Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton (Mercedes)
APA/AFP/William West
Formel 1

Hamilton fordert Kritik an Rassismus ein

Der sechsfache Weltmeister Lewis Hamilton hat in der Diskussion über Rassismus und Polizeigewalt in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis deutlich Position bezogen und auch die Formel 1 kritisiert.

Der 35 Jahre alte Hamilton, der es als erster dunkelhäutiger Pilot in die Königsklasse des Motorsports geschafft hat und auf dem besten Weg ist, der erfolgreichste Fahrer der Geschichte zu werden, fand auf Instagram klare Worte: „Ich sehe diejenigen von Euch, die still bleiben, einige von Euch sind die größten Stars und bleiben noch still mitten in dieser Ungerechtigkeit. Nicht ein Zeichen von irgendjemandem in meiner Industrie, die natürlich ein von Weißen dominierter Sport ist.“ Er sei einer von wenigen dunkelhäutigen Menschen dort und stehe noch allein, sagte der Brite.

Hamilton ist bekannt dafür, dass er seine politische Meinung mittlerweile klar äußert. Er wuchs als Sohn eines Einwanderers aus Trinidad undTobago in eher bescheidenen Verhältnissen im englischen Stevenage auf. Sein Vater Anthony hatte teilweise mehrere Arbeitsstellen, um das kostspielige Hobby seines Sohnes im Kindes- und Jugendalter zu finanzieren.

„Werden nicht mit Rassismus und Hass geboren“

Er stehe nicht auf der Seite derer, die plündern und Gebäude anzünden würden, aber auf der Seite derer, die friedlich protestieren würden. „Es kann keinen Frieden geben, bis die sogenannten Führer es ändern“, schrieb Hamilton. Es sei nicht nur Amerika, es sei Großbritannien, es sei Spanien, es sei Italien und überall. Es müsse sich ändern, wie Minderheiten behandelt würden. „Wir werden nicht mit Rassismus und Hass in unseren Herzen geboren, es wird gelehrt, von denen, zu denen wir aufschauen“, schrieb Hamilton.

Auch Charles Leclerc meldete sich zu Wort. „Es ist unsere Verantwortung, uns gegen Ungerechtigkeiten auszusprechen. Seid nicht still“, schrieb der 22 Jahre alte Ferrari-Pilot auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Gegen Rassismus müsse etwas getan werden.

Proteste in Denver (USA) nach dem Tod von George Floyd
Reuters/Alyson Mcclaran
Nach dem Tod von Floyd breiten sich die Proteste in den USA weiter aus

In der vergangenen Woche war der 46-jährige Floyd von einem Polizisten in Minneapolis mit dem Knie im Nacken minutenlang zu Boden gedrückt worden. Mehrmals hatte Floyd gesagt: „Ich kann nicht atmen.“ Bei der Ankunft im Krankenhaus war er für tot erklärt worden. Der Polizist wurde inzwischen wegen Mordes angeklagt.

Liverpool-Spieler mit symbolischer Geste

Die Fußballspieler des englischen Tabellenführers FC Liverpool haben sich mit einem symbolischen Kniefall den Protesten zum Tod des Afroamerikaners Floyd angeschlossen. Die Spieler stellten sich während des Trainings am Montag am Anstoßkreis auf und knieten symbolisch nieder, um ihre Unterstützung für die „Black Lives Matter“-Bewegung und die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu zeigen.

Zahlreiche Spieler, darunter Trent Alexander-Arnold, Virgil van Dijk und Jordan Henderson, posteten am Montag ein Foto der Geste in Sozialen Netzwerken. Dazu schrieben sie „Einigkeit ist Stärke“ und den Hashtag „#BlackLivesMatter“ („Schwarze Leben zählen“).

Michael Jordan „einfach wütend“

Auch der für gewöhnlich in der Öffentlichkeit nicht politisch agierende Ex-Basketballstar Michael Jordan hat sich unterdessen zu Wort gemeldet. Der 57 Jahre alte sechsfache Champion der National Basektball Association (NBA) sprach der Familie Floyds über seine Sprecherin sein Mitgefühl aus.

„Ich bin zutiefst traurig, wirklich gequält und einfach wütend. Ich sehe und fühle jedermanns Schmerz, Empörung und Wut“, leitete Jordan seine Stellungnahme ein. Der ehemalige Superstar der Chicago Bulls sagte, er habe keine Antworten. Man müsse einander zuhören, Einigkeit zeigen und dürfe sinnloser Gewalt nie den Rücken kehren.

„Schwarz zu sein in Amerika ist hart“

Jordan reihte sich damit ein in die Vielzahl von prominenten (Ex-)Sportlern in den USA, die seit Bekanntwerden des Vorfalls am vergangenen Montag ihre Wut und ihre Sorge öffentlich gemacht haben. Schon sehr früh waren die Basketballgrößen Stephen Curry und LeBron James in den Sozialen Netzwerken aktiv.

Neben Jordans ehemaligem Club, den Chicago Bulls, äußerte sich am Sonntag auch der Trainer der LA Clippers, Doc Rivers, in einer Stellungnahme. Er bezog sich darin auch auf die Ausschreitungen, die in den vergangenen Tagen die zuvor meist friedlichen Proteste zunehmen abgelöst haben. Diese Reaktion auf den Tod Floyds habe sich seit Jahrzehnten angebahnt, schrieb Rivers. Zu oft verurteilten Menschen die Reaktion auf etwas und nicht den Auslöser. „Schwarz zu sein in Amerika ist hart“, schrieb Rivers und betonte im gleichen Text. „Das ist kein afroamerikanisches Problem. Das ist ein Problem der Menscheit.“

NFL-Boss sieht „dringenden Handlungsbedarf“

Der Chef der Nationale Football League (NFL), Roger Goodell, sprach der Familie Floyds ebenfalls sein Beileid aus. In einer Stellungnahme auf der NFL-Website erklärte Goodell, die NFL-Familie sei zutiefst betroffen von den tragischen Ereignissen. „Die Reaktionen der Demonstranten auf diese Vorfälle spiegeln den Schmerz, die Wut und den Frust wider, den so viele von uns empfinden“, schrieb Goodell. Wie die momentanen Ereignisse unterstrichen, bleibe für das Land und die Liga viel zu tun.

„Es bleibt ein dringender Handlungsbedarf“, erklärte Goodell, der an zwei weitere Fälle erinnerte. Die Liga sei sich ihres Einflusses bewusst und nehme ihre Verantwortung an. Man wolle die systemischen Themen zusammen mit Spielern, Clubs und Partnern weiterhin angehen.

Im American Football hatte der damals bei den San Francisco 49ers beschäftigte Quarterback Colin Kaepernick 2016 eine Protestwelle zum Thema soziale Ungerechtigkeit in den USA ausgelöst. Der heute 32-Jährige war während der Nationalhymne auf die Knie gegangen. Seit 2017 bekam er keinen Vertrag mehr. Kaepernick hatte auf Twitter nach dem Tod von Floyd geschrieben: „Wir haben das Recht, uns zu wehren.“