Jürgen Klinsmann
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Fußball

„Unakzeptabel“: Hertha feuert Klinsmann

Den Job als Trainer hat er aus eigenen Stücken aufgegeben, der angestrebten Rückkehr in den Aufsichtsrat hat nun der Verein einen Riegel vorgeschoben: Hertha BSC Berlin zog am Donnerstag einen Schlussstrich unter die Personalie Jürgen Klinsmann, ließ dem ehemaligen deutschen Teamchef aber eine kleine Hintertür offen.

„Leider ist die Art und Weise des Abgangs so unakzeptabel, dass wir im Sinne des Vereins eine zielführende Zusammenarbeit so nicht fortführen können“, sagte Investor Lars Windhorst am Donnerstag. Dieser hatte Klinsmann als Vertrauensmann in den Aufsichtsrat platziert und dessen Kür zum Trainer forciert.

Nun ist der Mäzen enttäuscht von seinem Mitarbeiter: „Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben.“ Er ließ allerdings offen, „ob wir in einigen Monaten in anderer Form auf ihn und seinen Rat zurückgreifen können. Ich schlage niemals Türen zu.“ Persönlich bedauerte der Geldgeber „es sehr, dass Jürgen Klinsmann uns sehr abrupt verlassen hat“.

Nouri und Feldhoff übernehmen

Die bisherigen Assistenztrainer Alexander Nouri und Markus Feldhoff übernehmen für die nächsten Wochen das Traineramt. „Wir wissen alle, dass wir schwere Aufgaben vor der Brust haben und in den nächsten Wochen punkten müssen. Diese beiden verdienen die volle Unterstützung, die Mannschaft auf die nächsten Wochen vorzubereiten“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz. Für den Sommer sei es natürlich eine Aufgabe, eine neue Besetzung für den Cheftrainerposten zu finden.

Klinsmann hatte am Dienstagvormittag völlig überraschend nach nur elf Wochen sein Traineramt bei Hertha zur Verfügung gestellt und damit den Club schockiert. Dabei hatte der 55-Jährige zunächst angekündigt, in das Aufsichtsgremium zurückkehren zu wollen. In einem Videochat am Mittwochabend äußerte er sich dann zurückhaltender und legte die Entscheidung in die Hände des Clubs.

Werner Gegenbauer, Lars Windhorst und Michael Preetz
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Von Klinsmann enttäuscht: Präsident Werner Gegenbauer, Investor Lars Windhorst und Sportdirektor Michael Preetz

Klinsmann über seinen freiwilligen Abgang: „Fragwürdig“

Via Internet hatte Klinsmann am Mittwoch die Umstände seines Rücktritts selbst als „fragwürdig“ bezeichnet und sich bei den Fans entschuldigt. Gleichzeitig kritisierte er aber die Rolle von Manager Preetz und begründete seinen Rücktritt mit dem Wunsch nach mehr Kompetenzen, den ihm der Club verwehrt hätte. „Da haben wir uns aufgerieben in vielen, vielen Nebenkriegsschauplätzen.“ Ihm sei „unglaublich aufgestoßen“, dass der Manager auf der Bank sitze und seine Kommentare abgebe.

Windhorst gefiel die Art und Weise des Rücktritts von Klinsmann jedenfalls gar nicht: „Es ist nicht akzeptabel. Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben, wo man unter Erwachsenen ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte so etwas nicht passieren.“ Im Duell mit einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf treten die Berliner am Samstag (15.30 Uhr) beim Schlusslicht SC Paderborn an.