Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

Streif-Zustand verzückt Abfahrtsasse

Die Abfahrtsasse haben am Mittwoch erstmals die Kitzbüheler Streif für die Hahnenkamm-Rennen 2020 erfolgreich getestet. Die erste Bestzeit erzielte der Norweger Kjetil Jansrud. Doch Gesprächsthema Nummer eins war die Piste, die die meisten Fahrer in Begeisterung versetzte. „Hart, gleichmäßig, gewaltig“, lautete das Urteil von Matthias Mayer, dem schnellsten Österreicher im ersten Zeitlauf.

Bei strahlendem Sonnenschein legte der amtierende Weltmeister Jansrud auf einer relativ gleichmäßig präparierten Streif beim ersten Abtasten für die 80. Hahnenkamm-Rennen in 1:56,68 Min. die schnellste Fahrt hin. Knapp hinter dem Norweger überraschte Jared Goldberg aus den USA, der nur vier Hundertstel über der Bestzeit blieb. Drittschnellster war der Franzose Johan Clarey mit 0,20 Sekunden Rückstand auf Jansrud.

Mayer hatte als Sechster 0,68 Sekunden Rückstand, Vincent Kriechmayr folgte als zweitbester Österreicher auf Rang neun (0,93). Rückschlüsse auf das Rennen am Samstag (11.30 Uhr, live in ORF1) lässt das erste Training allerdings wie immer nicht zu. Denn die meisten Favoriten deckten ihre Karten erwartungsgemäß nicht auf. So etwa Wengen-Sieger Beat Feuz: Der Schweizer riss mit einer dosierten Fahrt 2,38 Sekunden Rückstand auf Jansrud auf. „In Kitzbühel kann man nicht am ersten Tag bereits wieder mit hundert fahren“, sagte Feuz.

Jansrud Schnellster im ersten Training

Der Norweger Kjetil Jansrud erzielte am Mittwoch im ersten Training für die Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel die Bestzeit auf der Streif.

„Das macht viel mehr Spaß“

Bei vielen Fahrern stand der Spaß im Vordergrund, denn die Streif präsentierte sich anders als in manch anderen Jahren nicht als ruppiges Ungetüm. „Man muss den Hut ziehen vor dem neuen Pistenchef, super gemacht“, lobte Mayer, der die Trainingsfahrt am Mittwoch aufgrund der Bedingungen genoss. Seine Fahrt sei ordentlich gewesen, aber es sei erst das erste Training. „Und bei Feuz sieht man, der schaut wieder, dass er 50. wird und sich komplett aus jedem Geplänkel raushält“, meinte der Doppelolympiasieger lachend.

Kjetil Jansrud (NOR)
GEPA/Mathias Mandl
Weltmeister Jansrud durfte sich die erste Bestzeit auf der Streif gutschreiben lassen

„Traumhaftes Wetter, das macht viel mehr Spaß. Und die Piste ist viel ruhiger als in den letzten Jahren und nicht so eisig, herunten ist es sogar ein bisschen frühjahrsmäßig – klar, mit den Temperaturen“, sagte Kriechmayr. Im Vorjahr sei es wesentlich unruhiger gewesen. Dem Oberösterreicher tat die gute Fahrt gut, denn Wengen sei für ihn „nicht gerade berauschend“ gewesen. Aber es gäbe Schlimmeres, meinte er mit Verweis auf das verletzungsbedingte Saisonende von Streif-Favorit Dominik Paris.

Bei Max Franz, der 2,83 Sekunden über der Bestzeit blieb, war die Anspannung nach dem Fersenbruch im Vorjahr auf der Streif sehr hoch gewesen, er habe geschaut, auf der Linie zu bleiben. „Das war mit Handbremse, aber ich habe gesehen, dass es gut geht. Das habe ich heute gebraucht, und wenn ich ehrlich bin, würde ich gleich nochmals fahren, weil ich gesehen habe, dass es geht. Morgen versuche ich, den nächsten Schritt zu machen.“ Vom Rücken her passe alles, er hoffe, dass es so weitergehe, auch wenn momentan nichts locker vom Hocker gehe.

Aufpassen bei Hausbergkante

Anders standen die Vorzeichen bei Daniel Danklmaier (+ 1,89 Sek.), der im vergangenen Jahr in der Streif-Abfahrt überraschend Fünfter geworden war. „Angenehm ist es am Start nie, da denkst du dir, warum tust du das eigentlich. Aber im Ziel war es wieder eine Genugtuung. Es war angenehmer als im Vorjahr, aber hat auch seine Tücken. Es war geil. Ich komme gern her. Du musst eine wilde Sau sein und den Ski gehen lassen“, sagte der Steirer.

Eine der Tücken könnte heuer wieder die Hausbergkante sein. Per Funkspruch wurden die Athleten im Training angehalten, bei der Schlüsselstelle Tempo rauszunehmen. Trotzdem seien die Sprünge weit gegangen. Auch Otmar Striedinger (+ 2,00 Sek.) bremste sich ein. „Ich habe nicht voll durchgezogen. Sie müssen da schon was tun und die Kante am Hausberg abnehmen. Im Renntempo geht der Sprung sicher zu weit.“ Er probierte Material und „riskierte nicht Kopf und Kragen“. Seine Taktik sei, sich von Tag zu Tag zu steigern und am Renntag den einen Lauf auszupacken.

Herren-Abfahrt in Kitzbühel

Erstes Training am Mittwoch:
1. Kjetil Jansrud NOR 1:56,68
2. Jared Goldberg USA + 0,04
3. Johan Clarey FRA 0,20
4. Carlo Janka SUI 0,33
5. Andreas Sander GER 0,46
6. Matthias Mayer AUT 0,64
7. Matteo Marsaglia ITA 0,81
8. Ryan Cochran-Siegle USA 0,85
9. Vincent Kriechmayr AUT 0,93
10. Romed Baumann GER 0,96
11. Maxence Muzaton FRA 0,99
12. Nicolas Raffort FRA 1,13
13. Steven Nyman USA 1,17
14. Travis Ganong USA 1,34
15. Aleksander Aamodt Kilde NOR 1,37
16. Christof Innerhofer ITA 1,39
17. Mauro Caviezel SUI 1,63
18. Thomas Dreßen GER 1,67
19. Nils Allegre FRA 1,69
. Bryce Bennett USA 1,69
23. Daniel Danklmaier AUT 1,89
28. Otmar Striedinger AUT 2,00
32. Johannes Kröll AUT 2,37
33. Beat Feuz SUI 2,38
36. Christian Walder AUT 2,60
38. Stefan Babinsky AUT 2,67
40. Max Franz AUT 2,83