Am Montag einigten sich das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Stadt Tokio und der japanische Staat auf den neuen Zeitraum, wie japanische Medien nach einer Exekutivsitzung des OK der Sommerspiele in Tokio berichteten. Die Spiele finden nun doch im Sommer und fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin statt.
Vergangene Woche waren die für 24. Juli bis 9. August 2020 angesetzten Bewerbe aufgrund der aktuellen Situation abgesagt worden. Die zentralen Fragen rund um die beispiellose Verschiebung des größten Sportereignisses der Welt soll eine Krisengruppe beantworten. Die Arbeitsgruppe mit dem offiziellen Namen „Tokio 2020 Neustart Task Force“ ist rund 30 Mitglieder groß und wird von OK-Chef Yoshiro Mori geführt.
Mori hebt Termin als „Eckpfeiler“ hervor
Mori hob die Bedeutung des neuen Termins als „Eckpfeiler“ hervor. „Ich bin davon überzeugt, dass dieser zügige Entscheid dabei helfen wird, die Vorbereitungen zu beschleunigen.“ Wie schon für dieses Jahr geplant, soll Olympia auch 2021 nur zwölf Tage nach dem Finalspiel der ebenso ins nächste Jahr verschobenen Fußball-EM beginnen.
Die neuen Termine gäben den Gesundheitsbehörden und den Organisatoren „die maximale Zeit“, um mit den sich ständig ändernden Bedingungen umzugehen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir (…) diese beispiellose Herausforderung bewältigen können“, so IOC-Präsident Thomas Bach.
Schon vor der Festlegung des neuen Termins hatten einige Sportverbände wegen der im Sommer herrschenden Hitze in Japan erneut Kritik geäußert und auf eine Vorverlegung ins Frühjahr gehofft. Klimatisch wären die Sommerspiele im Juli und August tatsächlich kritisch. Deshalb hätten auch die Marathon-Wettbewerbe bei der ursprünglich vorgesehenen Austragung in diesem Sommer im nördlicheren und dadurch deutlich kühleren Sapporo ausgetragen werden sollen. Dabei dürfte es nun aller Voraussicht nach bleiben.
Olympiatermin für 2021 steht
Die wegen der Coronavirus-Pandemie verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio beginnen am 23. Juli 2021 und damit fast genau ein Jahr später als geplant.
TV-Interessen ausschlaggend
Ausschlaggebend für den Sommertermin dürften auch die Interessen des US-Senders NBC sein, der für die TV-Rechte an den Olympischen Spielen von 2014 bis 2032 zwölf Milliarden Dollar an das IOC bezahlt hatte. Deshalb ist das Interesse des Fernsehnetzwerks, das diese Milliarden mit Werbung refinanzieren muss, an einem geeigneten Olympiatermin besonders hoch.
Der Termin von 23. Juli bis 8. August ist für NBC offenbar akzeptabel, weil alle wichtigen US-Sportarten – außer die Baseball-Saison – zu diesem Zeitpunkt Sommerpause haben, respektive sich in der Vor- oder Nachsaison befinden. Der neue Termin liegt außerdem zwischen den Tennis-Grand-Slams in Wimbledon (Ende 11. Juli) und New York (Beginn 30. August).
Leichtathletik-WM verschoben
2021 wird damit ein Megasportjahr werden, wurde doch auch bereits die Fußball-EM um ein Jahr auf 11. Juni bis 11. Juli 2021 verschoben. Für Österreich sehr relevant sind zudem die alpinen Skiweltmeisterschaften von 7. bis 21. Februar in Cortina d’Ampezzo und die nordische WM von 23. Februar bis 7. März in Oberstdorf.
Ein Großereignis wird hingegen aufgrund des neuen Termins von Olympia auf 2022 verschoben. Die für den August 2021 in Eugene in den USA geplante Leichtathletik-WM findet ebenfals ein Jahr später statt. „Jeder muss flexibel und kompromissbereit sein, und zu diesem Zweck arbeiten wir jetzt mit den Organisatoren der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Oregon an neuen Terminen im Jahr 2022“, teilte der Weltverband IAAF am Montag mit. Die Titelkämpfe im US-Bundesstaat Oregon sollten ursprünglich vom 6. bis 15. August 2021 stattfinden.
Riesige Herausforderung für Japan
Die in der Geschichte beispiellose Verlegung Olympischer Spiele – Komplettabsagen gab es aufgrund der beiden Weltkriege mehrere – stellt aber vor allem Japan vor wirtschaftliche und logistische Herausforderungen, wie es sie kein anderes Land bisher bewältigen musste. Die zentralen Fragen rund um die Neuorganisation des größten Sportereignisses der Welt soll eine Krisengruppe beantworten.
So müssen Hotels Tausende von Gästen umbuchen. Die Immobilienfirma, die das olympische Dorf nach den Spielen in Wohnungen umwandelt, muss die Renovierungsplanung jetzt um ein Jahr verschieben und potenziell Tausende von Verträgen mit Käufern der Wohnungen neu aushandeln. Auch gilt es, im nächsten Jahr wieder genug freiwillige Helfer anzuwerben und zu koordinieren.