Trainer Adi Hütter
APA/dpa/Uwe Anspach
Europa League

Hütters Duell mit der eigenen Vergangenheit

Das Hinspiel im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Salzburg ist am Donnerstag (18.55 Uhr) vor allem auch für Adi Hütter ein ganz besonderes. Als Spieler ebnete der Vorarlberger im Duell mit Frankfurt vor 26 Jahren den Aufstieg von Casino Salzburg ins Halbfinale des UEFA-Cups, als Trainer führte der heute 50-Jährige 2015 die „Bullen“ zum Double – nun lebt er als Eintracht-Trainer seinen Traum.

„Es ist für mich, Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker ein besonderes Spiel, weil wir alle auch in Salzburg tätig gewesen sind. Dennoch spielt Eintracht Frankfurt gegen den FC Salzburg“, sagte der österreichische Trainerexport am Mittwoch bei der Pressekonferenz in Frankfurt und versuchte damit auch seine Person aus dem Rampenlicht zu nehmen.

„Wir freuen uns auf dieses Duell. Ich sehe die Chancen 50:50, daher müssen wir uns hier eine gute Ausgangslage schaffen“, betonte der Coach, der 2018 beim deutschen Bundesligisten angeheuert hatte. Dennoch war vor allem Hütters Vergangenheit beim kommenden Gegner auch bei den deutschen Medienvertretern ein großes Thema.

LASK und Salzburg im Europa-League-Einsatz

Der LASK und Salzburg sind im EL-Sechzehntelfinale im Einsatz. Die Linzer treffen auf Alkmaar, Salzburg muss sich gegen Frankfurt beweisen.

Hütter erinnert sich „ganz genau“

„Ganz genau“, antwortete Hütter dabei auf die Frage, wie er sich denn an das Salzburger Duell mit der Eintracht anno 1994 erinnere. Damals setzte sich Salzburg gegen den Favoriten aus Frankfurt nach einem 1:0-Sieg im Hinspiel in Wien im alles entscheidenden Duell in Deutschland per Elfmeterschießen im damals noch alten Waldstadion durch. Hütter kann sich auch daher so gut erinnern, weil er im Hinspiel das Siegestor erzielt und auch im Rückspiel beim Elferschießen reüssiert hatte.

„Ich habe in Wien das Tor geschossen, hier den vierten Elfmeter verwandelt, gegen Tormann Uli Stein, der im deutschen Fußball auch eine Legende ist. Dass wir eine deutsche Topmannschaft wie Frankfurt zu dieser Zeit ausgeschaltet haben, war eine riesige Überraschung. Das wird mir sicherlich für immer in Erinnerung bleiben“, merkte Hütter nicht ohne Stolz an. Gegenüber „Eintracht TV“ erklärte der Coach zudem: „Ich kann mich auch erinnern, als der damalige österreichische Teamchef Herbert Prohaska sagte, dass ich der beste Mann auf dem Platz war. Ich wurde mit der ersten Nominierung für das Nationalteam belohnt, deswegen habe ich wohl auch so gute Erinnerungen.“

Nachgeholter Sprung ins Ausland

Damals schaffte es Salzburg sogar bis ins Finale, ehe sich Inter Mailand in jeweils zwei Duellen als zu hohe Hürde erwies – das damals noch in zwei Spielen ausgetragene Finale endete mit jeweils einem 0:1 in Wien und in Mailand. Hütter kam letztlich auf 15 Länderspiele und drei Tore, nur der Sprung ins Ausland gelang ihm (noch) nicht – 1860 München wäre eine Option gewesen, Hütter entschied sich für einen Verbleib. „Das war vielleicht ein Fehler, ich habe mir geschworen: Wenn ich als Trainer noch einmal die Möglichkeit bekomme, ins Ausland zu gehen, dann mache ich das“, sagte er vor rund einem Jahr der „Zeit“.

Österreichs aktuelles Aushängeschild als Fußballtrainer, das seine Karriere bei den Amateuren der Salzburger begonnen hatte, sollte das als Trainer nachholen. Nach der Beurlaubung als Coach seines Heimatclubs SCR Altach nützte Hütter die Bühne SV Grödig und schaffte es dort zurück nach Salzburg zu den Profis. Nach nur einer Saison, die mit dem Double bestehend aus Gewinn der Meisterschaft und Cup geendet hatte, kehrte Hütter Salzburg wieder den Rücken.

Trainer Adi Hütter
GEPA/Felix Roittner
Hütter gewann 2015 mit Salzburg die Meisterschaft und den ÖFB-Cup

„Es gab unterschiedliche Ansichten, es kam zu einer einvernehmlichen Trennung, ich bin im Guten gegangen. Ich habe nicht nur zwei Titel mitgenommen, sondern viel an Erfahrung gewonnen. Es war auch wichtig, nach Stationen in Altach und Grödig bei einem größeren Club zu arbeiten. Das hat auch den Weg nach Bern und Frankfurt geebnet“, erklärte Hütter. Mit den Young Boys holte der Vater einer Tochter nach 32 Jahren wieder den Titel nach Bern, ehe sein Traum von einem Engagement in der deutschen Bundesliga in Erfüllung ging.

Europa League, Sechzehntelfinale, Hinspiel

Donnerstag, 18.55 Uhr:

Eintracht Frankfurt – FC Salzburg

Stadion Frankfurt, SR Palabiyik/TUR

Mögliche Aufstellungen:

Frankfurt: Trapp – Toure, Ilsanker, Abraham, Ndicka – Hasebe, Rode – Chandler, Sow, Kostic – Paciencia

Salzburg: Stankovic – Ramalho, Onguene, Wöber – Farkas, Mwepu, Junuzovic, Ulmer – Okugawa – Daka, Hwang

Rückspiel am 27. Februar (21.00 Uhr) in Salzburg

Mit Frankfurt, das Hütter als frischgebackener DFB-Pokalsieger von Niko Kovac übernommen hatte, spielte der Debütant auf Anhieb um die vorderen Plätze mit und schaffte es mit der Mannschaft in der Europa League bis ins Halbfinale, in dem der englische Topclub Chelsea im Elfmeterschießen letztlich die Oberhand behielt. Nach den Rekordabgängen der Offensivstars Luka Jovic (für 60 Millionen Euro zu Real Madrid) und Sebastien Haller (für 40 Millionen Euro zu West Ham United) sowie dem leihweisen Wechsel von Ante Rebic zu AC Mailand lief es in der folgenden Herbstsaison nicht ganz so rund. In den letzten zehn Spielen 2019 bejubelte man nur einen Sieg.

Mit Eintracht wieder auf Kurs

Im Interview mit der APA erklärte Hütter, wie er nun das Frankfurter Schiff 2020 mit vier Siegen in sechs Spielen wieder auf Kurs brachte. „Wir haben an den richtigen Rädchen gedreht, was die Grundordnung betrifft, bekommen nun wesentlich weniger Gegentore“, so Hütter, der nichts dem Zufall überlässt und auch punkto Öffentlichkeitsarbeit seit Jahren auf einen Medienberater vertraut. So ist auch folgende Aussage durchdacht. „Den Gegenwind, den wir gespürt haben, haben wir so richtig reingeblasen, dass es Rückenwind geworden ist.“

Hütter hat vor allem mit seiner Akribie und dem Hang zur Selbstreflexion den Job in Frankfurt ergattert. Auf das Salzburger Jahr blickt er weiterhin gerne zurück: „Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Jahr dort verbringen durfte. Und ich darf mich jetzt nicht beklagen.“ Seine Familie lebt nach wie vor in Salzburg, deswegen wird auch das Rückspiel am kommenden Donnerstag nicht weniger besonders. „Ich habe natürlich eine besondere Bindung, weil ich auch familiär dort stationiert bin“, betonte Hütter, um aber noch einmal klarzustellen: „Wir wollen mit der Eintracht Salzburg ausschalten.“