Christoph Haas and Andreas Leitner bei einem Training des FC Flyeralarm Admira.
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Chronik

Wie ein Virus die Sportwelt veränderte

Es ist 100 Tage her, seit in Österreich am 25. Februar die ersten bestätigten Coronavirus-Fälle gemeldet wurden. Im Sport waren zu diesem Zeitpunkt bereits weltweit zahlreiche Veranstaltungen abgesagt worden. Es folgten die Verschiebungen von Olympia in Tokio und der Fußball-EM um je ein Jahr. Auch in Österreich stand der Sport praktisch still und nimmt nun langsam wieder den Betrieb auf.

Dass die Zunahme von Coronavirus-Erkrankungen in China das Sportgeschehen empfindlich stören könnte, wurde hierzulande erstmals im Jänner während der Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel ein Thema. Man blickte sorgenvoll nach China, wo im Februar die Olympiageneralprobe bevorstand. Noch bevor am 25. Februar der erste positive Krankheitsfall in Österreich bekanntwurde, schrillten die Alarmglocken.

Zwar war erst mit 16. März und den von der österreichischen Bundesregierung erlassenen Verkehrsbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie kein Training an Sportstätten mehr möglich und wurde der Vereinsbetrieb eingestellt, aber bereits in den Wochen davor sorgten Absagen und Verschiebungen von Events aus aller Welt für Verunsicherung. Im Überblick eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse.

Erste Absagen im Jänner in China

22. Jänner: Das Auftreten des neuartigen Coronavirus in Wuhan führt zur Verlegung von zwei Olympiaqualifikationen im Fußball und Boxen für Tokio 2020 aus der chinesischen Millionenstadt. Damit kommt ein Stein ins Rollen, von nun an kommen aus China fast täglich Meldungen von Verschiebungen bzw. Verlegungen von nationalen und internationalen Veranstaltungen in Sportarten wie Fußball, Basketball, Radsport, Tennis und Schwimmen.

29. Jänner: Der alpine Skitross wird erfasst: Die Herren-Rennen auf den Olympiastrecken von 2022 in Yanqing werden abgesagt. Die für Mitte März angesetzte Hallen-WM der Leichtathleten in Nanjing wird erst 2021 stattfinden. Der Asiatische Fußballverband verändert die Spielansetzungen in der Champions-League-Gruppenphase, betroffen ist auch Schanghai SIPG mit Marko Arnautovic. Olympiagastgeber Tokio äußert sich besorgt, das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilt mit, dass es mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Verbindung steht.

Virus erreicht im Februar Europa

12. Februar: Die Formel 1 verschiebt den Grand Prix von China, der für 19. April als viertes Saisonrennen in Schanghai geplant war. Die Königsklasse wird schließlich bis Juli ruhen.

22./23. Februar: Das Virus ist in Europa angekommen. In der italienischen Fußball-Serie-B wird Ascoli gegen Cremonese rund eine Stunde vor Beginn verschoben. Die Gäste kommen aus der Lombardei im Norden, wo 30 Krankheitsfälle bekanntgeworden sind. Tags darauf sagt die italienische Regierung alle Sportveranstaltungen in der Lombardei und in Venetien ab. In den kommenden Tagen kommt der Sport in Italien vollkommen zum Erliegen.

24. Februar: Israel untersagt nach ersten Infektionsfällen aus Sorge vor einer Virusverbreitung Ausländern die Teilnahme am Marathon in Tel Aviv. Im März müssen Israels Fußballteamchef Andreas Herzog und Verbandssportdirektor Willi Ruttensteiner in Quarantäne.

27. Februar: Es kommt zu ersten Absagen von Sportveranstaltungen in Deutschland (Billard-WM) und der Schweiz (Engadin Skimarathon). Die Schweiz verbietet in der Folge Großveranstaltungen und unterbricht u. a. die Fußballmeisterschaft. Die UAE-Tour der Radprofis in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird zwei Etappen vor Schluss nach positiven Tests abgebrochen. Die Teilnehmer werden in Hotels isoliert, darunter auch die vier österreichischen Profis Patrick Konrad, Gregor Mühlberger, Marco Haller und Matthias Brändle. Nach negativen Tests dürfen sie nach einigen Tagen heimreisen.

Völliger Stillstand im März

1. März: Noch im Laufe des Monats wird der Sport fast auf der ganzen Welt zum Stillstand kommen – einerseits wegen Infektionsfällen, andererseits wegen Reisebeschränkungen. Zahlreiche Events werden überhaupt abgesagt, viele auf die zweite Jahreshälfte bzw. das kommende Jahr verlegt.

6. März: Der Italienische Wintersportverband sagt das für 18. bis 22. März angesetzte Finale des alpinen Skiweltcups in Cortina d’Ampezzo ab.

10. März: Die Eishockeyliga EBEL wird wegen der von der österreichischen Bundesregierung bekanntgegebenen Verordnungen – Sportveranstaltungen nur ohne Zuschauer – vorzeitig beendet. Es wird kein Meister gekürt. Die Fußball-Bundesliga setzt alle Spiele der beiden höchsten Ligen aus.

11. März: Absagen in Österreich treffen den heimischen Spitzensport empfindlich: U. a. finden 2020 nicht statt: der Vienna City Marathon (VCM) im April, die im Juni/Juli geplante Radrundfahrt, das im August vorgesehene Beachvolleyball-Majors in Wien. International trifft es u. a. die Ruder-WM in Bled und die Leichtathletik-EM in Paris.

11./12. März: Die alpinen Skiweltcup-Rennen der Damen in Aare und Herren in Kranjska Gora finden nicht statt. Da auch für die Skispringer die Saison zu Ende ist, darf sich Stefan Kraft über die große Kristallkugel freuen.

12. März: Der ÖFB setzt den gesamten Spielbetrieb in allen Ligen unter seiner Schirmherrschaft aus. Der LASK kassiert im „Geister“-Achtelfinale der Fußball-Europa-League eine 0:5-Heimniederlage gegen Manchester United. Tags darauf stoppt der Europäische Fußballverband (UEFA) den Spielbetrieb der Champions League und Europa League.

Formel 1 zieht vor Auftakt Notbremse

13. März: Der Internationale Automobilverband (FIA) und Formel-1-Eigner Liberty Media geben nur wenige Stunden vor dem ersten Training der Saison die Absage des Grand Prix von Australien in Melbourne bekannt. Im McLaren-Rennstall gibt es positive Tests.

13. März: Das für 27. März in Swansea angesetzt gewesene Fußballländerspiel zwischen Wales und Österreich wird nicht stattfinden. Vier Tage später ist auch jenes am 30. März in Wien zwischen Österreich und der Türkei Geschichte. Am 1. April verschiebt die UEFA die Juni-Länderspiele auf unbestimmte Zeit. Das betrifft auch die Partien des ÖFB-Teams gegen England und Tschechien.

16. März: In Österreich gelten ab sofort zur Eindämmung der Pandemie Verkehrsbeschränkungen. Es ist kein Training an Sportstätten mehr möglich, der Vereinsbetrieb wird eingestellt. Zahlreiche Spitzensportler werden als Bundesheer- bzw. Polizeiangestellte anderweitig eingesetzt, beispielsweise in Lebensmittellagern und im Streifendienst. In der Folge werden zahlreiche Meisterschaften, u. a. im Basketball, Volleyball und Handball abgebrochen, es gibt keine Meister.

17. März Die UEFA beschließt nach einer Krisenkonferenz, dass die für 12. Juni bis 12. Juli 2020 geplante Fußball-EM in zwölf Ländern erst 2021 von 11. Juni bis 11. Juli stattfinden wird.

21. März: Der Internationale Eishockeyverband (IIHF) sagt die WM der Division I mit Österreich in Ljubljana ab, ebenso die A-WM in der Schweiz.

24. März: Die Olympiaathleten müssen auf ihr für Sommer 2020 anberaumtes Highlight noch lange warten: Die Olympischen Spiele in Tokio werden auf 2021 verschoben, die Eröffnungsfeier ist für 23. Juli geplant, das Schlussfest für 8. August.

Erste Lockerungen im April

6. April: Die Bundesregierung erklärt ein Verbot von öffentlichen Veranstaltungen bis Ende Juni. Dazu zählen auch alle Sportevents unter Einbeziehung von Publikum. Die Tür für die Abhaltung von „Geisterspielen“ wird offengelassen.

15. April: Spitzensportler dürfen ab 20. April an Sportstätten unter Einhaltung der Abstandsregeln wieder trainieren. Die Bundesregierung beschließt zudem, dass die zwölf Clubs der Fußball-Bundesliga sowie Cupfinalist Austria Lustenau in Kleingruppen von bis zu sechs Spielern das Training wieder aufnehmen dürfen.

24. April: Die Europäische Handball-Föderation (EHF) bricht u. a. die WM-Qualifikation in Europa ab. Das bringt Österreichs Männern das Fixticket für die WM im Jänner 2021 in Ägypten.

30. April: Paris Saint-Germain wird beim Abbruch der französischen Fußballliga der Meistertitel zugesprochen.

LASK startet zu früh Mannschaftstraining

14./15. Mai: Die Fußball-Bundesliga leitet beim zuständigen Senat 1 ein Verfahren gegen den LASK ein. Auf Videos ist die Abwicklung eines regulären Mannschaftstrainings zu sehen, das zum Zeitpunkt der Durchführung noch verboten war. Der Senat 1 verurteilt den LASK am 28. Mai zu einem Abzug von sechs Punkten und einer Geldstrafe von 75.000 Euro.

15. Mai: Die weltweite Tennistour pausiert wegen der Coronavirus-Krise bis mindestens 31. Juli, das ab 27. Juli geplante Herren-Turnier in Kitzbühel wird in den Herbst verschoben. Von den Grand-Slam-Turnieren wurde Wimbledon abgesagt. Von 31. August bis 13. September sind die US Open geplant, von 20. September bis 4. Oktober die aus dem Mai verschobenen French Open.

16. Mai: Die deutsche Fußball-Bundesliga nimmt den Spielbetrieb wieder auf. Erling Haaland erzielt das erste Tor nach der Coronavirus-Pause. Österreichs aktueller Fußballer des Jahres trifft für Borussia Dortmund gegen Schalke 04 (4:0).

27. Mai: Dominic Thiem spielt sein erstes Tennismatch seit 22. Februar, er nimmt an der Austrian Pro Series teil.

29. Mai: Fußballeuropa blickt nach Klagenfurt, wo das erste Cupfinale des Kontinents nach der Coronavirus-Pause in Szene geht: Red Bull Salzburg holt sich gegen Zweitligisten Austria Lustenau den Titel (5:0). Zuschauer sind nicht erlaubt.

30. Mai: Nach mehrmonatigem Stillstand hat die Formel-1-WM 2020 ihre Starterlaubnis. Österreichs Gesundheitsministerium gibt für die beiden zum verspäteten Saisonauftakt am 5. und 12. Juli geplanten Rennen in Spielberg freie Fahrt.

2./3. Juni: Die österreichische Fußball-Bundesliga startet mit Qualifikations- und Meisterrunde. Am Freitag (5. Juni) folgt die 2. Liga.