Henrik Kristoffersen
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Kristoffersen stellt Raich-Rekord ein

Henrik Kristoffersen hat am Dienstag zum vierten Mal den Slalom in Schladming gewonnen. Der 25-jährige Norweger setzte sich bei der 23. Ausgabe des Nightrace 0,34 Sekunden vor dem Franzosen Alexis Pinturault durch und zog mit Rekordsieger Benjamin Raich gleich. Dritter wurde der Schweizer Daniel Yule (+0,83). Zur tragischen Figur wurde der Halbzeitführende Marco Schwarz, dessen Ausfall ein ÖSV-Debakel zur Folge hatte.

Schwarz hatte sich im ersten Durchgang auf Kurs in Richtung seines ersten Slalom-Sieges gebracht. Der 24-jährige Kärntner ging mit einem Vorsprung von 0,14 Sekunden auf den zweitplatzierten Kristoffersen in die Entscheidung. Der Traum vom Heimsieg platzte aber schon nach wenigen Toren. „Es ist natürlich sehr schade. Ich wollte das gewinnen, ich wollte das nach Hause fahren. Ich habe attackiert. Wenn man attackiert, dann können Fehler passieren. Heute ist es halt sehr bitter“, sagte ein enttäuschter Schwarz im ORF-Interview.

Durch den Ausfall von Schwarz setzte es für die ÖSV-Herren eine herbe Enttäuschung. Erst zum vierten Mal in der Geschichte des Nightrace stand kein Österreicher auf dem Podest. Michael Matt belegte als bester Österreicher ex aequo mit zwei weiteren Läufern nur den 15. Rang (+1,77). Manuel Feller musste sich mit Platz 18 (+1,94) begnügen. Fabio Gstrein schied in der Entscheidung aus. Unter dem Strich blieb vor über 40.000 Fans das schlechteste ÖSV-Abschneiden in einem Herren-Weltcup-Slalom seit Alta Badia 2006.

Schwarz scheitert in Entscheidung

Der Traum vom Sieg ist für den Kärntner Halbzeitführenden im zweiten Lauf nach wenigen Toren vorbei. Schwarz wird am Ende disqualifiziert.

„Wie kann man mit so einem Fehler gewinnen?“

Zu den Protagonisten der Slalom-Show wurden andere Läufer – allen voran Kristoffersen. Dabei verzeichnete der Norweger ebenfalls kurz nach seinem Start einen schweren Fehler, konnte sich im Gegensatz zu Schwarz aber noch im Rennen halten. Kristoffersen setzte danach alles auf eine Karte und verwandelte mit einem Husarenritt einen Rückstand von 0,33 Sekunden in einen Vorsprung. Damit gewann der 25-Jährige nach 2014, 2015 und 2016 zum vierten Mal in Schladming.

1. Henrik Kristoffersen (NOR)
2. Alexis Pinturault (FRA)
3. Daniel Yule (SUI)

Dass es am Ende mit dem Sieg klappte, konnte Kristoffersen gar nicht glauben. „Wie kann man mit so einem Fehler gewinnen?“, fragte sich der Norweger, der sich bei dem Missgeschick auch an der Schulter verletzte, selbst. Der Freude über den Sieg tat das aber keinen Abbruch. „Nach dem Fehler war der Kopf weg, da war es nur noch gerade, gerade, gerade. Schade für Marco, aber so ist das Rennfahren“, sagte Kristoffersen, der seinen 21. Weltcup-Sieg feierte und damit im Slalom- und Gesamtweltcup führt.

Zum dritten Mal Halbzeitführung verspielt

Schwarz hatte unterdessen nach Platz drei in Adelboden und Platz zwei in Kitzbühel seinen ersten Slalom-Triumph ins Visier genommen. Zum dritten Mal nach Zagreb und Adelboden (jeweils im Jänner 2019) konnte der Kärntner aber eine Zwischenführung nicht zum Sieg nutzen.

Der 24-Jährige setzte nach seinem Ausrutscher zwar die Fahrt fort und kam mit 5,90 Sekunden Rückstand ins Ziel, wurde aber nachträglich disqualifiziert. „Bei der Einfahrt in die Haarnadel hat es mich brutal geschoben, danach ist es sich nicht mehr ausgegangen“, sagte Schwarz, der vor dem Start „eigentlich entspannt“ gewesen ist.

Noel mit Laufbestzeit von Rang 30 auf vier

Entspannt ging auch Clement Noel in den zweiten Durchgang. Der Franzose wurde im Gegensatz zu Schwarz aber zum großen Gewinner neben Kristoffersen im zweiten Durchgang. Der 22-Jährige verzeichnete im ersten Lauf einen schweren Fehler und qualifizierte sich als 30. mit einem Rückstand von 2,60 Sekunden auf den Österreicher gerade noch für die Entscheidung. Dort verbesserte sich Noel aber mit überlegener Laufbestzeit um 26 Plätze und verpasste das Podest um 0,16 Sekunden.

Clement Noel
GEPA/Wolfgang Grebien
Clement Noel hatte in der Entscheidung nichts mehr zu verlieren und lieferte einen Toplauf ab

Auf diesem landeten Kitzbühel-Sieger Yule und Pinturault, die nach dem ersten Lauf auf den Plätzen drei und vier gelegen waren. Yule wurde zum dritten Mal in Folge in Schladming dritter. „Und immer mit Startnummer sieben“, so der Schweizer. „Das ist wunderschön. In Schladming ist die Stimmung immer unglaublich. Es freut mich besonders, hier wieder auf dem Podest zu stehen.“ Pinturault freute sich indes, dass er nach Ausfällen in Kitzbühel und Wengen den Turnaround schaffte. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem guten Resultat. Die Atmosphäre ist immer ein Wahnsinn“, sagte Pinturault.

Lange Gesichter im ÖSV-Team

Während die Konkurrenz feierte, gab es im ÖSV-Team lange Gesichter. Im ersten Durchgang hatte zwar Schwarz seine Startnummer eins optimal ausgenützt, der Rest konnte bei abbauender Piste nicht um die Spitzenplätze mitfahren. In der Entscheidung fielen dann Matt und Feller jeweils noch um drei Plätze zurück. „Ich habe mir brutal schwergetan“, gestand ein enttäuschter Matt, der in Kitzbühel mit Platz sechs noch einen Aufwärtstrend verzeichnet hatte.

Auch die junge Garde konnte diesmal nicht die Kohlen aus dem Feuer holen. Gstrein schied im zweiten Durchgang nach sehr guter letzter Zwischenzeit, bei der er 0,09 Sekunden vor Noel lag, aus. Adrian Pertl, der in Kitzbühel sensationell Rang acht belegt hatte, hatte mit der hohen Startnummer 71 keine Chance auf die Qualifikation. „Es waren schon einige Spuren drinnen. Ich habe ein paar Mal den Schwung nicht richtig erwischt. Es war schon richtig schwer heute. Der Lauf war in Ordnung, es geht aber besser“, erklärte Pertl.