Alex Zanardi auf dem Hand-bike
AP/Mark J. Terrill
Behindertensport

Zanardi nach Unfall auf Intensivstation

Die Motorsportwelt betet für Alex Zanardi. Der schwere Unfall des Ex-Formel-1-Piloten mit einem Handbike hat aktuelle und einstige Fahrer erschüttert. Der 53-Jährige verunglückte am Freitag in Italien schwer. Medien berichteten, dass er bei Pienza auf einer abschüssigen Straße auf die Gegenseite geraten sei und mit einem Lkw kollidiert sein soll.

Er wurde umgehend mit einem Rettungshubschrauber ins Universitätskrankenhaus von Siena geflogen. Die Ärzte sprachen von einer „heiklen neurochirurgischen Operation“, die unmittelbar eingeleitet wurde. Zanardi sei mit schweren Kopfverletzungen gebracht und knapp drei Stunden operiert worden, teilte das das Spital Azienda Ospedaliera Universitaria Senesedas am späten Freitagabend mit. Zanardi wurde auf die Intensivstation verlegt, sein Zustand sei „sehr ernst“.

Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass Zanardi ein schweres Kopftrauma erlitten habe. Mario Valentini, Trainer der italienischen Handbike-Mannschaft, der nach kurzer Zeit am Unfallort gewesen war, berichtete, dass Zanardi noch bei Bewusstsein gewesen sei und gesprochen habe. Zanardi bestritt ein Rennen für paralympische Athleten mit Handbikes und Fahrrädern in der Toskana.

Formel-1-Szene zeigt sich erschüttert

Aktuelle und einstige Fahrer zeigten sich erschüttert. „Ich habe so eine Angst um Alex Zanardi, dass ich den Atem anhalte. Ich bin sein Fan. Ich bin sein Freund“, schrieb der amerikanische Formel-1-Weltmeister von 1978, Mario Andretti, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Bitte macht das, was ich tue: Betet, betet für diesen wunderbaren Mann.“ Der aktuelle Formel-1-Pilot Charles Leclerc von Ferrari twitterte: „Kämpfe. Du weißt, wie. Du bist großartig.“ In Gedanken seien alle mit ihm, twitterte die Formel 1, in der Zanardi von 1991 bis 1994 und dann noch einmal 1999 an insgesamt 44 Grands Prix teilnahm.

„Du warst immer ein Kämpfer und wirst immer einer sein“, twitterte der Präsident des Internationalen Automobilverbands (FIA), Jean Todt, kurz vor Mitternacht: „Alex, die ganze FIA-Gemeinde unterstützt dich in diesem grausamen Moment.“ Schockiert zeigte sich auch der britsche Ex-Weltmeister Damon Hill auf Twitter. „Für ihn, seine Familie und Freunde und Millionen Fans und Anhänger, wir beten für dich, Alex.“ Die gesamte Motorsportgemeinde sei bei ihm, schrieb der spanische Formel-1-Pilot Carlos Sainz: „Gib mehr als jemals zuvor.“

Horrorcrash 2001 auf Lausitzring

Vor knapp 20 Jahren hatte Zanardi nach einem verheerenden Unfall auf dem Lausitzring in Deutschland schon einmal um sein Leben gerungen. Bei dem Horrorcrash in der Champcar-Serie am 15. September 2001 verlor er beide Beine. Dass er den Unfall überlebte, bei dem er sich mit seinem Wagen gedreht hatte und ein Konkurrent mit dessen Wagen in ihn gekracht war, grenzte an ein Wunder.

Im Helikopter auf dem Weg zum Notfallkrankenhaus in Berlin hatte Zanardi siebenmal wiederbelebt werden müssen. Er hatte eine große Menge Blut verloren. Aber Zanardi überlebte und kehrte nach einer langen Reha sogar zurück in den Rennsport. Bewundert von Kollegen, von Fans, von Menschen in aller Welt.

Der Lebenswille des am 23. Oktober 1966 in Bologna geborenen Zanardi schien einfach unzerstörbar. Oder wie es sein langjähriger Arbeitgeber BMW einmal beschrieb: „Alessandro Zanardi ist ein Phänomen – und der lebende Beweis dafür, dass es keine Grenzen gibt, wenn man sich einer Herausforderung mit Leidenschaft und Begeisterung widmet.“

Vier Goldmedaillen bei Paralympics gewonnen

Nur zwei Jahre nach dem Crash saß Zanardi wieder im Cockpit eines Rennwagens – umgebaut für seine Bedürfnisse. Im Deutschen Tourenwagen-Masters hatte er vier Starts. Dann schlug Zanardi eine zweite Karriere ein, er gewann bei den Paralympics 2012 und 2016 jeweils zweimal die Goldmedaille mit dem Handbike. Selbst vor dem Ironman machte Zanardi nicht halt und überwand alle Schwierigkeiten und Herausforderungen.