Stadion von St. Pölten
GEPA/Manuel Binder
Bundesliga

Liga diskutiert über „Geisterspiele“-Konzept

Auf dem Weg zur angestrebten Wiederaufnahme des Spielbetriebs steht für die tipico-Bundesliga am Freitag ein richtungsweisender Termin auf dem Programm. Im Rahmen einer Videoclubkonferenz geht es neben der Zukunft der Hpybet 2. Liga auch um ein Konzept für „Geisterspiele“, das in den vergangenen Tagen in Arbeitsgruppen erstellt wurde.

Diese Pläne werden in der Konferenz noch einmal diskutiert und anschließend dem Sport- und dem Gesundheitsministerium übermittelt, „mit dem Ziel, eine Rückmeldung zu bekommen, unter welchen Voraussetzungen Mannschaftstrainings und Spiele möglich sind“, sagte Ligavorstand Christian Ebenbauer.

Das Arbeitspapier beinhaltet einen medizinischen und einen organisatorischen Teil. In Letzterem ist festgehalten, dass bei einem Match ohne Zuschauer maximal 200 Personen im Einsatz sein sollen, wie Ebenbauer gegenüber der APA erklärte. Darin inkludiert sind neben Spielern und Betreuern unter anderen auch weitere Clubangestellte, Mitarbeiter der TV-Produktion, Dopingkontrolleure und Journalisten.

Farbliche Kennzeichnungen geplant

Für Menschen innerhalb des Stadions sind farbliche Kennzeichnungen in den Farben Rot, Orange und Gelb geplant. „Getestet werden müssten nur Personen aus dem roten Bereich“, sagte Ebenbauer.

  • Rot für alle unmittelbar in den Spielbetrieb involvierte Personen wie etwa Spieler, Trainer, Schiedsrichter und auch Ballbuben (im Normalfall Jugendliche oder junge Erwachsene)
  • Orange für im Stadioninnenbereich tätige Personen, die nicht in direkten Kontakt mit anderen treten, etwa Kameraleute
  • Gelb für Personen auf der Tribüne, zum Beispiel Journalisten

Um das Thema Testungen geht es im medizinischen Teil des Konzepts. Wie oft die involvierten Personen generell getestet werden sollen, ließ Ebenbauer offen. „Das wollen wir am Freitag mit den Clubs diskutieren.“ Klarheit dürfte bei der Art der Tests herrschen. „Es hat sich herauskristallisiert, dass man derzeit nicht mit Antikörpertests arbeiten soll, sondern mit PCR-Tests“, sagte der Ligavorstand. PCR-Tests geben Auskunft darüber, ob eine Person aktuell mit dem Coronavirus infiziert ist und dieses auch übertragen kann.

Christian Ebenbauer
GEPA/Philipp Brem
Ligavorstand Ebenbauer (r.) stellt das Konzept am Freitag in der Clubkonferenz zur Diskussion

Durch einen PCR-Test kann nicht nachvollzogen werden, ob ein Mensch die Erkrankung schon vor Wochen hatte und deshalb immun sein könnte. Diese Erkenntnis wäre durch Antikörpertests zu gewinnen, allerdings liegt deren Zuverlässigkeit nicht bei 100 Prozent. Daher könnten sich falsch positiv getestete Personen in trügerischer Sicherheit wiegen. Zudem ist noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob ein Mensch, bei dem Antikörper gegen das Coronavirus nachgewiesen werden, wirklich immun ist.

Isolation bei positivem PCR-Test

Sollte ein PCR-Test positiv sein, würde der Infizierte laut Konzept der Bundesliga isoliert werden. Der Betroffene wäre erst dann wieder offiziell gesund, sobald er innerhalb von 48 Stunden zwei weitere PCR-Tests mit negativem Ergebnis abliefert. Jene Menschen, die in Kontakt mit dem Infizierten waren, würden engmaschig getestet und genau beobachtet, allerdings nicht aus dem Spielbetrieb herausgenommen werden. Dadurch wäre ein positiver PCR-Test nicht gleichbedeutend mit einem Meisterschaftsabbruch.

Soll der angepeilte Termin für den Neustart Mitte Mai eingehalten werden, müsste das Mannschaftstraining spätestens Anfang Mai beginnen. Man könnte sich allerdings mehr Zeit verschaffen, indem man die derzeit bis 30. Juni laufende Frist für die Finalisierung der nationalen Bewerbe nach hinten verschiebt. Dafür benötigt man einen Präsidiumsbeschluss des ÖFB. „Der kann relativ kurzfristig getroffen werden“, meinte Ebenbauer.

Saisonende mit 30. Juni angepeilt

Am Europäischen Fußballverband (UEFA) wird eine Saisonverlängerung, wie sie auch von vielen Trainern gefordert wird, ohnehin nicht scheitern. Dennoch gab Ebenbauer zu bedenken: „Es gibt viele Fragen bei einer Verlängerung, zum Beispiel auslaufende Spielerverträge, da haben wir derzeit keine Rechtssicherheit. Derzeit ist noch alles darauf ausgerichtet, es bis 30. Juni zu schaffen, und da ist das Zeitfenster sehr eng.“

In der Bundesliga werden inklusive Play-off für die UEFA Europa League 13 Spieltage benötigt, dazu kommt das ausständige Finale im Uniqa ÖFB-Cup zwischen Red Bull Salzburg und Austria Lustenau. In der 2. Liga sind noch elf Runden zu absolvieren. Dass diese Partien noch ausgetragen werden, ist überaus fraglich, zumal die Teams der zweithöchsten Spielklasse mit Ausnahme von Cupfinalist Lustenau derzeit gar keine Erlaubnis für Kleingruppentrainings haben.

Suche nach Lösung für 2. Liga

Sollte es zu einem Antrag auf Abbruch der 2. Liga kommen, müssten diesem zumindest neun der 16 Clubs zustimmen. Im Falle eines Stopps wäre laut ÖFB-Rechtsgutachten kein Verein aufstiegsberechtigt, was wiederum Klagen des Tabellenführers SV Guntamatic Ried und des Zweiten Austria Klagenfurt nach sich ziehen könnte. „Wir können nur versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Wenn es die nicht gibt, besteht die Möglichkeit, vom Rechtsstaat Gebrauch zu machen“, sagte Ebenbauer.

Im Raum steht auch eine Erweiterung der höchsten Liga mit Ried und Klagenfurt auf 14 Vereine. Das würde jedoch eine Änderung des Ligaformats in der Bundesliga und 2. Liga sowie wohl weniger TV-Einnahmen bedeuten. Eine Aufstockung kann nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Rahmen einer Bundesliga-Hauptversammlung beschlossen werden. Das ÖFB-Präsidium müsste einer Modusänderung in den höchsten beiden Ligen zustimmen, wenn davon die Auf- und Abstiegsregelungen zwischen der 2. Liga und den Regionalligen betroffen wären.