Jubel bei Salzburg
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Bundesliga

Nächste Juwele machen Haaland vergessen

Red Bull Salzburg scheint unaufhaltsam auf dem Weg zum bereits siebenten Meistertitel in Folge zu sein. Nach der Coronavirus-Pause wurden bisher alle Pflichtspiele gewonnen, was zum einen der neu gewonnenen defensiven Stabilität, zum anderen aber auch vor allem der Offensivabteilung (18 Tore in vier Pflichtspielen, Anm.) zu verdanken ist. Die nächsten Juwele haben dafür gesorgt, dass der Abgang von Erling Haaland quasi vergessen ist.

29 Tore erzielte der erst 19-jährige Norweger 2019 in nur 27 Spielen für Salzburg, 28 davon alleine in der vergangenen Herbstsaison. Borussia Dortmund gewann das Rennen um den Teamspieler und verpflichtete ihn im Winter dank einer Ausstiegsklausel für 20 Millionen Euro. Auch in Deutschland traf Österreichs Fußballer des Jahres 2019 bereits 13-mal bei lediglich 14 Einsätzen. Der Abgang wog in Salzburg allerdings nur anfangs schwer, seit dem Wiederbeginn nach der Pause läuft die Tormaschinerie wieder wie geschmiert – auch, weil die potenziellen Nachfolger Haalands in Salzburg die Pause offenkundig genützt haben.

„Wir haben so viel Qualität vorne“, lobte Trainer Jesse Marsch nach dem 5:1-Sieg zuletzt gegen Sturm Graz. Neben Dreifachtorschütze Dominik Szoboszlai, der laut Marsch „jetzt auf einem anderen Niveau spielt“, habe auch Stürmer Patson Daka, der bereits bei 22 Ligatoren in dieser Saison hält, „sehr viel Selbstvertrauen“. Die beiden gelten wie der bereits routiniertere Südkoreaner Hwang Hee Chan (24) als nächste Wechselkandidaten. Ihre potenziellen Nachfolger wiederum gehören schon teilweise der Stammmannschaft an.

Nachfolger schlagen ein

In Salzburg grüßt (halb)jährlich das Murmeltier, wenn es darum geht, hochkarätige Abgänge zu ersetzen. Im Winter verließ Haaland Salzburg nach einer der beeindruckendsten Herbstsaisonen eines Stürmers in Österreich, sechs Monate davor ging Munas Dabbur als Bundesliga-Torschützenkönig. Mit Verspätung avancierte der Israeli zum erhofften Nachfolger von Jonatan Soriano, der mit 173 Treffern die meisten für Salzburg in seiner Clubgeschichte erzielte. Noch während der Spanier für den Meister Tore erzielt hatte, spielte Daka bereits in Salzburg.

Anfang des Jahres 2017 kam der heute 21-Jährige aus seiner Heimat Sambia von Kafue Celtic FC nach Österreich und verdiente sich – wie es in Salzburg als Talent mittlerweile traditionell ist – seine ersten Sporen zunächst beim Kooperationsclub FC Liefering. Erstmals fiel Daka bereits wenige Monate nach seiner Ankunft in Österreich auf, als er mit zwei Toren beim Final Four der UEFA Youth League kräftig mithalf, dass die damalige U19 des FC Salzburg die Nachwuchs-Champions-League für sich entscheiden konnte. Nur 27 Spiele absolvierte Daka für Liefering, nun hat er bereits 76 für Salzburg in den Beinen – und 32 Tore erzielt.

Patson Daka (RBS)
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Patson Daka hat in dieser Bundesliga-Saison 22 Tore erzielt, nur Shon Weissman vom WAC hat mehr (24) auf dem Konto

Daka ist eines der jüngeren Beispiele von Spielern, die aus Afrika kommen und in Salzburg sich für höhere Aufgaben in Europa empfehlen. Den Anfang machte Sadio Mane, der via Frankreich in Österreich landete und nun Starspieler bei Champions-League-Sieger FC Liverpool ist. Ebenfalls aus Frankreich stieß sein heutiger Teamkollege Naby Keita zu Salzburg. Seit einigen Jahren kommen die Talente direkt nach Salzburg, wie etwa Amadou Haidara oder Diadie Samassekou aus Mali. Alleine diese vier Spieler spülten kolportierte 84 Millionen Euro an Ablösesummen in die Salzburger Vereinskassa.

Millionen reinvestiert

Dank der erfolgreichen Arbeit auf dem Platz hat sich Salzburg aber auch bei den Talenten in Europa längst einen Namen gemacht. Bekanntestes Beispiel ist ohnehin Haaland, der Anfang 2019 des Jahres von Molde FK aus Norwegen kam. Selbst das deutsche Toptalent Karim Adeyemi geht seinen Weg über Salzburg, um national wie international auf viel Spielpraxis zu kommen. Die Verpflichtung dieser Talente lassen sich die „Bullen“, die seit 2014 selbst über 300 Millionen Euro an Ablösesummen eingenommen haben, wiederum einige Millionen kosten – für Haaland sollen deren acht geflossen sein.

Ab und an streuen die Salzburger mit Sportchef Christoph Freund an der Spitze aber auch Transfers von Profispielern ein. Für Dabbur wurden einst kolportierte fünf Millionen Euro an die Grasshoppers aus Zürich überwiesen, für Noah Okafor in diesem Winter die Bundesliga-Rekordsumme von 11,20 Millionen Euro an den FC Basel. Auch der 20-jährige Schweizer hat sich nach der Coronavirus-Pandemie in den vier Spielen gleich hervorgetan und ebenso viele Scorerpunkte verzeichnet.

„Szoboszlai wird ein großer Spieler“

Den größten Entwicklungsschritt scheint aber Szoboszlai gemacht zu haben. Sein Talent und Potenzial wurden nie angezweifelt, doch im Kopf stand sich der ungarische Teamspieler wohl noch zu oft im Weg – was mit 19 Jahren nichts Ungewöhnliches ist. „Er hat mental eine Entwicklung vollzogen“, konstatierte aber Mitspieler Zlatko Junuzovic und betonte am Freitag bei einer Pressekonferenz in Salzburg: „Er kann nicht nur ein großer Spieler werden, ich sage, er wird ein großer Spieler, wenn er weiter so fokussiert arbeitet und Leistung zeigt.“

Jubel bei Salzburg
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Nicht nur Routinier Junuzovic (r.) prophezeit Dominik Szoboszlai eine große Karriere

Trainer Marsch sagt Ähnliches über den offensiven Mittelfeldspieler mit Freistoßqualitäten: „Er ist jetzt ein anderer Typ als zu Saisonbeginn. Er war nicht schlecht, aber jünger und benötigte Zeit und Druck. Der Standard muss für ihn und unsere Mannschaft jeden Tag hoch sein. Das ist ein Schlüssel für uns, und am Ende können wir so einen Spieler mit viel Qualität, Selbstvertrauen, Konzentration und Mentalität sehen. Aber die Arbeit ist nicht fertig“, merkte der US-Amerikaner, dessen Name selbst in der Gerüchteküche brodelt – Stichwort Dortmund – an.

Adeyemi als nächster Haaland tituliert

Sollten wenig überraschend im Spätsommer wieder einige Salzburger Spieler abhandenkommen, haben die Nachfolger wohl schon einige Einsätze am Buckel. Adeyemi, der im Sommer 2018 für kolportierte drei Millionen Euro von SpVgg Unterhaching nach Österreich gewechselt war, könnte dann schon so weit sein, in die Fußstapfen zu treten.

Der erst 18-jährige Deutsche, dem ein ähnlicher Karriereverlauf in Salzburg wie Haaland prophezeit wird, ist im Winter für den Norweger von Liefering geholt worden und hält bei drei Assists in ebenso vielen Ligaspielen. Seine Nachfolger sind wiederum entweder derzeit verliehen oder tummeln sich beim FC Liefering – für den Slowenen Benjamin Sesko (17) wurden etwa auch 2,5 Millionen Euro hingelegt. Die Nachfolger der Nachfolger befinden sich schon in Salzburg.