Valentino Lazaro im ÖFB-Dress
GEPA/Matic Klansek
Fußball

Verständnis für Verschiebung der EM

Für Aleksandar Ceferin, den Präsidenten des Europäischen Fußballverbands (UEFA), ist es „das größte Opfer“ gewesen. Ideale seien über den Profit gestellt worden: Die von 12. Juni bis 12. Juli geplant gewesene EM findet aufgrund der Coronavirus-Pandemie erst 2021 statt. Diese seit Tagen erwartete und nach mehreren Krisensitzungen getroffene Entscheidung wurde mit Verständnis aufgenommen.

Das für Sommer 2020 geplante transeuropäische Kontinentalturnier mit österreichischer Beteiligung wird nun von 11. Juni bis 11. Juli 2021 ausgespielt. „Diese Entscheidung war zu erwarten, und ich finde sie auch richtig“, sagte ÖFB-Teamspieler Valentino Lazaro. „In dieser für uns außergewöhnlich schwierigen Zeit steht nicht der Fußball, sondern die Gesundheit, der Zusammenhalt und die Rücksichtnahme innerhalb unserer Gesellschaft im Vordergrund.“

Auch ÖFB-Teamkapitän Julian Baumgartlinger begrüßte in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA die Entscheidung: „Die Absage respektive Verschiebung der Euro auf 2021 macht selbstverständlich Sinn und ist für mich als Familienvater und Fußballprofi unumgänglich. Die Prioritäten müssen im Moment ausschließlich der Gesundheit gelten, sie ist das wichtigste Gut von uns allen, der Rest ist im Moment Nebensache.“

Gesundheit steht im Vordergrund

Präsident Leo Windtner begrüßte im Namen des ÖFB diese Entscheidung. „Die Solidarität der Fußballfamilie in dieser Situation zeigt, dass im Moment andere Dinge Priorität haben. Die Gesundheit aller Menschen steht jetzt im Vordergrund“, meinte der Verbandschef. ÖFB-Teamchef Franco Foda sprach von einer „absolut richtigen Entscheidung, in dieser außergewöhnlichen Situation gibt es Wichtigeres als Fußball“.

ÖFB begrüßt Verschiebung der Europameisterschaft

Die UEFA hat am Dienstag eine Verschiebung der Fußballeuropameisterschaft auf das Jahr 2021 beschlossen. Der ÖFB unterstützt diese Entscheidung.

Die UEFA versicherte, dass die Kosten für bereits bezahlte Karten und Reisepakete rückerstattet werden, sollte den Käufern die Reise zur EM 2021 nicht möglich sein. Die Ausrichtung der historischen Endrunde mit zwölf Gastgebern vom irischen Dublin bis nach Baku am Kaspischen Meer war nach der Aussetzung der europäischen Ligen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus in den vergangenen Tagen als nahezu unmöglich erachtet worden. Dazu kamen große Bedenken der Mediziner.

„Ein Sieg der Vernunft“

So wiederholte Österreichs Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) seine Aussage vom vergangenen Sonntag: „Eine EM, noch dazu in zwölf Ländern, mit noch mehr Reisetätigkeit für Teams und Fans als ohnehin schon, wäre das reinste Viren-Schleuder-Programm gewesen. Die Verschiebung der EURO 2020 ist ein Sieg der Vernunft.“

Gianni Infantino, der Präsident des Weltverbandes (FIFA), akzeptierte die Verlegung der EM. Wie der 49-jährige Schweizer mitteilte, soll die neue FIFA-Club-WM deshalb verschoben werden, entweder ans Jahresende 2021 oder sogar ins Jahr 2022 oder 2023. Eine Entscheidung soll zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden. „Wenn mehr Klarheit herrscht“, sagte Infantino, der für Mittwoch eine Telefonkonferenz des Council-Büros einberief.

FIFA kündigt Spende an WHO an

Zudem kündigte der FIFA-Boss eine Spende in Höhe von zehn Millionen US-Dollar (rund 9,1 Mio. Euro) an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie an. „Die Welt steht vor einer beispiellosen gesundheitlichen Herausforderung, und es ist eindeutig eine globale und kollektive Reaktion erforderlich“, sagte Infantino. „Zusammenarbeit, gegenseitiger Respekt und Verständnis müssen die Leitprinzipien sein, die alle Entscheidungsträger in diesem entscheidenden Moment berücksichtigen müssen.“

FIFA-Präsident Gianni Infantino
Reuters/Yves Herman
FIFA-Boss Infantino kündigte eine Verschiebung der Club-WM 2021 an

„Europa steht vor der größten Herausforderung dieser Generation, die alle Ebenen der Gesellschaft einschließlich des Fußballs betrifft“ meinte Andrea Agnelli, der Vorsitzende der europäischen Clubvereinigung (ECA). „Die Herausforderung für unser Spiel ist enorm, und als Führungskraft haben wir die Verantwortung, alles zu tun, um sein langfristiges Wohlergeben zu schützen, indem wir die Auswirkungen des Virus abschwächen.“

Fußball im Moment nicht das Wichtigste

Der niederländische Teamchef Ronald Koeman meinte, dass die Verschiebung schade sei: „Aber Fußball ist im Moment nicht das Wichtigste im Leben. Wir müssen priorisieren, was derzeit passiert.“ Dem pflichtete auch der deutsche Teamchef Joachim Löw bei: „Wir müssen alle die Gesundheit und das Leben von Menschen schützen, das gilt selbstverständlich auch für den Fußball. Deshalb ist es völlig richtig und alternativlos, die EURO zu verschieben.“

Das EM-Eröffnungsspiel war für 12. Juni in Rom terminiert. Italien gilt als Epizentrum der Coronavirus-Krise in Europa. Österreich wurde bei der EM in Gruppe C gelost, Spieltermine wären am 14. Juni in Bukarest gegen einen Play-off-Sieger, am 18. Juni in Amsterdam gegen die Niederlande und am 22. Juni in Bukarest gegen die Ukraine gewesen.

Grafik zur Gruppenauslosung der EM2020
Grafik: ORF.at/APA

Der Modus mit über den gesamten Kontinent verteilten Gastgeberorten war zur Feier des 60-jährigen Jubiläums der EM gewählt worden, vorgeschlagen vom früheren UEFA-Präsidenten Michel Platini. Neben Rom wurden Amsterdam, Kopenhagen, Bilbao, St. Petersburg, Bukarest, Budapest, Baku, Glasgow, Dublin, München und London als Gastgeber ausgewählt. Die britische Hauptstadt bekam unter anderem beide Halbfinal-Partien und das Endspiel zugesprochen.