Alexander Berger
GEPA/Andreas Pranter
Volleyball

Neo-Teamchef Gacic „fängt bei Minus an“

Nach zehn Jahren ist am Mittwoch die Ära von Michael Warm als Teamchef von Österreichs Volleyballnationalteam zu Ende gegangen. Zwar wurde Radovan Gacic bereits im Februar als sein Nachfolger bestellt, coronavirusbedingt musste in den ersten Monaten aber online gearbeitet werden. „Wir fangen nicht bei null an, sondern bei Minus“, sagte der Slowene.

13 Spieler des unter Warm im September in Belgien aufgetretenen EM-Kaders bestreiten im Trainingszentrum Steinbrunn im Burgenland bis 30. Juni ihr erstes Camp unter Gacic, nur der nach dem kontinentalen Titelkampf vom Team zurückgetretene Thomas Zass fehlte. Dazu kommen weitere 13 Spieler aus der zweiten und dritten Reihe. Der neue Chefcoach möchte sich gleich zu Beginn ein Bild von der Kaderbreite machen.

Zum Auftakt wurden am Dienstag CoV-Tests genommen. Zu den Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus gehören auch das Führen eines Gesundheitstagebuchs, zweimal täglich Fiebermessen sowie die Unterkunft in Einzelzimmern. Trainiert wird in Kleingruppen mit Abstand, da es für ein weitergehendes, vom Österreichischen Volleyballverband (ÖVV) Mitte Mai eingebrachtes Konzept noch kein grünes Licht gibt. Bis Montag sollte es kommen.

Alex Berger beim SARS-CoV-2-Test
ÖVV
Neo-Teamchef Gacic (r.) ließ seine Auswahl um Kapitän Alex Berger zu Beginn durchtesten

Feilen an Fitness und Grundtechnik

Die Coronavirus-Pause hat Gacic den Plan druchkreuzt, die Teamkandidaten im In- und Ausland in der heißen Play-off-Phase der Meisterschaften intensiv zu beobachten. „Ich kenne die Spieler daher noch nicht so persönlich“, sagte der 45-Jährige im Gespräch mit der APA. Die ersten drei Wochen mit den Spielern – rund drei Monate nach den bisher letzten Clubtrainings – hätten daher spezielle Bedeutung.

„Die Idee ist, den Körper in Bewegung zu bringen, die alten Gefühle zurückzubringen“, sagte Gacic. „Wir werden viel an der Fitness arbeiten, und dann natürlich auch an der Grundtechnik mit dem Ball.“ Der Coach glaubt, die Spieler im Juni wieder auf ein Niveau bringen zu können, wonach es dann schon ins Taktische gehen könnte. „Ich glaube, wir können in der Zeit so weit kommen, dass wir wissen, was jeder Spieler machen kann.“

Viel Aufholbarf nach Zwangspause

Allerdings sieht Gacic nach der langen Zwangspause viel Aufholbedarf. Die wichtige EM-Qualifikation beginnt – zumindest nach derzeitigem Stand – bereits Mitte August. In einer Dreiergruppe mit Bulgarien und Israel gilt es, die EM 2021 als Gruppensieger oder einer der fünf besten Zweiten aus sieben Pools zu erreichen. Die Konkurrenz würde innerhalb von drei Wochen mit Hin- und Rückspielen abgewickelt werden. Der Europäische Volleyballverband (CEV) entscheidet bis Anfang Juli, ob das so bleibt.

Eine Alternative scheint eine Verschiebung in den Jänner zu sein, und vor allem eine Änderung auf Turnierform. „Wahrscheinlich wären es zwei Turniere mit je zwei Spielen für jede Mannschaft“, sagte ÖVV-Sportdirektor Gottfried Rath. Verstärkt scheint eine Turnierform für das ÖVV-Damen-Team ein Thema, da es im Viererpool gegen Spanien, Griechenland und Norwegen geht. Die ÖVV-Damen trainieren ab 22. Juni ebenso in Steinbrunn.