Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Speed-Duo schönt mäßige Saison

Nach der wetterbedingten Absage des Super-G von Kvitfjell am Sonntag und dem schon davor festgestandenen Ausfalls des Weltcup-Finales in Cortina d’Ampezzo ist es fix: Erstmals seit 25 Jahren wird Österreich einen alpinen Winter ohne Kristallkugel beenden. In einer durchwachsenen Saison stach vor allem das Speed-Duo Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr aus dem mäßigen Kollektiv heraus.

Dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) droht gemessen an Podestplätzen die schlechteste alpine Saison seit 1986/87, als es zwei Siege, elf zweite und 14 dritte Plätze gab. Vor den letzten fünf Saisonrennen – zwei der Herren in Kranjska Gora in Slowenien und drei der Damen im schwedischen Aare – lautet die Bilanz acht Siege, sieben zweite und 15 dritte Ränge, sprich 30 Podestplätze. Im Gesamtweltcup und den Spezialwertungen ist Rot-Weiß-Rot nicht an der Spitze zu finden. Auch die Siegesserie im Nationencup ist nach 30 Erfolgen en suite in diesem Winter gerissen.

Mayer war alleine für acht Stockerlplätze verantwortlich und wird auch den Gesamtweltcup als bester Österreicher auf Rang vier beenden. Ein besseres Ergebnis verhinderte auch eine Grippe, die ihn die Rennen in Garmisch-Partenkirchen verpassen ließ und in Saalbach-Hinterglemm schwächte. Der Doppelolympiasieger gewann den Super-G in Lake Louise, die Abfahrten in Kitzbühel und in Kvitfjell sowie die alpine Kombination in Wengen. Damit holte er in diesem Winter nicht nur vier von sechs Siegen bei den Herren, sondern auch vier seiner insgesamt neun Weltcup-Erfolge seit der Premiere 2014.

Matthias Mayer (AUT)
APA/EXPA/Johann Groder
Mit seinem Sieg in Kitzbühel sorgte Mayer für den größten österreichischen Erfolg in dieser Saison

„Ich bin wirklich sehr zufrieden damit, ich hatte von Beginn an eine super Konstanz. Das Highlight war der Sieg in Kitzbühel. Es war wirklich eine gewaltige Saison.“ Mit bisher 22 Antreten in 36 Rennen zählte er zu den Vielfahrern neben Kilde (27) und dem ebenfalls um den Gesamtweltcup ritternden Franzosen Alexis Pinturault (26). Acht Abfahrten, sechs Super-G, fünf Riesentorläufe und drei Kombinationen bestritt Mayer und eventuell nimmt er auch noch den Riesentorlauf am Samstag in Kranjska Gora in Angriff.

Kriechmayr hadert mit Absage

Für die restlichen zwei Siege der Männer war Kriechmayr mit seinen Erfolgen bei im Super-G in Gröden und beim Heimrennen in Hinterstoder verantwortlich. Dazu kamen zwei zweite und ein dritter Platz. „Es hat ein paar schöne Momente gegeben, aber ich war nicht konstant genug“, bilanzierte der Oberösterreicher, der über einen Start in Kranjska Gora noch entscheidet, im ORF-Interview. „Das Ziel war eine Speed-Kugel. In der Abfahrt war ich abgeschlagen, im Super-G habe ich es nicht ganz geschafft. In Summe war es nicht eine Saison, wie ich sie mir vorgestellt habe.“

Die Absage in Kvitfjell brachte Kriechmayr um die Chance, den Schweizer Mauro Caviezel im Super-G noch abzufangen. Am Ende hatte der 28-Jährige um nur drei Punkte das Nachsehen. „Dass das letzte Rennen nicht gefahren wurde, wurmt mich natürlich schon. Aber man muss es so hinnehmen. Die Verantwortlichen haben sicher im Sinne des Sports und der Fairness entschieden. Caviezel war über die Saison gesehen drei Punkte besser. Man muss ihm gratulieren“, so Kriechmayr.

Schwankungen schwächen Österreicher

Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher haderte ebenfalls mit den Schwankungen in seinem Speed-Team. Während Kriechmayr und Mayer zusammen drei Siege im Super-G einfahren konnten, schnappte sich Caviezel ohne Erfolg die kleine Kristallkugel. „Die Konstanz hat gewonnen“, sagte der Tiroler in Richtung des Schweizers, „wir waren leider zu inkonstant, das ist das Problem.“ Der Tiroler betonte jedoch, dass etwa die Super-G-Kugel nicht durch die Absage verloren wurde.

Super-G-Absage beschert ÖSV-Saison ohne Kristall

Nach dem Ausfall des Weltcup-Finales in Cortina wegen des Coronavirus ist am Sonntag auch der Herren-Super-G in Kvitfjell abgesagt worden.

Mayer, dem im Super-G letztlich 41 Punkte auf Caviezel fehlten, vergab seine Siegeschance mit einem Ausfall in Saalbach-Hinterglemm. „Der Ausfall in Saalbach ist schade, dadurch habe ich die Kugel versäumt“, sagte auch der Kärntner. Kriechmayr kritisierte das dezimierte Programm. Nach der Absage von Kvitfjell und dem Ausfall des Weltcup-Finales in Cortina d’Ampezzo aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs in Italien wurde die kleine Kristallkugel in nur sechs Rennen vergeben. „Sechs Super-G in dieser Saison sind doch recht wenig“, sagte der Oberösterreicher.

Wer folgt Hirscher nach?

Apropos Kugel: Mit Kilde (1.202 Punkte), Pinturault (1.148) und Henrik Kristoffersen (NOR/1.041) liegen auch drei Läufer an der Spitze der Gesamtwertung, die nach dem Rücktritt des Achtfachsiegers Marcel Hirscher als Anwärter genannt worden waren. Der im Vorfeld hoch gehandelte Schweizer Marco Odermatt hatte eine längere Verletzungspause. Mayer hätte durchaus auch gefährlich werden können, wurde allerdings anders als die Konkurrenten zwischendurch von einer Krankheit etwas gestoppt.

In ihrer Performance geschwächelt haben alle das eine oder andere Mal. Ohne Punkte aus einem Rennen heraus ging Mayer gleich sechsmal, Pinturault fünfmal, Kilde zweimal und Kristoffersen einmal. In dieser Bilanz sind allerdings auch die Riesentorlauf-Rennen von Mayer (zweimal Punkte, dreimal nicht) miteingerechnet. Eine Disziplin, die der Kärntner erst in diesem Jahr stärker forciert hat. Bei den fünf Nullnummern von Pinturault ist auch der 37. Platz in der Abfahrt von Kvitfjell dabei. Der Franzose absolvierte dabei aber sein erstes Rennen in dieser Disziplin seit sieben Jahren.

Damen-Weltcup hart umkämpft

Auch die große Kugel bei den Damen ist noch hart umkämpft. Die Italienerin Federica Brignone geht als Führende in die letzten drei Rennen (1.378 Punkte), es folgen Mikaela Shiffrin (USA/1.225) und Petra Vlhova (SVK/1.189).

Das ÖSV-Team hat dabei auf dem Papier sogar noch die Chance auf den Gewinn der Parallel-Wertung. Vlhova (113) liegt nach zwei Bewerben vor der Französin Clara Direz (100) und Brignone (90). Elisa Mörzinger hat als Zweite des Parallel-Riesentorlaufs in Sestriere 80 Zähler auf dem Konto. In Aare wird der Parallelbewerb allerdings im Slalom-Format ausgetragen – in dieser Disziplin hat Mörzinger noch kein Weltcup-Rennen bestritten.