Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne)
ORF
Coronavirus

Kogler verspricht Hilfe für Sport

Am Abend vor den von der Bundesregierung beschlossenen verschärften Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus ist Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“ zu Gast gewesen. Er nahm dabei unter anderem zu einem Hilfspaket und Fördermaßnahmen für den wie alle Branchen extrem hart getroffenen heimischen Sport Stellung.

Am Nachmittag herrschte in der Sportwelt, vor allem in den Vereinen einige Aufregung, weil Kogler im Nationalrat drohte, bei Nichteinstellung des Trainingsbetriebes künftige Förderungen zu streichen. Offenbar hatten einige Vereine oder Institutionen in den letzten Tagen noch Trainingseinheiten abgehalten, was im Rennen gegen die Ausbreitung des Coronavirus enorm kontraproduktiv wäre.

Sport Austria (ehemals „Bundes-Sportorganisation“) forderte daher als Interessenvertretung des organisierten Sports in Österreich am Sonntagnachmittag die Mitglieder noch einmal explizit auf, den Vereinsbetrieb gänzlich einzustellen. Der organisierte Sport trage mit all seinen Dach- und Fachverbänden die Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen den Coronavirus voll und ganz mit, hieß es in einer Aussendung.

Sportminister Kogler: „Die Lage ist dramatisch“

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) erklärt, warum die Lage dramatisch ist, welche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus die Sportwelt treffen und welche Hilfe geplant ist.

Alle Vereine in der Pflicht

„Um es nochmals in aller Klarheit zu sagen: Österreichs Sport steht voll und ganz hinter den Maßnahmen der Regierung! Wir müssen diesen Virus gemeinsam in den Griff bekommen! Dabei sind natürlich alle gesellschaftlichen Bereiche gleichermaßen gefordert“, sagte Sport-Austria-Präsident Hans Niessl. Für Kogler waren die Drohungen damit vom Tisch. Selbstverständlich seien Sanktionen kein Thema, wenn nichts falsch gemacht werde, betonte er in „Sport am Sonntag“.

Vielmehr sicherte Kogler dem Sport, also Verbänden, Vereinen und Angestellten, finanzielle Hilfe zu. Wo Menschen aufgrund von Werkverträgen oder anderen Vereinbarungen ihren Lebensunterhalt bestreiten, werde man ebenfalls Lösungen finden. Aus dem milliardenschweren ersten Hilfspaket, das von der Bundesregierung beschlossen wurde, werde man auch Mittel für den Sport freimachen – nach Prüfung förderungstechnischer Ansprüche, wie Kogler hinzufügte.

Werner Kogler bei Sport am Sonntag
ORF
Sportminister Werner Kogler stand Moderator Oliver Polzer im ORF-Studio Rede und Antwort

Vor allem kleine Vereine und Verbände habe er dabei im Fokus, so Kogler. Ganz sicher nicht werde er „die Kleinen“ wie in der Bankenkrise für „die Großen“ zahlen lassen. „Vereine, die Millionentransfers abwickeln, sind da nicht die erste Zielgruppe“, stellte Kogler klar.

Sport im Freien nur alleine und mit Abstand

Zu einem weiteren wichtigen Thema, der sportlichen Betätigung der Bevölkerung in Zeiten von drastischen Ausgangsbeschränkungen, führte Kogler aus: Spaziergänge, Laufen oder Radfahren seien gemäß den Verordnungen des Gesundheitsministeriums erlaubt, aber nur alleine und keinesfalls in Gruppen.

Nur Menschen, die in einem Haus oder in einer Wohnung zusammenleben, dürfen gemeinsam unterwegs sein. Zudem forderte Kogler dringend Disziplin ein. Wenn man sehe, dass diese Auflagen beim Sport und bei der Bewegung nicht eingehalten würden, wäre eine Verschärfung der Ausgangsbeschränkungen unumgänglich, so Kogler.

Planmäßige Durchführung der EM „unvorstellbar“

Was die Fußball-EM im Juni und Juli betrifft, fand Kogler deutliche Worte. Die planmäßige Durchführung in elf verschiedenen Ländern sei im Angesicht des Coronavirus „unvorstellbar“. Die EM solle verschoben werden. „Da habe ich persönlich eine klare Meinung, und vermutlich wird sie auch so ausgehen, dass man die verschieben sollte“, sagte Kogler und sprach von einem potenziellen „Virenschleuderprogramm“.

Die EM im Frühsommer abzuhalten sei aus jetziger Sicht völlig unverantwortlich, obwohl man freilich nicht wissen könne, wie sich die Lage bis dahin entwickeln werde. „Aber Juni ist nicht mehr so weit weg. Man muss jetzt die Entscheidung treffen. Ich kann mir nicht vorstellen, und hielte es auch nicht für sinnvoll, mit der jetzigen Wissenslage, wo in vielen Länder die Fallzahlen im Explodieren sind, zu sagen, na gut, halten wir irgendwie daran fest und schauen wir mal. Das ist unvorstellbar.“

Auch Situation um Olympia „schwierig“

Etwas anders schätzte Kogler die Situation der Olympischen Spiele in Tokio ein, die am 24. Juli beginnen sollen. „Aus mehreren Gründen: Erstens später, zweitens Japan, weiter weg. Die haben nicht solche Probleme auf der Insel, aber es gibt schon das Problem, dass die Teilnehmer aus ganzer Welt daherkommen, auch da muss man wieder aufpassen.“

Letztlich werde es neben der weiteren Coronavirus-Entwicklung auch davon abhängen, ob die Qualifikationen wegen der aktuellen Veranstaltungsstopps überhaupt noch fair ablaufen können. Die Entscheidung liege ohnehin beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), damit sollte es sich aber nicht mehr zu lange Zeit lassen. Außerdem sei nicht abschätzbar, wie sich die Lage im Sommer darstellen werde. „Wie dort das Risiko minimiert werden kann, halte ich noch für offen, aber schwierig wird das allemal.“