Europacup Finalspiel zwischen Feyenoord Rotterdam und Celtic Glasgow, 1970.
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Fußball

Als Feyenoord unter Happel den Ton angab

Feyenoord Rotterdam feiert am Mittwoch seine große Sternstunde, die der Club vor 50 Jahren unter Trainerlegende Ernst Happel erlebt hat. Am 6. Mai 1970 holte Feyenoord in Mailand mit einem 2:1-Finalsieg nach Verlängerung gegen Celtic Glasgow den Meistercup. Es war der Grundstein für eine Hegemonie des niederländischen Fußballs.

Dreimal in Serie ging die wichtigste Trophäe im europäischen Clubfußball danach an Ajax Amsterdam. „Auch wenn sie dir in Amsterdam erzählen, dass sie den Cup viermal gewonnen haben, wir waren die ersten“, sagte Happels damaliger Kapitän Rinus Israel in einem Interview mit dem Magazin „Voetbal International“.

Israel gelang beim Showdown vor 50 Jahren im San Siro in der ersten Hälfte der Ausgleich. Für die Entscheidung sorgte der schwedische Legionär Ove Kindvall in der 117. Minute nach einem langen Ball, den Celtic-Kapitän Billy McNeill nicht zu klären vermocht hatte. Aufseiten der Niederländer jubelte mit dem herausragenden Spielmacher Franz Hasil auch einer der größten ÖFB-Legionäre der Geschichte.

Als Feyenoord unter Happel den Ton angab

Genau am 6. Mai vor 50 Jahren haben zwei Österreicher rot-weiß-rote Fußballgeschichte geschrieben. Ernst Happel als Trainer und Franz Hasil als Spieler führten Feyenoord Rotterdam 1970 zum Europacup-Sieg.

Feyenoord war als Außenseiter ins Finale gegangen, nachdem Celtic zuvor im Halbfinale in eindrucksvoller Art und Weise Leeds United ausgeschaltet hatte. Die Schotten hatten zudem mehr Erfahrung auf der großen Bühne, hatten sie den Meistercup doch bereits drei Jahre zuvor erobert.

Match zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam, 1971. Im Bild Franz Hasil (Feyenoord) im Zweikampf mit Horst Blankenburg (Ajax).
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Als Regisseur von Feyenoord eroberte Franz Hasil unter Trainer Ernst Happel die Herzen der Fans

Taktisch neuer Zugang

Die Happel-Truppe deutete ihr Potenzial aber bereits in der zweiten Runde an, als sie Titelverteidiger AC Milan eliminierte. Im Finale folgte eine Glanzleistung, die den Ruf des niederländischen Fußballs als Vorzeigemodell begründete. Happel ließ seinem Team in Ballbesitz viele Freiheiten, im Kampf gegen den Ball machte er aber die Räume eng – zu dieser Zeit ein innovativer Zugang.

„Bemerkenswert Rotterdams glänzende Technik, die Sicherheit in der Realisierung von Happels taktischem Konzept“, schrieb die APA am 6. Mai 1970. „Die Kaltblütigkeit, mit der in der Abwehr der Ball gehalten, der aufbauende Pass bevorzugt wurde, wie schnell das – im übrigen durchaus beherrschte – Mittelfeld überwunden wurde und wie viele Chancen den Stürmern eröffnet wurden.“

Ernst Happel nach dem Europacup Finalsieg mit Feyenoord am 1970
Mit seinem innovativen Spielsystem führte Happel (r.) die Niederländer zum großen Erfolg

Aha-Effekt in Europa

Happel wiederholte den Meistercup-Sieg 1983 mit dem Hamburger SV. Mit Hasil und Feyenoord gewann der Wiener 1970 auch den Weltpokal sowie nach 1969 noch 1971 einen zweiten Meistertitel. Für den großen Aha-Effekt in Europa sorgte sein Team aber an diesem Mittwoch im Mai 1970 in Mailand.

„Es war der Moment, als ein Club eines anderen Landes (außerhalb der großen europäischen Ligen) gewonnen hat, und plötzlich jeder aus diesem Land daran geglaubt hat, das ebenfalls schaffen zu können“, erinnerte sich Mittelfeldspieler Wim Jansen. Ajax mit dem legendären Johan Cruyff wurde in den folgenden Jahren mit seinem „Voetbal Total“ zum Seriensieger.

„Mehr verändert als Ajax“

Sieben von Feyenoords Meistercup-Siegern von 1970 standen vier Jahre später im Kader des niederländischen Nationalteams, das erst im WM-Finale Gastgeber Deutschland unterlag. 1978 musste sich die „Oranje“ unter „Wödmasta“ Happel gar erst in der Verlängerung des WM-Endspiels Argentinien geschlagen geben.

„Feyenoord hat die Art und Weise, wie Fußball gespielt wird, in dieser Zeit viel mehr verändert, als es Ajax später getan hat“, so der frühere Happel-Schützling Wim van Hanegem. „Wir haben mit Offensivgeist gespielt, haben den Ball schnell bewegt, hatten vorne Geschwindigkeit und waren entschlossen in den Zweikämpfen. Diese ganze Saison (1969/70) hatten wir nie irgendwelche Zweifel.“