UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
Reuters/Yves Herman
Fußball

Belgiens Alleingang erzürnt UEFA-Boss

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat den vorzeitigen Saisonabbruch im belgischen Profifußball scharf kritisiert. „Ich denke, das ist nicht der richtige Weg. Solidarität ist doch keine Einbahnstraße. Man kann nicht nach Hilfe fragen und dann einfach selbst entscheiden, wie es gerade passt“, sagte Ceferin in einem Interview im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF, das am Samstag ausgestrahlt wird.

In seiner Verärgerung über den belgischen Alleingang kündigte Ceferin auch mögliche Konsequenzen an. So drohte der Slowene etwa mit dem Ausschluss aus den europäischen Clubbewerben. „Die Belgier und andere, die jetzt vielleicht darüber nachdenken, riskieren ihre Teilnahme am Europacup in der nächsten Saison“, sagte Ceferin.

Noch am Donnerstagabend, kurz nach der Entscheidung für den Abbruch der Meisterschaft in Belgien, hatte der Europäische Fußballverband (UEFA) gemeinsam mit der European Club Association und den European Leagues einen Brief an die 55 Mitgliedsverbände und deren nationalen Ligen geschickt.

Saisonabbruch in Belgien: UEFA droht mit Nachspiel

Aufgrund der CoV-Krise wurde die belgische Liga vorzeitig abgebrochen. Der diesjährige Meister ist damit der FC Brügge. Da die UEFA in diese Entscheidung nicht eingebunden war, droht sie nun mit einem Nachspiel.

„Da die Teilnahme an UEFA-Clubbewerben vom sportlichen Ergebnis abhängt, das am Ende eines vollständigen nationalen Wettbewerbs erzielt wird, würde eine vorzeitige Beendigung Zweifel an der Erfüllung dieser Bedingung aufkommen lassen. Die UEFA behält sich das Recht vor, den Anspruch der Vereine auf Zulassung zu den UEFA-Clubbewerben 2020/21 gemäß den einschlägigen geltenden Wettbewerbsbestimmungen zu beurteilen.“

Außerdem hieß es in dem Schreiben, man sei „zuversichtlich, dass der Fußball in den kommenden Monaten zu den Bedingungen der Behörden wieder starten kann und jede Entscheidung, die inländischen Wettkämpfe aufzugeben, zu diesem Zeitpunkt verfrüht und nicht gerechtfertigt ist“.

TV-Gelder in Belgien bereits ausbezahlt

In Belgien war am Donnerstag die Entscheidung gefallen, die Saison nach 29 von 30 Spieltagen der Hauptrunde abzubrechen und auf die Play-offs zu verzichten. Der FC Brügge soll zum Meister proklamiert werden. Diese Vorgehensweise dürfte den belgischen Clubs leichter gefallen sein, weil sie ihr TV-Geld für diese Saison bereits zur Gänze erhalten haben und auch nicht mehr zurückzahlen müssen.

In anderen europäischen Ligen, wohl auch in jener in Österreich, muss die Meisterschaft jedoch zu Ende gebracht werden, damit die TV-Sender die komplette Summe überweisen.

UEFA arbeitet an Lösungen

Die UEFA arbeitet derzeit daran, mit den europäischen Ligen eine Lösung für das Saisonende zu finden. Europa League und Champions League stecken in der K.-o.-Phase fest. Möglicherweise sollen die Wettbewerbe im Juli oder August beendet werden.

„Fußball ist absolut nicht das Gleiche ohne Fans wie mit Fans. Aber es ist auf jeden Fall besser, Fußball ohne Zuschauer zu spielen und ihn zurück im Fernsehen zu haben, als überhaupt nicht. Das wollen doch die Leute, das bringt positive Energie zu ihnen nach Hause. Und es wird wohl Juli, August. Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen“, sagte Ceferin.