Thomas Zajac
GEPA/Mathias Mandl
Coronavirus

Der Segler und die Hütte am See

Segler Thomas Zajac hat sich in eine Hütte am Neusiedler See zurückgezogen. Der Olympiadritte von Rio de Janeiro 2016 in der Nacra-17-Klasse ging am vergangenen Wochenende nach seiner Rückkehr aus Palma de Mallorca in eine vierzehntägige freiwillige Heimquarantäne. Das hatte der Österreichische Segelverband (OeSV) seinen Aktiven auferlegt, für die Heeressportler kam diese Order auch vom Bundesheer.

Österreichs Segler packten als erstes Team in Palma zusammen und wurden von anderen Nationen noch belächelt. „Was dann erfolgte, war eine Kettenreaktion“, sagte Zajac im Gespräch mit der APA. Die WM der 470er-Klasse und die Princess Sofia Trophy wurden abgesagt.

„Wichtig war, das Material nach Hause zu bringen, weil wir theoretisch Anfang April den Olympiacontainer einpacken“, sagte Zajac, der seit der Trennung von Rio-Partnerin Tanja Frank im Jahr 2017 mit Barbara Matz segelt und mit seiner jetzigen Vorschoterin bereits das Ticket für die heuer geplanten Sommerspiele in Japan in der Tasche hat.

Thomas Zajac und Barbara Matz beim Segeln
GEPA/Mathias Mandl
Seit 2017 segelt Thomas Zajac mit Barbara Matz

Berschwerliche Rückreise aus Spanien

Zajac entschied sich bei der Heimreise fürs Autofahren statt Fliegen und war mit dem Anhänger 38 Stunden durch Spanien, Frankreich und die Schweiz unterwegs – Italien musste ja gemieden werden. Die Sicherheitsbedenken seien überall wahrnehmbar gewesen. An den Tankstellen hätte sich das Personal an der Kassa nach jedem Kunden die Hände desinfiziert, die Reisenden hätten alle Abstand voneinander gehalten, schilderte der 34-jährige Wiener.

Zu Hause hatte der Segelverband bereits vorgesorgt und Essen für die Quarantänezeit eingekauft. Auch die Unterkunft im Seglerheim wurde vorbereitet, falls jemand aus Rücksichtnahme auf ein zur Risikogruppe zählendes Familienmitglied nicht zu Hause sein wollte. Wie alle Sportstätten bleibt auch das Leistungszentrum am Neusiedler See vorerst geschlossen.

Eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten

Zajac entschied sich zwischen den Möglichkeiten Wohnung in Wien („Meine Nachbarn sind alt, da würde ich nur ungern auf den Gang gehen“), Seglerheim und Hütte eines Freundes am See für Letzteres. Dort hat er auch keine Kraftkammer, aber zumindest kann er rausgehen und sich aktivieren, und vom Konditionstrainer bekommt er Pläne übermittelt.

Kein Sportler dürfe sich beschweren oder aufregen, wenn er die Augen aufmache und sehe, dass ältere Menschen sterben und viele andere um ihre Existenz bangen. Das müsse er als Sportler nicht, Freunde indessen hätten schon ihre Jobs verloren. Deshalb werde er das mit den beschränkten Trainingsmöglichkeiten auch hinbekommen. „Als Segler ist man es gewöhnt, flexibel zu sein und zu reagieren. Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich jetzt nicht in der Hütte, aber das sind die Umstände.“

Die gute Planung und das Krisenmanagement des Segelverbands strich Zajac im Gespräch positiv hervor. Nun in diese Heimquarantäne zu gehen und Kontakte zu meiden nennt er „mit gutem Beispiel vorangehen“. Gerne hätte er als Bundesheersportler auch bei Hilfstätigkeiten ausgeholfen, allerdings geht das derzeit vonseiten des Heeres nicht, weil er zuvor in Spanien war.