Alexis Pinturault (FRA)
GEPA/Mario Kneisl
Ski alpin

Pinturault wettert gegen Parallelformat

Die erste Kristallkugel des alpinen Winters 2019/20 ist seit Sonntag mit jener für den Parallel-RTL vergeben. Loic Meillard holte sich nach nur zwei Bewerben die erstmals vergebene Trophäe. Die Resonanz auf den Miniweltcup fiel nicht nur beim Schweizer verhalten aus. Vor allem Frankreichs Topstar Alexis Pinturault übte schwere Kritik am Format und am Internationalen Skiverband (FIS).

„Am Ende mit zwei Rennen ist es nicht so viel wert. Besser wäre es, im Riesentorlauf oder Slalom zu gewinnen“, sagte Meillard, obwohl er in Chamonix seinen ersten Weltcup-Sieg feiern konnte und sich am Ende der Saison auch die kleine Kristallkugel für die Parallelwertung ins Wohnzimmer stellen darf. Neben Chamonix fand Ende Dezember noch in Alta Badia ein Parallel-RTL statt. Damals feierte der Norweger Rasmus Windingstad seinen ersten Sieg.

Schon beim ersten Bewerb war das große Manko des Parallelbewerbs zum Vorschein getreten: Einer der zwei Kurse ist tendenziell immer schneller. In Alta Badia war es der rot beflaggte, in Chamonix jener in Blau. Auch Meillard feierte in der K.-o.-Runde seine Erfolge allesamt auf dem blauen Kurs. „Der blaue hat sicher geholfen, um schnell zu fahren“, gab der 23-Jährige offen zu. Augenscheinlich war der Unterschied im Achtelfinale: Wer auf Rot fuhr, schied aus.

Kritik an Parallel-RTL

Scharfe Kritik hat es nach dem Parallel-Riesentorlauf in Chamonix gesetzt. Das Format sei gefährlich und würde an ein Glücksspiel erinnern.

„Statisten einer Show“

Pinturault war einer jener Athleten, die in der Runde der besten 16 auf dem roten Kurs ausschieden. Der 28-Jährige machte seinem Ärger über das aus seiner Sicht unfaire Rennen auf Sozialen Netzwerken Luft. Er sei „zornig“, weil er den „Eindruck habe, betrogen zu werden. Wir als Athleten verkommen zu Statisten einer Show und sind nicht die Hauptdarsteller einer Sportart“, schrieb Pinturault auf Instagram und dem Kurznachrichtendienst Twitter.

In Chamonix seien die Läufer mit unterschiedlich schweren Kursen konfrontiert gewesen. Das von der FIS ausgedachte Format mache das Rennen so zum Glückspiel. Denn nur im Sechzehntelfinale wird der Aufsteiger in zwei Läufen ermittelt. Ab dem Achtelfinale wird nur noch ein Lauf gefahren. Wer den schneller oder einfacher gesteckten Kurs zugelost bekommt, ist klar im Vorteil. Daher hatte Pinturault einige Fragen an die Verantwortlichen der FIS: „Seit wann ist im Sport Glück wichtiger als die Leistung?“

Dazu kam es in Chamonix aufgrund der Kurse und der Enge der Strecke zu mehreren gefährlichen Situationen. So schrammte etwa der Südtiroler Simon Maurberger bei seinem Abflug nur knapp an einer Kollision mit einem am Streckenrand stehenden Trainer vorbei. Dann kreuzte der US-Amerikaner Tommy Ford bei seinem Ausrutscher die Bahn des Schweizers Thomas Tumler, der ebenfalls nur mit Mühe einen Zusammenstoß vermeiden konnte. „Wie gefährlich ist das Format, über das wir sprechen? Aber am wichtigsten @fisalpine, wann werden die Worte der Athleten gehört?“, fragte daher Pinturault.

Tommy Ford (USA) und Thomas Tumler (SUI)
AP/Gabriele Facciotti
Ford (r.) und Tumler hatten Glück, dass in dieser Situation alles gut ausging

Prominente Unterstützer

Pinturault ist nicht der einzige Topstar, der in dieser Saison Kritik an den Parallel-Riesentorläufen übt. Unterstützung erhielt der Franzose von seinem Konkurrenten Henrik Kristoffersen, der in Chamonix ebenfalls im Achtelfinale auf dem blauen Kurs auf der Strecke geblieben war. Mit den Worten „Totally agree“ – stimme voll zu – verbreitete der Norweger Pinturaults Kritik weiter im Netz.

Auch bei den Damen regte sich nach dem bisher einzigen Parallel-RTL in Sestriere Kritik. Und ebenfalls war es mit Mikaela Shiffrin ein Aushängeschild der Szene, das die mangelnde Fairness kritisierte. „Wenn man sich alle anschaut, dann war der blaue Kurs immer schneller. Auf dem roten muss man viel präziser fahren und alle Risiken nehmen“, sagte die US-Amerikanerin damals zu den unterschiedlichen Gegebenheiten. „Der Bewerb macht Spaß, aber man muss noch feilen. Glück sollte nicht den Ausschlag geben“, sagte Shiffrin.