Szene von der Tour de France 2019.
APA/AFP/Kazuhiro Nogi
Radsport

Monsterprogramm in nur 72 Tagen

Der vollgepackte Herbst wird für die Radprofis zum absoluten Stresstest – sofern er angesichts der derzeitigen Coronavirus-Pandemie überhaupt wie geplant stattfinden kann. Der Weltverband (UCI) präsentierte am Dienstag den neu gestalteten Kalender 2020 mit 25 Bewerben ab 1. August. Darin scheinen innerhalb von nur 72 Tagen auch die drei großen Landesrundfahrten auf.

Mit Ausnahme der Straßen-WM in den Schweizer Orten Aigle und Martigny (20. bis 27. September) mussten quasi alle Jahreshighlights wegen der Coronavirus-Krise verschoben werden. So sollen auch die fünf wichtigsten Frühjahrsklassiker und einige World-Tour-Rennen nachgeholt werden.

Als erstes großes Highlight nach der mehrmonatigen Pause ist das Eintagesrennen Mailand–Sanremo für den 8. August angesetzt. Die Tour de France als wichtigstes Rennen soll von 29. August bis 20. September stattfinden. Danach geht es Schlag auf Schlag: Direkt im Anschluss an die Tour folgt die WM in der Schweiz mit dem Herren-Zeitfahren am 23. September und dem Straßenrennen am 27. September.

Klassiker parallel zu Giro und Vuelta

Danach finden der Giro d’Italia (3. bis 25. Oktober) und die auf 18 Etappen verkürzte Vuelta a Espana (20. Oktober bis 8. November) in Teilen gleichzeitig statt. Parallel zum Giro sollen auch die traditionellen Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich (4. Oktober) und die Flandern-Rundfahrt (18. Oktober) nachgeholt werden. Während der Vuelta sind Paris–Roubaix (25. Oktober) und die Lombardei-Rundfahrt (31. Oktober) eingeplant.

Wie schwer selbst der neue Kalender realisierbar sein dürfte, zeigt ein Beispiel: Traditionell am Wochenende vor der Tour de France steigen in Frankreich die nationalen Meisterschaften, 2020 sind diese nun für 20. bis 23. August angesetzt.

Für die gesamte Radsportszene ist vor allem die Austragung der Tour de France elementar, da für die Teams rund 70 Prozent des Jahresetats daran hängen. Nach derzeitigem Stand soll die Tour sogar mit Publikum stattfinden. Aus zahlreichen Teams war aber bereits zu vernehmen, dass man sich einmalig auch eine „Geistertour“ vorstellen könne, sollte dieser Aspekt die Austragung gefährden.

„Radsport wird Signalwirkung haben“

Der utopische Plan der UCI, eine quasi komplette Radsaison in kürzester Zeit abzuspulen, wurde vom Österreicher Christian Pömer (sportlicher Leiter beim World-Tour-Team Bora) bereits vor einigen Tagen positiv bewertet. „Zurück ins Leben, der Radsport wird Signalwirkung haben“, sagte der 42-Jährige im ORF.at-Interview. Pömer freue sich „über jedes einzelne Rennen, das gefahren werden kann“.

Das deutsche Bora-Team ist Arbeitgeber der ÖRV-Profis Lukas Pöstlberger, Patrick Konrad, Felix Großschartner, Gregor Mühlberger und Patrick Gamper. Es hatte im März bei Paris–Nizza, dem letzten Rennen vor Saisonabbruch, beeindruckt und mit dem Deutschen Maximilian Schachmann zudem den Gesamtsieger gestellt.