Mikaela Shiffrin
AP/Marco Trovati
Ski alpin

Shiffrin plagen Selbstzweifel

Der zweite nicht gewonnene Slalom in Folge am Dienstag in Flachau hat bei Seriensiegerin Mikaela Shiffrin Selbstzweifel aufkommen lassen. „Wir sind in der Realität angekommen“, sagte die US-Amerikanerin nach Rang drei hinter der Slowakin Petra Vlhova und der Schwedin Anna Swenn Larsson.

Die Rekordgewinnerin von 43 Weltcup-Slaloms spielte damit darauf an, dass sie derzeit nicht so Ski fahre wie gewünscht. Und dass ihr das durch die vielen Erfolge aufgebaute Selbstvertrauen momentan offenbar abhandengekommen ist.

„Der Eindruck täuscht nicht“, vermittelte Shiffrin noch im Zielraum den Eindruck froh zu sein, sich endlich etwas von der Seele reden zu können. „Ich bin jemand, der nicht immer so fest an sich selbst glaubt. Nur selten war ich so selbstbewusst, dass ich sicher war, alle zu schlagen“, erklärte sie. „Ich war vor allem deshalb so lange oben, weil ich härter gearbeitet habe als die anderen. Aber Siege können schnell vorbei sein. Auch ich muss ständig Schritte nach vorne machen.“

Trendwende im Damen-Slalom

Die Slalom-Unbesiegbarkeit von Mikaela Shiffrin ist vorbei. Nach Platz drei im Flachau-Slalom wird die Rekordsiegerin von Selbstzweifeln geplagt.

„Unter Druck macht Mikaela Fehler“

Und die gelingen ihr derzeit offenbar nicht. „Anfang der Saison hat sie noch locker gewonnen. Jetzt grübelt sie“, analysierte Hermann Maier. „Unter Druck macht Mikaela Fehler, die ihr normal nicht passieren“, ergänzte die von Shiffrin Ende 2018 als Slalom-Rekordsiegerin abgelöste Marlies Raich. Atomic-Rennchef Christian Höflehner sieht mehrere Gründe: „Zagreb, der Sturz in Zauchensee und die Vorjahresniederlage haben Auswirkungen. Aber es kommen wieder Tage, an den Mika Vlhova was zum Nachdenken gibt.“

Mikaela Shiffrin
APA/Barbara Gindl
Ein ungewohntes Bild: Für Shiffrin gab es auf dem Stockerl in Flachau nur einen Randplatz

Die 24-jährige Shiffrin dominiert den Weltcup der Damen trotz einiger „Wackler“ seit Jahren vor allem über den Slalom, wo sie lange Zeit unschlagbar zu sein schien. Doch das Momentum liegt seit Kurzem eher bei Vlhova. Der einzigen Läuferin, die Shiffrin – selten, aber doch – in den vergangen drei Jahren bezwungen hat.

„Petra macht derzeit alles besser“

Dass der zweite Lauf in Flachau von ihrem Coach Mike Day bewusst eckig gesteckt war, ließ Shiffrin eine Anmerkung nötig erscheinen: „Heute ist mir wichtig klarzustellen, dass Mikes Kurssetzung nicht gegen Petra ausgerichtet war. So etwas tun wir nicht“, betonte die US-Amerikanerin. „Zweitens kannst du gegen sie ohnehin nichts setzen, so wie sie derzeit Ski fährt. Petra macht derzeit alles besser als ich, ihre Technik ist perfekt. Deshalb ist sie derzeit die Beste und kann jeden Kurs gut fahren. Das wollte ich nur klarstellen.“

„Gut, das von ihr zu hören“, nahm Vlhova das erfreut zur Kenntnis. Noch im Zielraum hatte es eine Umarmung zwischen den beiden Kontrahentinnen gegeben. „Der Kampf zwischen uns ist gut und ich verstehe es, wenn Mika sauer ist. Auch sie will immer gewinnen“, erklärte die gleichaltrige Slowakin. „Ich habe Riesenrespekt, sie ist ein Champion.“

Freundschaft auf später verschoben

Gerne würde sie mit ihrer Rivalin auch befreundet sein. „Aber wir sind beide gerade ganz oben und Jede will gewinnen. Vielleicht können wir ja später Freunde werden.“ Die vom Italiener Livio Magoni gecoachte sowie von Vater Igor und Bruder Boris Vlha betreute Vlhova hat sich jedenfalls endgültig als Shiffrins größte sportliche Rivalin etabliert.

Dass ihr Sieg am Dienstag relativ knapp ausgefallen war, erklärte sie mit Kurs zwei sowie einigen Fahrfehlern. „So ist zumindest mein Gefühl“, sagte die Riesentorlauf-Weltmeisterin, die erstmals für die Slowakei auch Weltcup-Kristall holen will.

Wieder kein ÖSV-Podestplatz

Österreichs Damen warten nun seit schon 49 Rennen auf einen Slalomsieg und verpassten mit der Halbzeitdritten Katharina Liensberger auf Rang fünf auch im letzten Rennen des Salzburg-Triples in Zauchensee und Flachau einen Podestplatz. Die Plätze fünf, sechs, acht, elf sowie insgesamt sechs Läuferinnen in den Punkten war für ÖSV-Slalomchef Johannes Zöchling aber „mannschaftlich sehr in Ordnung“. „Ziel ist aber immer ein Podium. Kathi war im zweiten zu direkt unterwegs, konnte den Schwung nicht durchziehen. Schade, das wäre eine Chance gewesen.“

Von einer Wachablöse an der Slalom-Spitze könne man zwar noch nicht sprechen, glaubt Zöchling. „Aber man sieht schon seit Längerem, dass Vlhova mächtig Gas gibt und Shiffrin nicht so souverän ist wie in der Vergangenheit, wenn sie Druck bekommt.“