ÖSV-Fahrer Manuel Feller
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Historisches Debakel im Herren-Riesenslalom

Für Österreichs Herren ist der Riesenslalom in Garmisch mit einem historischen Debakel zu Ende gegangen. Als bester und einziger Österreicher im Finale belegte Manuel Feller am Sonntag nur den 28. Platz. Der 27-jährige Tiroler verlor 2,35 Sekunden auf den Franzosen Alexis Pinturault, der vor dem Schweizer Loic Meillard (+0,16) und dem Norweger Leif Kristian Nestvold-Haugen (0,24) über seinen insgesamt 27. Weltcup-Sieg jubeln durfte.

Als Vierter nach Lauf eins war Pinturault nur 0,18 Sekunden hinter dem Führenden Meillard gelegen, der 28-Jährige nutzte die Chance und stürmte mit drittbester Laufzeit noch zu seinem vierten Saisonsieg und dem zweiten im Riesentorlauf nach Sölden. Nestvold-Haugen blieb auf seinem dritten Rang zur Halbzeit, Henrik Kristoffersen (NOR) rutschte vom zweiten 0,79 Sekunden hinter Pinturault auf Platz sieben ab.

Der Franzose, der in den jüngsten Riesenslaloms in Adelboden (10.), Alta Badia (8.) und Beaver Creek (17.) hinter den eigenen Ansprüchen geblieben war, freute sich über den Befreiungsschlag. „Wir haben sehr viel gearbeitet, weil mein Skifahren zuletzt nicht so gut war. Diesmal passte es wieder, wir haben gute Arbeit geleistet. Ich bin wirklich sehr zufrieden“, sagte Pinturault.

Jubel des Franzosen Alexis Pinturault
GEPA/Thomas Bachun
Pinturaults Angriff lohnte sich – von Platz vier stürmte der Franzose noch zum Sieg

Den Gesamtweltcup führt Kristoffersen (877) weiter an, Pinturault ist 55 Punkte dahinter neuer Zweiter vor Aleksander Aamodt Kilde (820). An der Spitze der Riesenslalom-Wertung liegt weiter der Slowene Zan Kranjec, der drei Wochen nach seinem Erfolg in Adelboden in Garmisch Fünfter (+0,52) wurde. 26 Zähler liegt Kranjec im Kampf um die kleine Kugel vor Kristoffersen, 43 vor dem hier drittplatzierten Pinturault.

So schlecht wie noch nie

Die Hoffnungen der Österreicher vielleicht sogar auf das erste RTL-Podest in dieser Saison hatten sich auf verkürzter Strecke bereits im ersten Durchgang zerschlagen. Als einziger der acht ÖSV-Starter war Feller mit 1,37 Sekunden Rückstand unter die besten 30 ins Finale gekommen. „Dafür, dass ich nur zwei Tage Riesenslalom trainiert habe, war es okay. Ich weiß aber, dass noch mehr geht“, so der Tiroler, der in dieser Saison von einem Bandscheibenvorfall gebremst worden war.

Als 16. griff er in der Entscheidung noch einmal an, aber der Einser leuchtete im Ziel nicht grün auf, aus der erhofften Aufholjagd war nichts geworden. Feller schwang nach seiner Fahrt nur auf Platz 13 ab und konnte in der Folge als 28. das schlechteste Riesenslalom-Ergebnis der Österreicher in der Weltcup-Geschichte nicht verhindern. Das war bisher der RTL in Kranjska Gora im Jänner 1992, als Hubert Strolz als bester Österreicher 22. geworden war.

„Der Lauf kam mir besser vor als der erste, von dem her war ich vom Ergebnis überrascht. Als 13. abzuschwingen, kann nicht gut sein. Dabei hatte ich im Training ein gutes Gefühl und Spaß im Riesenslalom", so Feller, der im Rennen vergeblich versuchte, sein Potenzial abzurufen. Mein Skifahren war gut, das Ergebnis schlecht. Das sollte ich in Zukunft vielleicht ein wenig kombinieren.“

1. Alexis Pinturault (FRA)
2. Loic Meillard (SUI)
3. L. Nestvold-Haugen (NOR)

Schwarz und Co. scheitern

Marco Schwarz war als 33. und zweitbester Österreicher wie alle anderen Teamkollegen im Finale nur mehr Zaungast, er wirkte ratlos. „Schon während der Fahrt habe ich mich nicht besonders gut gefühlt. Dass sie so schlecht war, hätte ich allerdings nicht gedacht. Es ist nichts weitergegangen. Jetzt heißt es abhaken, weitermachen“, sagte der Kärntner, der elf Monate nach seinem Kreuzbandriss noch um den Anschluss zur Weltspitze Riesenslalom kämpft.

Roland Leitinger, der als Sechster in Adelboden die beste Riesenslalom-Platzierung eines Österreichers in dieser Saison geholt hatte, war im ersten Lauf kurz vor dem Ziel ebenso ausgeschieden wie Stefan Brennsteiner, der als Adelboden-15. ansteigende Form bewiesen hatte.

Im Finale weiters in der Zuschauerrolle waren Patrick Feurstein (42.), Johannes Strolz (47.), der 21-jährige Weltcup-Debütant Thomas Dorner (50.) und Magnus Walch (54.). „Für die Burschen tut es mir leid, sie haben alles probiert. Mit den höheren Nummern war es halt nicht mehr so einfach“, sagte Feller.

Kritik von Puelacher

ÖSV-Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher sparte nicht mit Kritik und sprach von einem „schwarzen Tag für Österreichs Riesentorlauf-Sport“. „Was wir derzeit bieten, ist viel zu wenig. Diesmal haben wir komplett abgeleert. Erklärungen dafür zu finden, ist unmittelbar nach dem Rennen schwierig, aber vielleicht machen sich die Burschen selber zu viel Druck“, sagte der Tiroler.

Die fehlende Konstanz ist laut Puelacher zudem ein Problem – mit Verweis auf die Ausfälle von Brennsteiner und Leitinger, der in Adelboden mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang aufgezeigt hatte. „Sie waren zeitmäßig auch hier gut dabei, dann machen sie wieder Fehler und schießen sich selbst aus dem Rennen. Auch Schwarz ist wenig gelungen. Insgesamt haben wir derzeit einfach nicht die Dichte, auch nicht im Nachwuchs, um mit den Topnationen mithalten zu können. So kommen solche Ergebnisse dann zustande“, so Puelacher.