ÖFB-Spieler Marko Arnautovic
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Fußball

„Mir geht’s gut – die Heroes sind die Ärzte“

China-Legionär Marko Arnautovic hat sich am Sonntag in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“ per Videoschaltung über seine Situation in Dubai geäußert, wo der 30-jährige ÖFB-Teamspieler derzeit in Quarantäne lebt. Arnautovic gestand dabei ein gewisses Maß an Langeweile ein, blickte aber auch optimistisch in die Zukunft und vergaß nicht, den wahren „Heroes“ dieser Tage zu danken.

Arnautovic war im vergangenen Sommer von West Ham zu Schanghai SIPG gewechselt. Der Saisonstart in China war bereits Ende Jänner wegen der Verbreitung des Coronavirus verschoben worden. Arnautovic hat sein letztes Spiel am 28. Jänner (mit Torerfolg) bestritten und sich seither mit seinen Clubkollegen immer wieder in Dubai fit gehalten.

Nach einem Urlaub bei seiner Familie in Deutschland befindet er sich derzeit erneut in Dubai in zweiwöchiger Selbstquarantäne. „Mir geht’s ganz gut", meinte der Wiener im ORF-Interview. „Ich warte auf das ‚Go‘, dass hier und in China wieder alles offen ist und ich zurückkann.“ Arnautovic durfte nach seinem Aufenthalt in Deutschland nicht zurück nach China reisen, weil Deutschland als „Risikoland“ für China galt.

„Ich gehe nicht raus“

„Alle Ausländer in der Mannschaft sind zu ihren Familien geflogen. Ich bekam einen Anruf, dass ich nach Dubai zurückmuss", so Arnautovic, dessen Alltag derzeit in Dubai jenem von vielen anderen weltweit gleicht. „Hier ist dasselbe Schema wie in China. Man dürfte sich im Freien bewegen, aber keiner macht es“, erzählt er.

Gespräch mit China-Legionär Marko Arnautovic

Marko Arnautovic meldet sich aus Dubai und berichtet von seinem Leben in Quarantäne im Urlaubsparadies.

„Von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr Früh ist alles zu, und es gibt heftige Strafen, wenn man doch rausgeht. Also gehe ich gleich gar nicht raus. Es ist eh nicht viel zu tun“, berichtete Arnautovic und beschreibt, wie er versucht, sich fit zu halten. „Ich trainiere im Hotel mit einem Fahrrad auf dem Zimmer, das mir das Hotel zur Verfügung gestellt hat und Gewichten auf der Terrasse.“ Er lebe im Hotelzimmer gemeinsam mit einem Freund. „Wir schauen halt Filme und Serien. Mehr kann man da nicht tun.“

Arnautovic räumt im ORF-Gespräch auch gleich mit einem Klischee auf und zerstreut falsche Vorstellungen über Quarantäne im Ferienparadies. „Dubai hört sich natürlich schön und gut an, aber es ist kein Urlaub hier, wenn man jeden Tag im Zimmer sitzen muss und weiß, es hat nix offen, dann geht das schon rein, aber da muss die ganze Welt durch. Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam stark bleiben.“

Die wahren Helden unserer Zeit

Auch gut bezahlte Fußballtopstars stünden derzeit in der Pflicht, ihren Anteil an der Gemeinschaft zu erfüllen. „Wir haben zuletzt auch viel gespendet, an Krankenhäuser. Weil es in China ja schon länger als in Europa dieses Problem gab“, so Arnautovic über seine Erfahrungen und Lehren dieser außergewöhnlichen Zeit.

„Aber heutzutage sind nicht mehr die die Helden, die viel Geld oder Macht haben, sondern die Heroes sind die Ärzte und Krankenschwestern, die alles dafür tun, um die Leute am Leben zu halten.“

Rückkehr nach China steht bevor

In absehbarer Zukunft soll der Offensivspieler jedoch wieder nach China einreisen, wo sich die Coronavirus-Situation zuletzt deutlich entspannt hat. „Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkann. Vielleicht noch eine Woche oder zehn Tage.“

„In China wird überlegt, ob es Mitte oder Ende Mai wieder mit der Liga losgeht. Dort ist fast alles vorbei und wieder gut. Aber die Chinesen bleiben vorsichtig. Der Flughafen ist dennoch zu, weil dort haben sich zuletzt alle infiziert. Man wird stundenlang kontrolliert, wenn man zurückwill. Das ist ein mühsamer Prozess, aber sie sind auf einem guten Weg.“

„Eine Veränderung für die ganze Welt“

Ob er als Fußballprofi wieder auf einem guten Weg sei, verneinte Arnautovic. „Wir haben längere Zeit nicht auf dem Platz trainiert, da verliert man schon an Fitness. Sofort können wir nicht spielen. Wir hatten natürlich immer wieder Trainingslager, aber jetzt bin hier in Dubai in Quarantäne, und ich kann hier keine Fitnessprogramme machen. Aber ich glaube, es wird keine lange Vorbereitung sein, bis wir wieder spielen können.“

Jedoch haben Gedanken an den Spitzensport derzeit bei Arnautovic, so wie bei vielen anderen, nicht die oberste Priorität. „Es ist eine Veränderung für die ganze Welt. Ich hoffe aber, dass alle unsere Spieler aus dem Nationalteam bald wieder fit sind und zum Spielen kommen.“

Arnautovic bleibt in Schanghai

Zu kurzzeitig aufgetauchten Gerüchten, er könnte nach Europa wechseln, meinte Arnautovic. „Es hat Anfragen gegeben, aber diese Frage hat sich für mich nicht gestellt. Ich habe einen Vertrag und fühle mich dort gut und wohl.“ Der 85-fache ÖFB-Internationale (26 Tore) zählt in der chinesischen Liga zu den Topstars und streift pro Woche kolportierte 220.000 Euro ein.

Die geplante EM, bei der Arnautovic für Österreich hätte stürmen sollen, wurde wegen der Pandemie bereits Mitte März von Sommer 2020 auf Sommer 2021 verschoben. Bei Schanghai SIPG steht er noch bis Ende 2022 unter Vertrag.