Viel war schon in den vergangenen Tagen über ihren bevorstehenden Rücktritt spekuliert worden. Im ORF-TV-Gespräch mit Skiexpertin Alexandra Meissnitzer machte Veith nun reinen Tisch und klärte über die Beweggründe für ihren Abschied aus dem aktiven Rennsport auf. „Meine Träume für die Zukunft haben sich verändert. Deshalb werde ich meine aktive Karriere beenden“, so Veith.
Es fühle sich zu 100 Prozent richtig an, sagte sie und führte weiter aus: „In meinem Leben war der Sport so viele Jahre die absolute Nummer eins. Ich durfte das machen, was ich unbedingt wollte und am meisten liebte. Das weiß ich sehr zu schätzen, aber für mich ist jetzt einfach der richtige Zeitpunkt zum Aufhören.“
Die Entscheidung zum Rücktritt sei ein schleichender Prozess gewesen und langsam, aber sicher gereift. „Es war ein Mix aus vielen kleineren Gründen. Auch körperlich wurde es über die Jahre nicht einfacher, aber das war nicht der Hauptgrund. Ich brauche eine Veränderung und bin wirklich gespannt, was in meinem Leben noch so auf mich zukommt“, so Veith, deren Erfolgskarriere von zahlreichen Verletzungen begleitet worden war.
Abschied fällt nicht schwer
Der Abschied würde ihr als zweifacher Weltcup-Gesamtsiegerin und Olympiasiegerin nicht schwerfallen. „Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt“, sagte Veith. „Mir ist das Beginnen nicht schwergefallen und das Aufhören offenbar auch nicht.“ Zumal ihr das Skifahren zuletzt nicht mehr so viel Spaß gemacht habe wie gewohnt, sagte Veith, die den Wunsch nach Kindern und einem ruhigeren Leben äußerte. „Manuel und ich wünschen uns eine eigene Familie, aber wir haben nicht so einen Stress und genießen die Zeit für uns“, sagte Veith.
Veith verkündet Abschied
Die österreichische Skirennläuferin Anna Veith gab am Samstag ihren Rücktritt aus der Wintersportwelt bekannt. Die Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin will sich künftig mehr der Familie widmen.
Auf ihre Karriere schaute sie zufrieden zurück. „Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe", sagte Veith. „Aber ich weiß auch, wie viele Mühen und Entbehrungen dazu gehört haben. Meine Leidenschaft für den Sport hat mich immer angetrieben, ich habe alles gegeben und die harte Arbeit wurde immer belohnt. Das war jetzt jedoch anders. Im letzten Winter habe ich alles darangesetzt, wieder zurückzukommen und Vertrauen zu finden, aber es ist mir einfach nicht mehr gelungen, dahin zu kommen, wo ich hin wollte.“
Der Fokus der Salzburgerin gelte nun dem Privatleben. Mit dem verkündeten Karriereende sei zugleich eine große Last von ihren Schultern gefallen. „Ich fühle mich befreit“, sagte Veith. „Mein ganzes Leben lang durfte ich Skirennlauf als meinen Beruf bezeichnen. Nie habe ich etwas anderes gemacht. Nie habe ich etwas anderes so sehr geliebt. Der Geruch von frischem Schnee. Die frühen Morgenstunden am Gletscher. Das Team. Das alles wird mir schon fehlen. Was jetzt kommt, weiß ich noch nicht, aber ich freue mich drauf.“
Trendwende im Jahr 2015
Neun Monate nach Marcel Hirscher verliert Österreichs Skisport damit ein weiteres Zugpferd. Veith (als Fenninger geboren und seit 2016 mit Ex-Snowboarder Manuel Veith verheiratet) ist eine der schillerndsten Skifahrerinnen der vergangenen Jahre, krönte sich 2014 in Sotschi zur Olympiasiegerin im Super-G, holte dreimal WM-Gold (Superkombi 2011, Super-G und Riesentorlauf 2015). Zweimal wurde Veith Gesamtweltcup-Siegerin (2013/14 und 2014/15), dreimal wurde sie zu Österreichs Sportlerin des Jahres (2013, 2014, 2015) gewählt.

Das Jahr 2015 markierte zugleich den Wendepunkt in Veiths Karriere. Im Oktober stürzte sie im Training unmittelbar vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden schwer und zog sich dabei einen Kreuzband- und Innenbandriss sowie einen Riss der Patellasehne im rechten Knie zu. Veith musste als Gesamtweltcup-Titelverteidigerin die gesamte Saison und darüber hinaus pausieren.
Ihr Comeback gab Veith erst im Dezember 2016 mit Platz 49 im ersten von zwei Riesentorläufen auf dem Semmering, tagsdarauf wurde sie 25. Im Jänner holte sie als Dritte im Cortina-Super-G ihren ersten Podestsplatz nach der Verletzungspause. Jedoch musste sie die Saison nach der WM in St. Moritz, wo sie hinter den eigenen Erwartungen geblieben war, wegen einer chronischen Entzündung der Patellasehne im linken Knie erneut abbrechen und wieder operiert werden.
Steiniger Weg zurück zur Spitze
In der Folge bündelte Veith noch einmal ihre Kräfte und kämpfte verbissen um den Anschluss an alte Erfolge, was annähernd gelang, wie sie mit Super-G-Silber bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018 untermauerte, als sie sich der Tschechin Ester Ledecka um eine Hundertstelsekunde hatte geschlagen geben müssen. Der Aufschwung war von kurzer Dauer: Schon im Jänner 2019 erlitt Veith im Training ohne Sturzeinwirkung erneut einen Kreuzbandriss. Sie musste die Saison abbrechen und verpasste die WM in Aare.
Gegnerinnen verneigen sich
Das Ende von Anna Veiths Skikarriere ist für viele wenig überraschend. Ihre Entscheidung ist für Kollegen und Vorgesetzte nachvollziehbar, und ihr wird großer Respekt gezollt.
In der vergangenen – wegen des Coronavirus vorzeitig beendeten – Weltcup-Saison meldete sich Veith noch einmal zurück. Als Siebente im Super-G von Rosa Chutor hatte sie im Februar dieses Jahres ihre beste Platzierung seit Dezember 2018 in die Weltcup-Ergebnislisten gebracht. Damals war sie im Riesentorlauf von Courchevel Siebente und im Super-G von Lake Louise Sechste geworden.
Ihren letzten Podestplatz hatte Veith im März 2018 als Zweite beim Super-G in Crans-Montana eingefahren, ihren letzten von insgesamt 15 Weltcup-Siegen am 17. Dezember 2017 beim Super-G in Val d’Isere. Am 18. Juni feiert Veith ihren 31. Geburtstag. „Meine Leidenschaft für den Sport hat mich immer angetrieben, ich habe alles gegeben, und die harte Arbeit wurde immer belohnt. Aber ich weiß auch, wie viele Mühen und Entbehrungen dazu gehört haben“, bilanzierte Veith.