Fabio Gstrein (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

ÖSV gibt Jugend eine Chance

Trotz der zumeist enttäuschenden Ergebnisse in diesem Winter sieht ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bei den Herren keine Krise in den technischen Disziplinen. „Wir haben schnelle Leute, deshalb habe ich keine Bedenken“, sagte er. Einen Entschluss hat man im ÖSV aber gefasst: Man will hoffnungsvolle Junge künftig schneller in den Weltcup bringen.

Denn für den Präsidenten steht fest, dass es in den technischen Disziplinen genug junge Athleten mit Potenzial gebe. Mit Adrian Pertl (23) und Fabio Gstrein (22), die schon jeweils eine Top-Ten-Platzierung im Slalom vorzuweisen haben, nannte er zwei. In Zukunft sollen Talente wie diese beiden nicht so lange darauf warten müssen, sich über einen längeren Zeitraum im Weltcup versuchen zu dürfen.

„Was wir sicher tun in der Zukunft, wir ersparen ihnen den langen Weg. Die müssen sich nicht über den Europacup hochdienen, sondern wenn einer gut ist, kommt er in den Weltcup“, kündigte Schröcksnadel an. „Wir haben immer gemeint, wir müssen warten, bis einer 22 oder 24 ist.“ Das müsse aber nicht sein, wie man bei anderen Nationen sehen könne. „Die tun jemanden rein, und er ist schnell.“ Und im Gegensatz zu früher gebe es jetzt auch bei Österreich die Startplätze für junge Hoffnungsträger.

Riesentorlauf als große Baustelle

Denn in der Saison nach dem Rücktritt von Superstar Marcel Hirscher hat sich bisher bestätigt, was schon angesichts der Ergebnisse zu dessen aktiver Zeit diagnostiziert werden musste: Die größte Baustelle, an der im Herren-Bereich gearbeitet werden muss, ist der Riesentorlauf. „Der Gefahr, dass so ein Ergebnis wie zuletzt in Garmisch passiert, war ich mir bewusst“, sagte daher auch ÖSV-Sportdirektor Toni Giger. Manuel Feller war am Sonntag als 28. bester Österreicher gewesen.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel
GEPA/Patrick Steiner
Schröcksnadel hofft auf bessere Zeiten

Für Schröcksnadel ist das jedoch kein Grund, in Panik zu verfallen. „Einen Marcel Hirscher kann keine Nation vorgeben“, stellte der Tiroler klar. Dass es Feller in Garmisch-Partenkirchen als Einziger in die Punkteränge schaffte, schaue zwar nicht gut aus, „aber dass die anderen bis dahin sehr schnell waren, schreibt keiner“. Wobei Schröcksnadel damit Stefan Brennsteiner und Roland Leitinger meinte, die beide im ersten Durchgang ausfielen. „Aber wenn sie durchkommen, sind sie total dabei.“

„Schnell runterfahren und nicht lange denken“

Laut Schröcksnadel gelingt es den Läufern nicht, sich von einem offenbar großen Druck zu befreien. „Die wollen schnell fahren, dann riskieren sie viel. Sie meinen halt jetzt, dass sie alles zerreißen müssen“, erklärte er. Sein Rezept: „Die sollen schnell runterfahren und sollen nicht lange denken, dass sie die Last der Nation am Rücken haben. Den Rucksack müssen sie ablegen.“

Schröcksnadel brachte in diesem Zusammenhang den Nationencup ins Spiel. Selbstverständlich wolle man diesen am Ende der Saison erneut gewinnen, doch die Österreicher dürften sich deswegen nicht noch zusätzlich unter Druck setzen. „Für uns verändert sich nichts. Ob wir das gewinnen oder nicht, es verändert sich nichts“, betonte der 78-Jährige, dass es kein Malheur wäre, würde man nach drei Jahrzehnten Dominanz einmal leer ausgehen.

Unter Zugzwang seien vielmehr die Schweizer, die derzeit 299 Punkte vor Österreich in Führung liegen. Denn wie Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann vor Kurzem erklärte, bekäme sein Verband dank leistungsabhängiger Verträge mit Partnern eine hohe Geldsumme für den Sieg im Länderranking. „Die haben, glaube ich, mehr Druck als wir“, vermutete Schröcksnadel.