Marco Schwarz (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Schwarz muss sich nur Yule beugen

Daniel Yule hat am Sonntag den traditionellen Slalom auf dem Kitzbühler Ganslernhang gewonnen. Der 26-jährige Schweizer feierte seinen dritten Saisonsieg mit 0,12 Sekunden Vorsprung auf Marco Schwarz. Der 24-jährige Kärntner fuhr den vierten rot-weiß-roten Podestplatz an diesem Wochenende heraus. Für Gesprächsstoff sorgten auch der Österreicher Adrian Pertl und der Norweger Lucas Braathen.

Braathen hatte nach dem ersten Durchgang trotz Startnummer 34 sensationell die Führung inne, wurde aber schließlich ex aequo mit seinem Landsmann Henrik Kristoffersen Vierter (+0,49 Sek.). Kristoffersen übernahm damit die Führung im Gesamtweltcup mit 41 Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann Aleksander Aamodt Kilde und 49 auf Matthias Mayer.

Den dritten Rang holte sich der Franzose Clement Noel (+0,37). Pertl, der die Startnummer 74 hatte, kam als 24. in das Finale und erzielte im zweiten Durchgang gar Laufbestzeit. Er beendete das Rennen als Achter. Michael Matt wurde nach dem dritten Zwischenrang am Ende Sechster (+0,52).

Marco Schwarz, Daniel Yule und Clement Noel
APA/AFP/Joe Klamar
Am Ende durften sich Marco Schwarz (l.), Daniel Yule (M.) und Clement Noel (r.) feiern lassen

„In Kitzbühel zu gewinnen, ist der Wahnsinn“

Über den ersten Sieg eines Schweizers seit Dumeng Giovanoli 1968 jubelte aber Yule, der mit den Laufzeiten zwei und vier die beste Gesamtzeit erzielte. „In Kitzbühel zu gewinnen, ist der Wahnsinn. Schon als Kind schaut man zu, es ist zwar nicht die Abfahrt, aber trotzdem ein Mythos“, so Yule im ORF-Gespräch.

Yule siegt bei Slalom in Kitzbühel

Zum Abschluss des Hahnenkamm-Wochenendes in Kitzbühel hat sich Daniel Yule den Slalom-Sieg am Ganslernhang gesichert.

Seine nächsten Ziele verkündete der Schweizer auch gleich. „Wir fahren nicht für die Rekordbücher. Wir fahren für Emotionen. Hoffentlich kann ich noch viele davon erleben. Schladming ist auch noch eine Trophäe, die man zu Hause haben muss.“ Am Dienstag geht in Schladming (17.45 Uhr und 20.45 Uhr, jeweils live in ORF1) bereits das legendäre Nightrace über die Bühne, bei dem Marcel Hirscher den letzten österreichischen Sieg in einem Slalom einfuhr.

Schwarz verspürt Aufwind

Sein erstes Podest in Kitzbühel erklomm Schwarz. Er war in beiden Läufen gut unterwegs, hatte keine sichtbaren Fehler und kam in der Entscheidung nur sechs Hundertstelsekunden hinter Pertl auf die zweitbeste Laufzeit, was kurzfristig auch die Führung im Finale bedeutete.

Schwarz war im ORF-Interview entsprechend glücklich: „Beim Heimrennen in Führung zu gehen, war unbeschreiblich. Ich wollte das Rennen gewinnen und habe voll attackiert. Bei einem Heimweltcup will man natürlich abliefern. Dass mir das heute gelungen ist, ist mega. Ich freue mich über den zweiten Platz. Ich hoffe, dass es so weitergeht. Das Gefühl und der schnelle Schwung sind wieder da.“ Schwarz hat vor elf Monaten einen Kreuzbandriss erlitten.

Matt fühlt sich wieder „wohler“

Der Sechste Matt zeigte vor allem im oberen Teil eine sehr starke Fahrt. Doch nach der zweiten Zwischenzeit schlichen sich beim 26-jährigen Tiroler kleinere Fehler ein und er verlor etwas den Rhythmus.

Matt analysierte seine Leistung so: „Ich fühle mich wieder wohler zwischen den Toren. Bis zum letzten langen Zug war es super und hat mir voll getaugt. Von dort habe ich leider ein bisschen zurückgeschraubt. In meiner Situation kann ich über die letzten zwei Wellen nicht volles Risiko gehen. Wenn man aber um den Sieg mitfahren will, muss man auch das voll fahren.“

1. Daniel Yule (SUI)
2. Marco Schwarz (AUT)
3. Clement Noel (FRA)

Pertl sorgt für Gesprächsstoff

Genau das hatte Pertl getan. Er lieferte eine Talentprobe ab. Der 23-jährige Kärntner, der mit Startnummer 73 in das Rennen gegangen war, zeigte auch im zweiten Lauf sein Potenzial. Nachdem er in seinen ersten vier Weltcup-Slaloms keine Platzierung zu Buche stehen hatte, war Pertl diesmal mit seinem achten Platz eines der Gesprächsthemen.

„Ich kann das gar nicht glauben. Ich war noch nie in den Top 30, heute habe ich das geschafft. Mein zweiter Lauf ist mir vom Gefühl her gar nicht so gut vorgekommen, aber anscheinend war es schnell. Ich wollte einfach pushen, damit es im Ziel grün aufleuchtet. Ich bin superhappy. Meine Familie und meine Freunde sind da, das motiviert dich natürlich noch zusätzlich.“

Auch Schwarz meinte anerkennend zu Pertl: „Das ist brutal gut. Ich kenne ihn schon lange. Er war schon immer im Training stark. Heute ist er sehr, sehr gut gefahren, also ist es auch sehr verdient.“

Feller ratlos über Rückstand

Wieder einmal nicht belohnt hat sich Manuel Feller. Er riskierte in seinem gewohnt angriffslustigen Stil alles, konnte aber die Spitze nicht gefährden. Warum dem so war, wusste der Tiroler selbst nicht: „Die Fahrt ist mir nicht schlecht vorgekommen. In meiner Karriere war ich noch nie so ratlos, warum ich von der Platzierung her so weit hinten bin. Das tut extrem weh, so ehrlich muss ich sein.“

Fabio Gstrein, der zuletzt in Adelboden (Siebenter) und Wengen (Zwölfter) vordere Plätze belegte, konnte im Finale etwas zulegen und verbesserte sich vom 23. Rang auf die 16. Position (+1,54). Marc Digruber, 28. nach dem ersten Lauf, schied im zweiten Durchgang zum Entsetzen seiner angereisten Fans bereits nach wenigen Toren aus.

Österreicher waren gut vorbereitet

„Ich bin sicher, wir fahren ums Podium, vielleicht auch um den Sieg mit, das traue ich mich zu sagen“, hatte der ÖSV-Slalom-Trainer Marko Pfeifer schon vor dem Rennen gesagt. „Wir sind gut bereit, das wollen wir einfach zeigen.“ Die Österreicher hatten sich auf eigens präparierten Hängen speziell auf die Besonderheiten des Kitzbühel-Slaloms vorbereitet.

ÖSV-Fahrer Adrian Pertl
APA/EXPA/Johann Groder
Der 23-jährige Adrian Pertl war aus österreichischer Sicht die große Überraschung im Slalom von Kitzbühel

Dazu zählten auch Hangbegehungen im Sommer und eine Trainingsroutine in den Tagen vor dem Rennen, wie sie sonst nur bei Weltmeisterschaften durchgeführt wird. Das gute Abschneiden überraschte dennoch auch ein wenig, war die Dichte an Sieganwärtern nach dem ersten Lauf ungewöhnlich hoch. So trennten die ersten 18 Läufer (bis Manuel Feller) nur 1,05 Sekunden.

Enges Rennen mit Überraschungen

Schwarz hatte das wegen der „gewaltigen Piste“ angekündigt. Braathen übernahm beispielsweise mit Startnummer 34 die Halbzeitführung. Der Sohn einer Brasilianerin und eines Norwegers, der in diesem Winter schon im Slalom (Sechster in Zagreb) und Riesentorlauf (Sechster und Achter) aufgezeigt hatte, konnte seinen Erfolg kaum glauben.

1. DG: Lucas Braathen (NOR) sensationell in Führung

Mit Startnummer 34 sorgt ein junger Norweger für die Sensation im ersten Durchgang.

„Das ist ein großartiger Tag. Natürlich habe ich an das Podest gedacht. Meine Nerven habe ich etwas mehr gespürt als normal. In Führung zu liegen ist eben noch einmal ein anderes Spiel. Ich hatte es aber gut unter Kontrolle. Obwohl ich es nicht geschafft habe, bin ich sehr glücklich“, so der 19-Jährige.

Weiters fuhr der Deutsche Anton Tremmel im ersten Lauf mit 50 auf Platz sieben (am Ende 18.), der Norweger Atle Lie McGrath mit 66 auf 22 (wurde 22.). Insgesamt kamen elf Läufer mit Nummern über 30 in die Entscheidung, für die man sich nur 1,40 Sekunden Rückstand erlauben durfte. Von den Österreichern nicht geschafft hatten es Johannes Strolz (34.) und Mathias Graf (45.).