Jimmy Floyd Hasselbaink
Reuters/Roy Beardsworth
Fußball

Als der Vienna ein Weltstar durchrutschte

Am 1. Juni hätte auf der Hohen Warte in Wien ein nostalgisches Duell zwischen dem ältesten Club Österreichs und dem ältesten Fußballverein der Welt steigen sollen. Doch das Coronavirus machte dem Spiel zwischen dem First Vienna FC 1894 und dem Sheffield FC aus England einen Strich durch die Rechnung. Nicht ein Virus, sondern fehlende finanzielle Mittel verhinderten vor fast 25 Jahren, dass mit Jimmy Floyd Hasselbaink ein späterer Weltstar das Vienna-Dress trug.

Hasselbaink gehörte Ende der 1990er und bis Mitte der 2000er Jahre zu den besten Angreifern Europas. Der Niederländer stürmte u. a. für Leeds United, Chelsea und den FC Middlesbrough in der englischen Premier League und sorgte auch in Spanien bei Atletico Madrid für Furore. Im Dress von Leeds und Chelsea holte sich Hasselbaink in England 1999 bzw. 2001 die Torschützenkrone. 23-mal trug der Stürmer das Nationaldress der Niederlande, neunmal trug er sich für „Oranje“ als Torschütze ein.

Der Anfang seiner Karriere verlief jedoch holprig. Beim AZ Alkmaar konnte sich der junge Jimmy nicht durchsetzen. Auch andere niederländische Clubs waren nur mäßig interessiert. Daher suchte Hasselbaink den Weg ins Ausland. „Ich wollte eine Chance und wollte diese nutzen. Ich habe damals nicht darüber nachgedacht, ein Star zu werden. Aber ich wollte einfach nur Profifußballer werden und eine Chance bekommen“, erinnerte sich Hasselbaink in einem von der Vienna auf YouTube gestellten Interview.

Jimmy Floyd Hasselbaink
Reuters/MHH/WS
Hasselbaink (l.) kam in seiner besten Zeit auch regelmäßig zu Teamehren für die Niederlande

Sein damals bei der Vienna spielender Landsmann Marcel Oerlemans fädelte ein Probetraining und zwei Testspieleinsätze bei den Döblingern ein. Zumindest der damalige Trainer Rudolf Eggenberger zeigte sich von Hasselbainks Potenzial und seinem strammen Schuss begeistert. Auch wenn der Niederländer in seinen zwei Auftritten für die Vienna kein Tor erzielte, wurde ein Lattenschuss bei einem Test in Himberg, der das Gehäuse minutenlang zum Wackeln brachte, Teil der Vienna-Clubgeschichte.

Um 500.000 Schilling zu teuer

Doch die internationale Karriere Hasselbainks begann nicht im 19. Wiener Gemeindebezirk: Am 30. Juli 1995 entschieden die Vienna-Verantwortlichen, die Chance, den damals 23-jährigen Stürmer zu verpflichten, verstreichen zu lassen. 500.000 Schilling, sprich rund 36.000 Euro, hätte es damals gekostet, den hierzulande noch unbekannten Hasselbaink zu verpflichten. Doch in Wien-Döbling war man nicht bereit, das ohnehin knappe Budget für den Stürmer zu überdehnen.

Dabei hatte Trainer Eggenberger alles in die Waagschale geworfen, um Hasselbaink zur Vienna zu holen. Laut einem „Standard“-Interview zum zehnjährigen Jubiläum des Hasselbaink-Kurzgastspiels habe der Coach die Verantwortlich schon während der Testspiele bekniet. „Ich bin zu verschiedensten Leuten weinen und betteln gegangen, doch keiner wollte zahlen. Ich hatte leider nicht genug Geld, sonst hätte ich ihn selbst gekauft. Um Jimmy zu halten, hätte ich sicher auf einen Teil meines Gehalts verzichtet“, erinnerte sich der 74-Jährige an sein vergebliches Bemühen.

Portugal wird zum Sprungbrett

Eggenbergers Pech war das Glück des SC Campomaiorense in Portugal. Dort erhielt Hasselbaink die erhoffte Chance und startete seine erfolgreiche Laufbahn. Darüber, wie seine Karriere gelaufen wäre, wenn man bei der Vienna doch die 36.000 Euro investiert hätte, will der Niederländer nicht spekulieren. „Es lag nicht in meinen Händen, sondern in jenen des Clubs. Offensichtlich stand es nicht in den Sternen geschrieben, dass mein Weg über Österreich hätte gehen sollen. Er sollte über Portugal gehen“, sagte Hasselbaink nun 25 Jahre später.

Nach seiner aktiven Karriere, die 2008 bei Cardiff City zu Ende ging, arbeitete der Niederländer bei mehreren Clubs in Belgien und England – u. a. den Queens Park Rangers – als Cheftrainer. Ähnliche Erfolge wie als Stürmer konnte Hasselbaink bisher damit nicht verzeichnen. Seit dem Ende seines Engagment bei Northampton Town 2018 konzentriert sich Hasselbaink vor allem auf seine Karriere in der Immobilienbranche.

Für private fußballerische Auftritte hat Hasselbaink dennoch Zeit. Etwa für einen Besuch des Duells zwischen der Vienna und Sheffield, das zwar aufgehoben, aber nicht aufgeschoben wurde. „Klar doch, Wien ist eine wunderschöne, romantische Stadt. Warum sollte ich Nein sagen“, sagte der 48-Jährige auf Anfrage der Döblinger zu einer Teilnahme an dem Freundschaftsspiel. Immerhin ist Hasselbaink laut Club der nach dem argentinischen Weltmeister Mario Kempes „berühmteste Spieler, der je das Trikot der Vienna getragen hat“. Auch wenn es nur für ein paar Tage war.