Ethiker Augsberg kritisiert „Verhätschelung“ des Fußballs

Steffen Augsberg, Mitglied im Deutschen Ethikrat, sieht einen baldigen Neustart der deutschen Fußballbundesliga mit „Geisterspielen“ skeptisch. „Mich wundert, dass wir auf die Bundesliga-Debatte so viel Energie verwenden. Sie ist ein Beispiel für geschicktes Lobbying“, sagte der 44-jährige Professor für öffentliches Recht in einem Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe).

Steffen Augsberg, Mitglied des Deutschen Ethikrats
Reuters/Axel Schmidt

„Geisterspiele gaukeln nicht einmal Normalität vor, sondern verdeutlichen vor allem, wie unnormal die Zustände sind“, betonte Augsberg. „So gern wir ihn haben: Der Fußball wird an dieser Stelle doch sehr gehätschelt.“ Für die Bevölkerung sei es nicht sonderlich relevant, ob Bundesliga-Spiele nun stattfinden oder nicht. „Selbst wenn man alle Jobs miteinbezieht, die an der Branche hängen, hat der Fußball doch eine überschaubare wirtschaftliche Bedeutung“, erklärte der Rechtsexperte.

„Andere Teile der Bevölkerung sind viel erheblicher und existenzieller von der Corona-Krise betroffen“, betonte Augsberg und forderte: „Es wäre wohl sinnvoller, darauf hinzuarbeiten, dass Kinder wieder gemeinsam draußen spielen können und etwa die Gastronomiebranche schnellstmöglich wieder in die Gänge kommt.“