Kinder spielen Fußball
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Coronavirus

15.000 Vereine stehen still: Amateursport im Kampf gegen Krise

Die Coronavirus-Pandemie wirbelt nicht nur die Welt des Profisports durcheinander. Auch im Amateursport war vor einem Monat Abpfiff, und dieser Stillstand wird noch einige Zeit anhalten. Bis dahin sind Politik und Dachverbände gefordert, die Vereine finanziell über die Runden zu bringen.

Auch wenn es konkrete Anzeichen gibt, dass in einigen kontaktlosen Sportarten wie Tennis, Tischtennis, Golf und Badminton demnächst eine langsame Wiederaufnahme der Aktivitäten starten könnte: Österreichs 15.000 Sportvereine befinden sich im harten Kampf gegen die Krise. Rund zwei Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind in Vereinen aktiv – zumindest waren sie das bis vor etwa vier Wochen.

Derzeit vermissen sie den gemeinsamen Sport mit Freunden, Familie und Mannschaftskollegen, wie auch eine Umfrage der ORF Sport Social Media Redaktion zeigte. Vom Miniknabentraining bis zum Seniorenturnen, nichts geht mehr. Die wichtigen sozialen Funktionen in der Gesellschaft können Sportvereine und Dachverbände derzeit nicht erfüllen, auch wenn Sportunion, ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport- und Körperkultur in Österreich) und ASVÖ (Allgemeiner Sportverband Österreichs) Videostreams mit Sportaktivitäten anbieten.

Menschen vermissen die Nutzung von Sportstätten

Den Österreicherinnen und Österreichern fehlen Fitnessstudios, Sportplätze und Schwimmbäder. Sie vermissen vor allem den gemeinsamen Sport mit Freunden und Wettkämpfe.

Gemeinnützige Vereine haben keine großen Rücklagen

Unzählige Veranstaltungen, Trainingseinheiten und Wettkämpfe fallen aus. Diesbezügliche Einnahmen brechen den Vereinen weg. Wie kann der Breitensport das halbwegs gut überstehen? Auch im „Club ORF Sport +“ am Ostermontag war das große Thema: Wie bewältigen der österreichische Amateur- und Breitensport die Coronavirus-Krise?

Hans Niessl, Präsident von Sport Austria, forderte zu Beginn der Krise einen Soforthilfefonds für Sportvereine im Umfang von 100 Millionen Euro. Er berichtete im ORF-Videochat über gute Gespräche mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne). Gerade gemeinnützige Vereine, die sich zum überwiegenden Teil über Einnahmen aus Eintrittskarten, Kantine usw. finanzieren, hätten nicht die nötigen Rücklagen, um alleine durch die Krise zu kommen, betonte Niessl.

Sportfunktionäre über Krisenmodus im Breitensport

Sportunion-Präsident Peter McDonald, Union-Sankt-Johann-Obmann Manuel Mitterbauer und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl über Auswirkungen der Krise für den Breitensport.

Niessl verwies auf Experten, Erfahrung und Kompetenz in der Bundes-Sport GmbH, um Bedarf, Prüfung und Verteilung der Förderungen vornehmen zu können. Er betonte die Wichtigkeit von Kontrolle und das Unterbinden von Missbrauch. Man sei mit Sport- und Finanzministerium auf einem guten Weg, so Niessl. „In 15.000 Vereinen sind 570.000 Menschen freiwillig und ehrenamtlich tätig. Sie haften als Funktionäre für die Verbindlichkeiten der Vereine und dürfen nicht unter die Räder kommen.“

Schnelles und unbürokratisches Handeln sei jetzt das Gebot der Stunde. „Das Gesundheitssystem erspart sich pro Jahr über 500 Millionen Euro durch die Arbeit der Vereine. Die Bedeutung des Sports und der Vereine muss noch mehr in den Vordergrund gestellt werden“, so Niessl. Möglichst rasch Tennisplätze, Golfplätze aufzusperren, auch andere kontaktlose Sportarten wie Tischtennis und Badminton zu ermöglichen, wäre nun der erforderliche erste Schritt in Richtung Normalität. „Auch der Beginn von Training in Kleingruppen.“

„Jedes zweite Kind ist in einem Sportverein“

Peter McDonald, Präsident der Sportunion, betonte ebenfalls die Bedeutung der Sportvereine für die Gesellschaft in Österreich und dankte dafür, dass man den Sport in Umsetzung der staatlichen Maßnahmen gegen das Coronavirus flächendeckend „ohne Rücksicht auf Verluste“ zurückgefahren hat. „Jedes zweite Kind in Österreich ist in einem Sportverein“, so McDonald. „Es gibt nun unterschiedliche Notwendigkeiten der Vereine in der Krise, von null Betroffenheit bis zu Strukturen und Betriebsstätten, die man durchbringen muss.“

Die existenzbedrohenden Probleme der Sportvereine würden auch nicht mit der unmittelbaren Krise enden, betonte McDonald. Verlorene Eintrittsgelder aus ausgefallenen Veranstaltungen und Wettkämpfen, weggebrochene Sponsoreneinnahmen würden auch in weiterer Folge fehlen. McDonald berichtete von Zusagen vonseiten der Regierung. Zielführend wäre dann die schnelle Auszahlung von Förderungen aus dem Soforthilfefonds, um die Liquidität der Vereine zu erhalten. In einem zweiten Schritt müsse dann nachhaltig geholfen werden.