Jubel von Manchester Uniteds Odion Ighalo
Reuters/Lisi Niesner
Europa League

Manchester United zeigt LASK Grenzen auf

Österreichs Vizemeister LASK hat am Donnerstag im Hinspiel des Achtelfinales der Europa League gegen Englands Rekordmeister Manchester United mit 0:5 (0:1) klar verloren. Vor leeren Rängen im Linzer Stadion, das eine bizarre Atmosphäre schuf, wurden die „Red Devils“ ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht, siegten am Ende aber etwas zu hoch.

Odion Ighalo besorgte sehenswert die Führung für den Fünften der Premier League (28.), Daniel James (58.) und Juan Mata (82.) erhöhten, ehe die „Joker“ Mason Greenwood (91.) und Andreas Pereira (93.) stachen. Gegen bemühte Linzer reichte eine seriöse Leistung, die Gäste unterschätzten den Gegner keineswegs und erledigten ihren Job. Das Rückspiel wäre für kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) im legendären Old Trafford in Manchester geplant. Doch ob dieses auch stattfindet, darf aufgrund der aktuellen Entwicklungen stark bezweifelt werden.

Schon im Vorfeld dieses „Jahrhundertspiels“ des LASK stand alles im Zeichen des Coronavirus. Stunden vor Spielbeginn sorgte ein Gerücht der spanischen Zeitung „Marca“ zusätzlich für Wirbel, wonach der europäische Fußballverband (UEFA) die Champions League und Europa League per sofort aussetze. Der LASK ließ aber mit einer Aussendung wissen, dass das Spiel „zu 100 Prozent“ ausgetragen werde.

LASK verliert gegen Manchester United klar

Ausgerechnet das attraktivste Spiel der Vereinsgeschichte hat der LASK aufgrund des Coronavirus vor leeren Rängen austragen müssen.

Zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt musste der LASK ein „Geisterspiel“ austragen. Die öffentliche Euphorie nach der Auslosung war seit Dienstag verflogen, Spieler wie Trainer sprachen von einer „komischen Vorbereitung“. Das verordnete Spiel vor leeren Rängen hielt einige United-Fans freilich nicht davon ab, nach Österreich zu kommen.

Dorfplatzstimmung und Videobotschaften

Sie lernten immerhin die Lokalitäten rund ums Stadion kennen und hatten es dann auch hörbar vor die Stadiontore geschafft. Gut besucht war im Stadion nur die Pressetribüne. Eine rund 100-köpfige LASK-Delegation sorgte wiederum auf der VIP-Tribüne für etwas Stimmung, letztlich hatte es aber einen unfreiwilligen Dorfplatzcharakter.

Im feinen Zwirn betraten ManUniteds Spieler am Donnerstag erstmals den Rasen, nachdem auf das Abschlusstraining im Linzer Stadion verzichtet worden war. Die Musikanlage war gedämpfter als sonst. LASK-Tormann Alexander Schlager kam als Erster auf das Feld, als später seine Kollegen das Feld betraten, wurden Bilder von LASK-Fans auf der Videowall zugespielt. Den millionenschweren Kader des Gegners hätte man kurz danach hingegen fast übersehen.

Spieler des LASK und von Manchester United vor Anpfiff auf dem Rasen
ORF.at/Bernhard Kastler
Stell dir vor, Manchester United spielt im Linzer Stadion und keiner darf hin

Beide Trainer stellten ihre Teams aus diversen Gründen (Verletzungen, Sperren, Schonung) um, LASK-Trainer Ismael entschied sich, Reinhold Ranftl in die Dreierkette zurückzuziehen und Dominik Reiter auf der rechten Mittelfeldseite sein Europacup-Debüt zu bescheren. Der Stadionsprecher verkündete auch ohne Zuschauer die Aufstellung voller Inbrunst, ebenso dankte er später den 14.000 Zuschauern, die sich Tickets für das eigentlich ausverkaufte Spiel gesichert hatten.

United-Coach Ole Gunnar Solskjaer veränderte nach dem 2:0 gegen Manchester City die Startelf an fünf Positionen. Die Stars Paul Pogba und Marcus Rashford fehlten mit Verletzungen weiterhin, jüngere Spieler wie Scott McTominay oder James bekamen ihre Chancen. Auch in der Startelf befand sich Neuzugang Bruno Fernandes, der im Herbst für Sporting Lissabon das 2:1-Siegestor gegen den LASK erzielt hatte.

United immer Herr der Lage

Gespielt wurde aber dann eben doch: Nach einer Trauerminute für den verstorbenen LASK-Meisterkicker Heribert Trubrig startete das Spiel bei 18 Grad und englischem Wetter, denn zumindest kurz setzte Regen ein. Danach hatten die Gäste dank ihrer individuellen Klasse mehr vom Spiel, auch weil die Linzer vom üblichen Pressing zunächst absahen. Angeführt von Fernandes meldete sich ManUnited nach schnellen Kombinationen über Weitschüsse von Fred (5.) und McTominay (13.) an.

Der LASK präsentierte sich anfangs noch kompakt, in der Offensive mangelte es aber an der nötigen Präzision, um Gefahr vor dem Tor von David de Geas Ersatzmann Sergio Romero zu erzeugen. Ein Zweikampf zwischen Joao Klauss, der gegenüber Marko Raguz den Vorzug bekam, und United-Kapitän Harry Maguire war für einen Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Artur Dias aus Portugal jedoch zu wenig. Auch bei den Standards konnten die Linzer keine Torchancen kreieren.

Traumtor von Ighalo

United vergab durch den spanischen Welt- und Europameister Mata, der vor allem in der Europa League zum Einsatz kommt, nach einer Faustabwehr von Alexander Schlager aus guter Position (18.), ehe sich der zuletzt in Topform agierende ÖFB-Teamgoalie bei Torschüssen von Ighalo (20.) und vor allem James (24.) auszeichnete. Das sahen eine Handvoll Anhänger, die sich ins Stadion geschummelt hatten, schon nicht mehr, denn sie wurden schnell wieder rauseskortiert.

Nach rund einer halben Stunde wurden Uniteds Offensivbemühungen dann belohnt. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld hatte Fernandes Ballglück und legte zu Ighalo ab. Der Nigerianer, der im Winter aus China kam, verarbeitete den Ball sehenswert: Der 30-Jährige gaberlte den Ball an der Strafraumgrenze dreimal, ehe er per Dropkick das Leder ins linke Kreuzeck zimmerte. Schlager war ohne Chance (28.).

Odion Ighalo (Manchester United) schießt ein Tor gegen den LASK
APA/AFP/Joe Klamar
Odion Ighalo gaberlte den Ball dreimal, ehe er entsprechend ManUniteds Leistung trocken versenkte

Der Rückstand ließ den LASK etwas mutiger agieren, aber in Summe fehlte es gegen ein Team wie ManUnited an der Durchschlagskraft, weil eben verheißungsvolle Angriffe an der Abwehr der „Red Devils“ auch mangels Präzision abprallten. Die letztlich einzige nennenswerte Chance fand Dominik Frieser an der zweiten Stange vor, seinen Abschluss klärte aber Eric Bailly klar vor der Linie. Der Schuss wäre allerdings auch nicht auf das Tor gegangen (41.). Maguire vergab auf der anderen Seite per Kopf nach Ecke die Chance auf das 2:0 (44.).

James und Mata erhöhen für United

Die Oberösterreicher kamen sichtbar mutiger aus der Pause und attackierten den Gegner höher. Einen Warnschuss gab Rene Renner ab, der Abschluss des Linksverteidigers aus der Distanz ging aber deutlich über das Tor. Zu Chancen kam auch in dieser Phase nur United. Mata scheiterte zunächst aus aussichtsreicher Position und beförderte das Leder im Sechzehner drüber (51.). Besser machte es etwas später James: Nach einem schnellen Angriff über Ighalo ließ der 22-jährige LASK-Abwehrchef Gernot Trauner mit einem Haken links stehen und vollendete flach an der Strafraumgrenze ins untere linke Eck (58.).

Daniel James (Manchester United) schießt ein Tor gegen den LASK
APA/Georg Hochmuth
LASK-Tormann Alexander Schlager (Mitte) war bei den meisten Gegentoren chancenlos

Damit war die Partie zugunsten des Favoriten vorentschieden. Ighalo scheiterte wenig später noch an der Stange (62.), ehe die Linzer mit ihren Schüssen von Michorl (70.) und Klauss (75.) ihr Ziel jeweils klar verfehlten. Mata, der sich seinen Treffer zum 3:0 selbst einleitete und nach Fred-Zuckerpass alleine vor Schlager zum Ball kam, blieb eiskalt. Greenwood und Pereira ließen in der Nachspielzeit mit einem „Stangenpendler“ bzw. einem haltbaren Distanzschuss Schlager letztlich nicht gut aussehen. Ein bitteres Ende für ein bizarres Spiel.

Manchester United blieb damit auch im neunten Duell gegen einen Verein aus Österreich ohne Niederlage, achtmal ging man als Sieger vom Platz. Was dieser Sieg wert ist, werden die nächsten Tage zeigen.

Stimmen zum Spiel:

Valerien Ismael (LASK-Trainer): „Die Niederlage war zu hoch, aber auf diesem Niveau lässt der Gegner nicht locker. Die jungen Spieler von Manchester United wollten sich zeigen. Wir haben in der zweiten Hälfte gut gespielt und waren richtig drin, hätten aber ein paarmal schneller abschließen und bessere Entscheidungen treffen müssen. Es war eine neue Erfahrung für uns alle. Man kann die Frage in den Raum stellen, ob wir ein Geisterspiel wollen, ob das nicht eine halbherzige Vorgehensweise war. Wir waren konzentriert, aber wir haben auch alle Familien und sorgen uns, was passiert. Es war nicht optimal, um in so ein Spiel mit Freude zu gehen. Am Ende ist es einfach schade.“

Ole Gunnar Solskjaer (ManUnited-Trainer): „Wir haben richtig gut gespielt, der LASK war ein schwieriger Gegner. Es war eine komische Atmosphäre, aber beide Teams waren professionell, auch der Schiedsrichter. Wir wissen nicht, ob oder wann es das Rückspiel geben wird, wir bereiten uns auf jeden Fall darauf vor.“

Europa-League, Achtelfinal-Hinspiel

Donnerstag:

LASK – Manchester United 0:5 (0:1)

Stadion der Stadt Linz, SR Dias (POR)

Torfolge:
0:1 Ighalo (28.)
0:2 James (58.)
0:3 Mata (82.)
0:4 Greenwood (92.)
0:5 Pereira (93.)

LASK: Schlager – Ramsebner, Trauner, Ranftl – Reiter, Holland (76./Haudum), Michorl, Renner – Tetteh (61./Raguz), Klauss, Frieser (71./Balic)

ManUnited: Romero – Williams, Maguire, Bailly, Shaw – McTominay, Fred, Bruno Fernandes (78./Pereira) – Mata, Ighalo (85./Greenwood), James (71./Chong)

Gelbe Karten: Trauner, Klauss, Ramsebner, Reiter bzw. Shaw

Rückspiel geplant am 19. März (21.00 Uhr) in Manchester