: „Sie spielen schon lange zusammen, kennen sich sehr gut, sind ein starkes Kollektiv. Aber sie können nervös und fehleranfällig werden, wenn sie einige Tore zurückliegen. Das müssen wir erzwingen, dann haben wir gute Chancen.“
Mit dem HC Vardar kommt der aktuelle Champions-League-Sieger aus Nordmazedonien. Nicht zuletzt deswegen herrscht auf der Balkan-Halbinsel eine Handballeuphorie. „Handball ist in Nordmazedonien die Sportart Nummer eins“, sagte Bozovic vor dem Showdown. „Sie haben immer Tausende Fans, die sie begleiten und richtig gute Stimmung machen, egal wo sie spielen.“
Sollte Österreich mit mehr als drei Toren Differenz verlieren, würde der Abend zur Nervenprobe werden. Dann kommt es nämlich auf die nachfolgende Partie Tschechien gegen Ukraine an. Gewinnt die Ukraine, oder gibt es ein Remis, wird Österreich jede Niederlage „verziehen“. Im Falle eines tschechischen Sieges würde eben eine ÖHB-Niederlage mit bis zu drei Toren Unterschied reichen – erzielt man gegen Nordmazedonien zumindest 25 Tore, auch eine Niederlage mit vier Treffern Differenz.