Salzburg-Coach Jesse Marsch mit Spielern
GEPA/Jasmin Walter
ÖFB-Cup

Endspiel mit klar verteilten Rollen

Nach der Coronavirus-Pause folgt gleich der Kampf um einen Titel: Red Bull Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau matchen sich am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF1) um die ÖFB-Cup-Trophäe. Die Rollen könnten vor dem Duell vor leeren Rängen im Klagenfurter Wörthersee Stadion nicht klarer verteilt sein. Alles andere als der sechste Triumph des Double-Titelverteidigers in den jüngsten sieben Jahren wäre eine große Überraschung.

„Wir leben im Profifußball für Titel“, sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch. Für den 46-Jährigen wäre es der erste mit den „Bullen“, bei denen er im vergangenen Sommer die Nachfolge von Marco Rose angetreten hatte. Mit einem Selbstläufer rechnete Marsch trotz bester Ausgangslage nicht. „Wir sind Favorit, aber der Cup hat eigene Regeln, da kann alles passieren, wir müssen bereit sein für verrückte Momente“, sagte der US-Amerikaner.

An entsprechender Erfahrung mangelt es den Salzburgern nicht, das Cupfinale gehört quasi zur Saisonplanung dazu. Zum siebenten Mal in Folge dürfen sie dort – auch dank knapper Siege über Rapid und den LASK – heuer einlaufen, während Lustenau nach 2011 erst zum zweiten Mal Endspielluft schnuppert.

Salzburg vor Cupfinale zurückhaltend

Titelverteidiger Red Bull Salzburg gilt vor dem Cupfinale gegen Austria Lustenau als Favorit. Das Team gibt sich vorab jedoch vorsichtig, da die Situation aufgrund der langen Pflichtspielpause und des Fehlens der Zuschauer speziell ist.

Mit der richtigen Einstellung

„Für viele Spieler von ihnen ist es das Spiel des Lebens. Wir erwarten einen starken Gegner, der 90 Minuten um jeden Ball kämpfen wird“, sagte Marsch. Das forderte er auch von seiner mit „mehr Qualität“ ausgestatteten Truppe, genauso wie einen hellwachen Auftritt von Beginn an. „Egal ob mit Zuschauern oder ohne, wir müssen eine Mentalität für ein Finale haben.“

Das geht nach nur zweiwöchigem Mannschaftstraining über die Bühne. Bei beiden Teams sind daher Abstimmungsprobleme zu erwarten. „Wir haben sicher nicht unsere Topform jetzt“, unterstrich auch Marsch. Trotzdem freuen sich die Spieler darüber, dass der Start gleich einmal mit einem Endspiel – das zweite gegen einen Zweitligisten nach 2014 (St. Pölten, 4:2) – beginnt.

Salzburg-Coach Jesse Marsch
GEPA/Jasmin Walter
Für Salzburg-Coach Marsch sind die Rollen im Finale klar verteilt

„Das kann ganz gut sein, weil die Konzentration sehr hoch sein muss. Wir wollen nichts herschenken, unbedingt den Titel“, sagte Kapitän Andreas Ulmer und gab damit die Marschroute vor. Nicht mitwirken können Enock Mwepu (gesperrt), Masaya Okugawa und Rasmus Kristensen (beide verletzt).

Lustenau verspürt keinen Druck

Für Lustenau ist schon der Finaleinzug ein großer Erfolg. Im Vergleich zu 2011 (0:2 gegen Ried) gab es diesmal im Vorfeld keine störenden Prämiendiskussionen. „Das ist im Einvernehmen passiert. Da hat der Verein daraus gelernt, dass das damals nicht optimal gelaufen ist“, sagte Sportvorstand Bernd Bösch.

Finale im ÖFB-Cup

Freitag, 20.45 Uhr (live ORF1):

Salzburg – Austria Lustenau

Wörthersee-Stadion Klagenfurt, SR Muckenhammer

Mögliche Aufstellungen:

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Ashimeru, Bernede, Junuzovic, Szoboszlai – Daka, Hwang

Lustenau: M. Stumberger – Lageder, Feyrer, D. Stumberger, Schilling – Freitag, Tiefenbach – Mayer, Grabher, Ranacher – Ronivaldo

Der Tabellensiebente der 2. Liga kann ohne Druck ins Spiel gehen. „Wir sind schon intelligent genug zu wissen, dass wir nicht Favorit sind, und wenn man es realistisch betrachtet, nicht sehr hohe Chancen haben werden“, sagte Mittelfeldspieler Christoph Freitag. Trotzdem wolle man versuchen, diese zu nutzen.

„Wenn Salzburg das Topniveau erreicht, wird unsere Bestleistung auch nicht reichen. Wir sind uns bewusst, dass viel davon abhängen wird, was Salzburg zulässt“, sagte Lustenau-Trainer Roman Mählich. Die „Bullen“ haben ihre jüngsten elf Spiele im Cup mit einem Torverhältnis von 41:3 gewonnen.

Überraschung nicht ausgeschlossen

Überraschungen gegen Salzburg hat es in der Vergangenheit aber schon gegeben. 2013 kam im Cup-Halbfinale gegen den Regionalligisten und späteren Titelträger FC Pasching mit 1:2 das Aus. Auf internationaler Ebene erinnert man sich immer noch an das blamable Out in der Champions-League-Qualifikation gegen den luxemburgischen Vertreter Düdelingen im Juli 2012.

„Es gibt immer wieder Sensationen“, sagte Mählich. Am besten wieder am Freitag. „Wir werden alles daran setzen, dass wir am Ende einer großartigen Cupsaison noch einmal eine Sensation draufhauen. Hoffentlich schlägt unsere große Stunde.“

Lustenau-Trainer Roman Mählich
GEPA/Oliver Lerch
Lustenau-Coach Mählich liebäugelt mit einer Sensation

Es wäre der erste große Titel der Clubgeschichte für die Vorarlberger, die von 1997 bis 2000 drei Saisonen in der Bundesliga vertreten waren. Bringen würde dieser neben dem Pokal auch einen Startplatz in der Europa-League-Gruppenphase und damit wertvolle Millionen für die Vereinskasse. Damit hätte man auch bessere Karten im Kampf um einen Verbleib von Topstürmer Ronivaldo. Der 31-jährige Brasilianer ist im Angriff das Um und Auf. Die Cupschützenliste (sieben Tore) führt er genauso an wie jene der 2. Liga (16).

Lustenau ohne Einsertormann

Während der Ex-Austrianer auf seinen Einsatz brennt, ist mit Domenik Schierl der Einsertormann gesperrt. Damit kommt entweder der 19-jährige Marcel Stumberger zu seinem zweiten Pflichtspieleinsatz nach einem in der Liga im Februar gegen Ried oder der 21-jährige Florian Eres zu seinem Debüt. „Einfach genießen“, gab Mählich seinen Junggoalies mit auf den Weg. Wer spielen wird, ließ er offen.

Zuletzt trafen die beiden Teams am 31. Oktober 2018 im Cup-Achtelfinale aufeinander, das Salzburg in Lustenau mit 1:0 gewann. Die Lustenauer absolvierten am Donnerstag ihr Abschlusstraining in Klagenfurt, die Salzburger trainierten zu Hause und machten am Abend nur eine Platz- und Stadionbesichtigung im Wörthersee Stadion.