Salzburg beim Training
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Europa League

Salzburg erwartet in Frankfurt heißen Tanz

Österreichs Serienmeister FC Salzburg ist am Donnerstag (18.55 Uhr) im Hinspiel des Sechzehntelfinales der UEFA Europa League bei Eintracht Frankfurt gefordert. Während der Deutsche-Bundesliga-Club nach der Winterpause wiedererstarkt ist, kamen die Salzburger noch nicht in Tritt. Trotz veränderter Vorzeichen gegenüber der Herbstsaison wollen die Salzburger im Frankfurter Hexenkessel eine gute Ausgangslage für das Rückspiel schaffen.

Zwei Monate sind im Fußball eine Ewigkeit, das zeigt sich auch nun wieder: Im Dezember scheiterte Salzburg erst am letzten Spieltag der Gruppenphase in der Champions League mit einem 0:2 knapp gegen Titelverteidiger Liverpool, Trainer Jesse Marsch gab danach den Titelgewinn in der Europa League als Ziel aus. Frankfurt qualifizierte sich in diesem Bewerb trotz einer 2:3-Heimniederlage gegen Vitoria Guimaraes für die Runde der letzten 32 – die Eintracht gewann zu dem Zeitpunkt überhaupt nur eines ihrer letzten zehn Spiele im Jahr 2019.

2020 sieht die Fußballwelt schon wieder anders aus: Im neuen Jahr hat der Traditionsclub aus der hessischen Finanzmetropole mit 750.000 Einwohnern und der großen Fanbasis nur eines seiner sechs Spiele verloren, während Salzburg nicht nur seinen Goalgetter und Shootingstar Erling Haaland an Borussia Dortmund und Takumi Minamino an Liverpool abgeben musste, sondern zuletzt auch nach einem 2:3 gegen den LASK die Bundesliga-Tabellenführung verlor.

LASK und Salzburg im Europa-League-Einsatz

Der LASK und Salzburg sind im EL-Sechzehntelfinale im Einsatz. Die Linzer treffen auf Alkmaar, Salzburg muss sich gegen Frankfurt beweisen.

Es war dies auch erst das zweite Pflichtspiel im neuen Kalenderjahr. „Für diesen Verein ist es immer ein Nachteil in der K.-o.-Phase, weil wir nicht so viele Spiele haben für eine gute Vorbereitung. Aber das ist keine Ausrede“, sagte Marsch. Den Titel strebt der 46-Jährige weiter an: „Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt zu gehen. Aber sicher, wenn man ein Turnier spielt, dann möchte man gewinnen“, so der US-Coach, der sein Team auf einen heißen Tanz einschwor. „Wir müssen bereit sein für ein richtig gutes Spiel und eine sehr gute Mannschaft.“

Hexenkessel wartet auf Salzburg

In jedem Fall dürfen sich die Salzburger nach den Spielen in der Champions League auf das nächste Highlight freuen. Nach Schalke, Dortmund und Leipzig kommt es zum vierten Duell mit einem deutschen Club in der Red-Bull-Ära. „Das ist immer spannend, und da haben wir zuletzt immer gute Erfahrungen gesammelt“, sagte Sportchef Christoph Freund im Vorfeld gegenüber ORF.at und erinnerte an das gewonnene Duell gegen Dortmund im Achtelfinale 2018 sowie die beiden Siege gegen Leipzig im selben Jahr. Gegen deutsche Teams hat Salzburg fünfmal in Serie nicht verloren.

Frankfurt, einmal deutscher Meister (1959), fünffacher DFB-Pokal-Sieger (zuletzt 2018) und 1980 Gewinner des UEFA-Cups, ist Gründungsmitglied der Bundesliga. Die Eintracht, die vergangene Saison Siebenter geworden war und aktuell auf Rang zehn liegt, ist vor allem auch für ihre Anhängerschaft bekannt. Die Heimstätte ist die Commerzbank-Arena, die anlässlich der WM 2006 zur reinen Fußballarena umgebaut wurde. Die Kapazität soll bis 2024, wenn die EM in Deutschland stattfindet, von 51.500 auf 60.000 Plätze angehoben werden.

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Stadion
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Die Commerzbank-Arena wurde 2005 neu eröffnet, zuvor hieß sie Waldstadion und hatte eine Laufbahn
Fotos
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13 Österreicher haben für die Eintracht gespielt, unter anderen Bruno Pezzey (2. v. l.)
Stadion
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Dieser Tunnel führt die Spieler auf das Feld, am Donnerstag sind 47.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena dabei
Stadion
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Über dem Spielfeld schwebt nicht nur ein Zeltdach, sondern auch ein Videowürfel
Merchandise
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Im Stadion befindet sich naturgemäß auch ein Fanshop, ÖFB-Legionär Martin Hinteregger hat sein eigenes Shirt (r.)

Von der Atmosphäre in der stets gut ausgelasteten Arena schwärmen nicht nur Zuschauer. „Es ist elektrisierend, die Fans haben immer eine unglaubliche Choreografie gemacht. Das war für alle ein Spektakel, es ist für alle hier etwas Besonderes, in der Europa League zu spielen“, sagte Tormann Kevin Trapp. Die von den Ultras für Donnerstag geplante Choreografie wurde von der UEFA allerdings untersagt, 20.000 Wunderkerzen wurden umsonst besorgt. Der von Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner ausgerufene „Eintracht-(Donners)Tag“ erhielt damit am Mittwoch einen atmosphärischen Dämpfer.

Rekordkulisse aus Salzburg

Nichtsdestoweniger haben sich die Salzburger mit der Stimmung in Frankfurt auseinandergesetzt, setzen aber auf die Erfahrung aus dem Herbst oder auch den Spielen davor. „Wir haben ein wenig darüber gesprochen. Wir waren auch schon an der Anfield Road, Frankfurt ist da ähnlich, am Ende muss ein Profi das aber lieben. Wir sind bereit“, betonte Marsch. 47.000 Zuschauer werden am Donnerstag für eine ausverkaufte Arena sorgen, über 3.000 kommen aus Österreich. So viele haben Salzburg in der Red-Bull-Ära noch nie begleitet. „Wir wollen unsere Fans stolz machen“, merkte Marsch diesbezüglich an.

Salzburg-Trainer Jesse Marsch
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Salzburg-Trainer Jesse Marsch und seine Spieler wollen die mitgereisten Fans nicht enttäuschen

Stolz würde sie vor allem ein Sieg machen, dahingehend ist die Bilanz in der europäischen Fremde im Europacup durchwachsen. Der letzte Auswärtssieg gelang in der Königsklasse mit einem 4:1 bei KRC Genk. Das war allerdings auch der letzte Erfolg der Salzburger in den letzten fünf Auswärtsspielen im Europacup. Die letzten vier Partien in der Fremde in der K.-o.-Phase der Europa League wurden allesamt verloren. „Wir brauchen eine gute Mentalität“, sagte Marsch.

Mögliche Vorteile auf beiden Seiten

Frankfurt hat bereits sechs Pflichtspiele in diesem Kalenderjahr in den Beinen, Salzburg aber eben erst zwei. „Möglicherweise ein Vorteil für uns“, befand Hütter. Nach dem glanzlosen Auftritt im Cup bei Zweitligist Amstetten (3:0) folgte mit dem 2:3 gegen den LASK Salzburgs erste Heimniederlage gegen einen heimischen Verein seit 2016. Doch auch Frankfurt verpatzte die Generalprobe mit einem 0:4 gegen Dortmund, zudem fehlt nun auch ÖFB-Legionär und Frankfurts Rekordeinkauf Martin Hinteregger (kam für 9,5 Mio. Euro) gesperrt.

Europa League, Sechzehntelfinale, Hinspiel

Donnerstag, 18.55 Uhr:

Eintracht Frankfurt – FC Salzburg

Stadion Frankfurt, SR Palabiyik/TUR

Frankfurt: Trapp – Abraham, Hasebe, Ndicka – Toure, Ilsanker, Rode, Sow – Silva, Kamada, Kostic

Salzburg: Stankovic – Farkas, Onguene, Wöber, Ulmer – Mwepu, Junuzovic, Szoboszlai – Okugawa – Daka, Hwang

Rückspiel am 27. Februar (21.00 Uhr) in Salzburg

Dieser Ausfall soll wiederum Salzburg in die Karten spielen. „Sie haben viele gute Spieler im Kader, aber er ist ein Stammspieler“, sagte Marsch über den Kärntner, der auch bei Frankfurter Standards fehlen wird – die Eintracht erzielte sechs ihrer acht Europa-League-Tore nach einem ruhenden Ball. „In diesem Moment ist es nicht so einfach für Frankfurt ohne Martin“, so Marsch. Hütter hofft unterdessen, dass die namhaften Abgänge auf Salzburger Seite (Haaland, Minamino) seinem Team helfen, auch wenn Salzburg immer wieder Abgänge kompensieren könne. „Aber vielleicht brauchen sie noch ein bisschen länger. Das wäre für uns wünschenswert.“

„Sie sind eklig zu bespielen“

Frankfurt, das ohne ganz große Stars auskommt, aber auf einen formstarken Linksfuß Filip Kostic setzen kann, gilt als „launische Diva“, die in einer Woche 5:1 gegen Bayern München gewinnt und in der nächsten 0:1 in Freiburg verliert (so geschehen im Herbst 2019, Anm.). Das 0:4 in Dortmund dürfte die Ausnahme der Regel bleiben. „Sie haben ein gutes Rezept gegen richtig gute Mannschaften. Gegen ihre Intensität ist es schwierig zu spielen. Sie sind eklig zu bespielen“, hielt Freund fest und erwartet wie seine Spieler ein schwieriges Duell.

„Frankfurt kommt viel über die zweiten Bälle, über ihre Zweikampfstärke, schaltet sehr gut um. Wenn wir diesen Kampf annehmen, haben wir sehr gute Chancen“, meinte Maximilian Wöber. „Wir erwarten uns sehr viel von diesem Spiel.“ Selbst will man die Chancen vorne besser nützen (Wöber: „Wir wissen, wir sind sehr gefährlich, schießen fast in jedem Spiel mindestens ein Tor“), aber die Defensive muss auch besser halten als zuletzt gegen den LASK.

Salzburger Bewerb

Mut macht unterdessen der Bewerb, in dem ab sofort auch der Video Assistant Referee (VAR) zum Einsatz kommt und an dem Salzburg zum neunten Mal teilnimmt (Rekord). Bei ihren sechs bisherigen Auftritten im Sechzehntelfinale setzten sich die Salzburger dreimal durch. Die Aufstiege gelangen 2014 gegen Ajax Amsterdam, 2018 auf dem Weg ins Halbfinale gegen Real Sociedad und im Vorjahr gegen Club Brügge.