Der chinesische Schwimmer Sun Yang
AP/Mark Schiefelbein

Drakonische Strafe für Chinas Schwimmstar

Mit der Maximalstrafe gegen Chinas Schwimmstar Sun Yang hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) ein deutliches Zeichen im Anti-Doping-Kampf gesetzt. Der CAS sperrte den dreifachen Olympiasieger wegen der Verletzung von Anti-Doping-Regeln für acht Jahre und verbannte den 28-Jährigen damit weit über die Olympischen Spiele in Tokio in diesem Jahr hinaus aus dem Becken.

Da Sun bei Ablauf der Sperre 36 Jahre alt ist, dürfte das Urteil zugleich das Karriereende des polarisierenden Sportlers bedeuten. In dem spektakulären Fall ging es im Kern um eine mit einem Hammer zerstörte Dopingprobe Suns. Das Umfeld des Chinesen war daran direkt beteiligt. Das am Freitag verkündete CAS-Urteil kann auch als Kritik am Umgang des Internationalen Schwimmverbands (FINA) mit der Causa interpretiert werden. Die FINA hatte von einer Sperre abgesehen.

Der Kraul-Spezialist hatte sich in seiner Verteidigung vor dem CAS darauf berufen, dass die Kontrolleure in der Tatnacht vom 4. auf den 5. September 2018 nicht ausreichend zu identifizieren gewesen seien. Diese Wahrnehmung gäbe Sun nach Ansicht des CAS allerdings noch lange nicht das Recht, die Dopingprobe gleich zu zerstören.

Sun Yang
AP/Lee Jin-man
Im vergangenen Jahr holte Sun Yang in Gwangju noch die WM-Titel über 200 und 400 m Kraul

„Glaube fest an meine Unschuld“

Das Dopingpanel der FINA hatte Sun am 3. Januar des vergangenen Jahres zunächst vom Betrugsverdacht freigesprochen. Dagegen legte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Einspruch beim CAS ein – die achtjährige Sperre entspricht dem maximal geforderten Strafmaß. Der CAS berücksichtigte in seiner Entscheidung auch, dass Sun Wiederholungstäter ist: Bereits 2014 war er wegen Dopings für drei Monate gesperrt gewesen.

Der 28-Jährige kündigte noch am Freitag an, dass er „definitiv“ Einspruch gegen das CAS-Urteil einlegen werde. „Das ist unfair. Ich glaube fest an meine Unschuld“, wurde der Kraul-Spezialist von Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua zitiert.

Fall im November neu aufgerollt

Suns Fall war im vergangenen November in Montreux (SUI) neu aufgerollt worden. Die dortige Anhörung war nach einem Antrag des elffachen Weltmeisters erst die zweite öffentliche in der Geschichte des CAS. Wegen Übersetzungsschwierigkeiten nahm sie phasenweise groteske Züge an. Die Probleme „hinsichtlich der Qualität der Übersetzung von Herrn Suns Aussage“ führten laut CAS sogar zu einer Verzögerung des Urteils.

Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr im südkoreanischen Gwangju hatte Sun heftige Kontroversen ausgelöst: Zahlreiche chinesische Fans in der Halle feierten ihn nach seinen Siegen über 200 und 400 Meter lautstark. Von Konkurrenten bekam Sun dagegen Verachtung und Ausgrenzung zu spüren.

Nach Suns Titel über 400 Meter verweigerte der zweitplatzierte Australier Mack Horton seinem Konkurrenten den Handschlag, ließ bei der Nationalhymne seinen Platz auf dem Podium frei und hielt beim Foto der Medaillengewinner deutlich Abstand. Ungeachtet des CAS-Urteils, das mit seiner Verkündung in Kraft getreten ist, darf Sun alle seine WM-Titel behalten.