Schwimmerin Marlene Kahler.
GEPA/Philipp Brem
Schwimmen

„Trockentraining“ ist nur Notprogramm

Österreichs Topschwimmer werden durch die Coronavirus-Pandemie im Training vor besondere Herausforderungen gestellt. Da die Becken seit rund einer Woche geschlossen sind, fehlt ihnen das so essenzielle Wassertraining. Und „Trockentraining“ daheim zum Erhalt der Fitness ist für Schwimmer nicht mehr als ein Notprogramm.

„Die komplette Sperre der Südstadt war für uns wie ein Schlag ins Gesicht“, verdeutlichte etwa Christopher Rothbauer. Der Brustlagen-Spezialist ist wie Rückenschwimmerin Lena Grabowski sowie die Krauler Marlene Kahler und Felix Auböck schon für die unverändert im Juli und August geplanten Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert.

Seit Freitag zu Ende ist für die Schwimmer vorerst immerhin die Ungewissheit über die Europameisterschaften in Budapest. Die EM in der ungarischen Hauptstadt wurde vom Europäischen Verband (LEN) von Mai (11. bis 24.) auf August (17. bis 30.) verschoben. Lange hatte man von LEN-Seite diesbezüglich auf Zeit gespielt, ähnlich wie es das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Veranstalter in puncto Olympia in Japan machen.

Walter Bär, Sportdirektor im Österreichischen Schwimmverband (OSV), hätte sich schon längst einen Beschluss in Bezug auf EM und Olympia gewünscht. „Eine Durchführung im Mai wäre undenkbar gewesen“, sagte OSV-Generalsekretär Thomas Unger. „Derzeit haben unsere Aktiven keine Möglichkeit zu trainieren, und es hätte sich niemand seriös auf diese wichtigen Wettkämpfe vorbereiten können.“

Auböck auf der Suche nach Alternativen

Während Rothbauer, Grabowski und Kahler in Österreich zuwarten, weilt Auböck an seinem Studienort in Michigan in den USA. „Ich warte auf Veränderungen“, gab der 23-Jährige der APA bekannt. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht oder was ich machen soll.“

Sein Vater Otto Auböck konkretisierte, dass sein Sohn wegen des eingestellten Trainingsbetriebs auf andere Trainingsmöglichkeiten auszuweichen versucht. „Aber von einer wirklich gezielten Vorbereitung auf Olympische Spiele – so diese stattfinden –, würde ich nicht sprechen.“ Eine Rückkehr nach Österreich ist derzeit nicht angedacht. „Nur, wenn die Situation hier besser wäre. Das ist auf absehbare Zeit nicht der Fall.“

Kahler hofft auf Olympiaverschiebung

Zuletzt hatten Österreichs Schwimmer eher für eine EM-Verschiebung plädiert. Kahler sah aus der EM-Verschiebung der EM eine Konsequenz für Olympia: „Ich hoffe, dass nun auch die Spiele verschoben werden. Ich hätte gerne die EM vor den Spielen gehabt.“ Nun läge aber zwischen dem Olympiaende und dem EM-Auftakt nur eine Woche. Außerdem würde die traditionell nach dem Sommerhöhepunkt Ende August/Anfang September stattfindende Pause nach der Saison ausfallen.

Kahler hatte einige Tage gebraucht, um die Lage zu akzeptieren. „Ich war enttäuscht, dass das Virus überhaupt so schwerwiegend in unser Land gekommen ist. Unter den Sportlern trifft das uns Schwimmer noch härter.“ Die 18-Jährige würde es sehr begrüßen, wenn sich für Leistungssportler eine Trainingsmöglichkeit ergeben würde – natürlich mit dem nötigen Sicherheitsabstand zueinander.

Die österreichische Schwimmerin Marlene Kahler.
GEPA/Philipp Brem
Marlene Kahler hofft auf eine Ausnahmeerlaubnis für das Schwimmtraining

Für Kahler kommt dazu, dass sie im Maturajahr ist und nicht weiß, wann sie das Schuljahr abschließen wird. „Das ist noch ein Stresspunkt mehr.“ Es geht bei ihr nicht nur um den Reifeprüfungstermin, sondern auch um noch ausständige Schularbeiten. Und auch die vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) hat Kahler noch zu schreiben, wofür sie als Leistungssportlerin einen Aufschub erhalten hat.

Trainingsrückstand wächst

Rothbauer ist froh über die EM-Verschiebung. „Wenn sie wirklich stattfindet, habe ich einen Stress“, hatte er ob des sich täglich vergrößernden Trainingsrückstands zuvor gemeint. Sein Heimtraining in improvisierter Kraftkammer, auf dem Rad, dem Ruderergometer und im Laufen dokumentiert der 22-Jährige wie auch sonst jenes in der Schwimmhalle. Was Olympia betrifft, plädiert der Sohn von OSV-Vizepräsident Peter Rothbauer für eine Verschiebung um ein Jahr. „Dann wäre das für alle okay.“

Für Grabowski wäre auch eine Verlegung um zwei Jahre auf 2022 in Ordnung. „Für ein Jahr wäre mir lieber, aber nächstes Jahr ist ja schon vieles verplant“, so Grabowski, die sich von daheim aus Parndorf meldete. Die Arbeit im Becken geht auch der 17-Jährigen ab: „Das Wassergefühl ist für uns eine ziemlich große Sache.“